Israel

Luftalarm und Explosionsdonner in Tel Aviv

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Israel tötete Militärchef der Hamas. Palästinenser feuern Raketen zurück.

Luftalarm in Tel Aviv, Racheschwüre in Gaza: International wächst die Furcht vor einem neuen Nahost-Krieg. Erstmals seit dem Golfkrieg 1991, als der Irak Scud-Raketen auf Israel abschoss, heulten am Donnerstag die Luftalarm-Sirenen in der israelischen Metropole Tel Aviv. Zugleich war eine dumpfe laute Explosion zu hören.

Der bewaffnete Arm des Islamischen Jihads bekannte sich zu dem Angriff. Bei dem am frühen Donnerstagabend vor dem Stadtteil Jaffa ins Meer gefallenen Geschoß habe es sich um eine Fajr-5-Rakete aus iranischer Produktion gehandelt, teilten die Al-Kuds-Brigaden mit. Zuvor war laut israelischer Armee eine Rakete südöstlich von Tel Aviv eingeschlagen. In der Stadt wurde Luftalarm ausgelöst, Menschen liefen in Panik zu den Schutzräumen.

Israel antwortet mit weiteren Luftangriffen
Nach dem Raketenbeschuss verstärkte die israelische Luftwaffe ihre Angriffe im Gazastreifen. Dabei wurden in Beit Hanun mindestens drei Palästinenser getötet, teilte die radikalislamische Organisation Hamas mit. Wie die israelische Armee erklärte, wurden binnen einer Stunde etwa 70 Ziele im Gazastreifen beschossen.

Bodenoffensive möglich
Israel begann mit der Mobilisierung seiner Reservisten, laut Militär könnten bis zu 30.000 Mann einberufen werden. Laut Armee kann die Einberufung jederzeit erfolgen. Die Armee sei dabei, "die Kampagne auszuweiten". Zuvor hatte Regierungschef Benjamin Netanyahu erklärt, Israel werde "weiterhin alles Nötige tun, um seine Bevölkerung zu schützen". Eine Bodenoffensive behielt sich die Regierung ausdrücklich vor.

Der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas brach seine Europareise ab und kehrte ins Westjordanland zurück. Die Vereinten Nationen und viele Regierungen weltweit warnten vor einer weiteren Verschärfung der Lage.

274 Raketen auf Israel
Nach Angaben der israelischen Streitkräfte wurden seit Beginn der Offensive "Säule der Verteidigung" am Vortag 250 Ziele im Gazastreifen angegriffen. Dabei starben nach palästinensischen Angaben mindestens 15 Palästinenser, mehr als 150 wurden verletzt. Im gleichen Zeitraum seien aus dem Gazastreifen 274 Raketen auf Israel abgefeuert worden. Dabei starben in Kiryat Malachi im Süden des Landes drei Israelis und mindestens zwölf wurden verletzt.

Einen Tag nach der gezielten Tötung des Hamas-Militärchefs durch Israel versammelten sich in Gaza Tausende Palästinenser, um Ahmed al-Jabari das letzte Geleit zu geben. Der militärische Arm der Hamas im Gazastreifen bezeichnete dessen Tötung durch die israelische Luftwaffe als "Kriegserklärung" und kündigte blutige Rache an.

Sicherheitsrat warnt vor "möglicherweise katastrophalen Folgen"
UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon zeigte sich in einem Telefonat mit Netanyahu sehr besorgt. Er verurteilte die palästinensischen Raketenangriffe und forderte Israel zur Zurückhaltung auf. Der UNO-Sicherheitsrat hatte zuvor vor "möglicherweise katastrophalen Folgen" einer Eskalation gewarnt.

Militärchef der Hamas getötet
Israel hat am Mittwoch bei einem Luftangriff im Gazastreifen den Militärchef der radikal-islamischen Hamas getötet. Der Chef des bewaffneten Hamas-Flügels Iss al-Din ("Ezzedin-al-Kassam-Brigaden"), Ahmed al-Jabari, ist bei einem israelischen Raketenangriff auf sein Fahrzeug ums Leben gekommen.

Israels Militär veröffentlichte ein Video vom Anschlag auf Jabari:

Luftalarm und Explosionsdonner in Tel Aviv
© oe24

(c) Reuters, Bombenalarm in Israel: Die Menschen bringen sich in Sicherheit

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Der Gazastreifen

Die Größe
Die rund 1,7 Millionen Palästinenser im Gazastreifen leiden seit Jahren unter Gewalt und Armut. Der dicht bevölkerte Küstenstreifen am Mittelmeer ist mit seinen etwa 360 Quadratkilometern kleiner als das Stadtgebiet von Wien. Ein Großteil der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze, mehr als die Hälfte ist auf Zuwendungen internationaler Hilfsorganisationen angewiesen. Offiziell ist ein Drittel der Bevölkerung arbeitslos.

Die Geschichte
1967 besetzte Israel das bis dahin von Ägypten verwaltete Gebiet und begann mit dem Bau jüdischer Siedlungen. 2005 räumte Israel die Siedlungen und zog seine Soldaten ab. 2006 überfiel die radikal-islamische Hamas einen israelischen Militärstützpunkt am Rand des Gazastreifens und nahm den Soldaten Gilad Shalit als Geisel. Als Reaktion und wegen dauernder Raketenangriffe aus dem Gebiet verhängte Israel eine Blockade. Auch Ägypten schloss seine Grenze, tolerierte aber den Schmuggel über ein Tunnelsystem.

Hamas übernahm Kontrolle

Nach dem Sieg über die Fatah-Bewegung des Palästinenserpräsidenten Mahmoud Abbas bei den Parlamentswahlen übernahm die Hamas 2007 gewaltsam die Kontrolle des Gazastreifens. Israel erklärte diesen zum "feindlichen Gebiet" und verschärfte das Embargo. Mit vereinzelten Lockerungen wird es bis heute aufrechterhalten. Shalit wurde im Oktober 2011 freigelassen.







 

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