Raketen auf Tel Aviv

Luft-Krieg um Israel

Teilen

Israel setzt Angriffe auf Gaza während des Kandil-Besuchs am Freitag aus.

Das israelische Militär will während des Aufenthalts des ägyptischen Ministerpräsidenten Hisham Kandil im Gazastreifen am Freitag keine Angriffe auf das Palästinensergebiet fliegen. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu habe eingewilligt, einer entsprechenden Bitte der Regierung in Kairo nachzukommen, sagte ein ranghoher israelischer Regierungsvertreter. Einzige Bedingung sei, dass während des für drei Stunden angesetzten Besuchs von Kandil keine Raketen vom Gazastreifen aus auf Israel abgefeuert würden.

Blutige Auseinandersetzung
„Das Tor zur Hölle ist geöffnet“, warnte die palästinensische Terror-Organisation Hamas nach der Ausschaltung ihres Militärchefs Ahmed al-Jabari. Israel hatte Jabari am Mittwoch getötet. Am Donnerstag die blutige Antwort der Palästinenser: Zuerst schlug eine Rakete im Ort Kiryat Malakhi ein – drei Israelis starben.

Dann erklärte die Hamas, sie habe eine iranische Fajr-5-Rakete auf Tel Aviv (400.000 Einwohner) abgefeuert. Erstmals seit 1991 wurde in Tel Aviv Luft-Alarm ausgelöst. Die Rakete schlug kurz vor der israelischen Metropole ein. Niemand wurde verletzt.

30.000 Reservisten
Nun droht Israels Premier Netanjahu mit einer Bodenoffensive. Israel begann mit der Mobilisierung seiner Reservisten. 30.000 Mann könnten einberufen werden.

Hunderte Raketen
200 Raketen feuerte die Hamas seit voriger Woche aus dem Gazastreifen nach Israel, gestern waren es 130. Die meisten wurden vom Raketenschutzschirm „Iron Dome“ abgefangen. Israel antwortete mit 160 Luftschlägen. Donnerstagabend beschossen die Israelis binnen einer Stunde 70 Ziele im Gazastreifen – in Beit Hanun starben drei Palästinenser.

Die Hamas will jetzt auch Ägypten in ihren Kampf hineinziehen: „Geschieht das“, warnt Nahost-Experte Scholl-Latour, „droht ein neuer Krieg.“

›Offensive mit großem Risiko‹

ÖSTERREICH: Droht ein neuer Krieg?
Peter Scholl-Latour:
Es ist ein schwer­wiegender Konflikt, die Gefahr einer noch größeren Konfrontation ist schlagartig wieder da. Die Hamas, um die es lange ruhig war, ist militärisch stärker geworden, die Reichweite ihrer Raketen deutlich größer. Entscheidend ist aber, wie der neue ägyptische Präsident Mursi auf den Konflikt reagieren wird. Mursi gilt als Freund der Hamas.

ÖSTERREICH: Könnte Kairo in den Konflikt eingreifen?
Scholl-Latour:
Bisher hat Mursi versucht, mit Israel ein friedliches Nebeneinander zu organisieren, das hat funktioniert. Sollten israelische Truppen aber tatsächlich in den Gazastreifen einmarschieren, müsste Ägypten reagieren und den Friedensvertrag mit Israel aufkündigen. Mursi wird von zwei Seiten bedrängt: von der eigenen Armee und dem radikal-islamischen Flügel, der immerhin 40 Prozent der Stimmen ausmacht. Die Radikalen fordern schon jetzt scharfe Reaktionen.

ÖSTERREICH: Israel wählt im Jänner 2013, steht im Wahlkampf. Versucht Premier Netanjahu mit der Offensive zu punkten?
Scholl-Latour:
Beide Seiten schießen aufeinander. Israel reagiert auf Angriffe und hat ein Recht dazu. Ich möchte hier kein Urteil abgeben und für keine Seite Partei ergreifen. Aber auch die Amerikaner sehen einen direkten Zusammenhang zwischen dem Wahlkampf und der brandgefährlichen Offensive.

Die stärksten Bilder des Tages

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.