Vize-UNHCR-Chef Türk:

Massenflucht 2015 war nicht wegen Merkel

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UNO-Diplomat Türk sieht die Flüchtlingskrise nicht als Werk der deutschen Kanzlerin.

Viele sehen Äußerungen der deutschen Kanzlerin Angela Merkel ("Wir schaffen das") als Auslöser für die Flüchtlingskrise ab Sommer 2015. Dieser Darstellung widerspricht der stellvertretende Chef des Hochkommissariats für Flüchtlinge der Vereinten Nationen (UNHCR): "Menschen riskieren nicht ihre Leben wegen irgendwelcher Politikeraussagen", sagte der UNO-Diplomat Volker Türk der "Presse" (Mittwoch).

Prekäre Lage in Syriens Nachbarländern

Der Flüchtlingsexperte aus Österreich sieht die prekäre Lage in Syriens Nachbarländern Libanon und Türkei als Hauptgrund für die vielen Flüchtenden. "Es waren zu viele Syrer dort, sodass viele den Entschluss gefasst hatten, weiterzuziehen - vor allem Leute aus höheren Bildungsschichten." Für diese Menschen habe es bis dahin kaum Möglichkeiten zur legalen Reise nach Europa - etwa per Resettlement-Programm - gegeben.

Mit Beginn der Massenflucht nutzten viele ihre Chance. 2015 flüchteten mehrere Millionen Menschen - vor allem Syrer, Iraker und Afghanen - nach Europa. Österreich verzeichnete rund 90.000 Asylanträge.

Flüchtlings-Obergrenze

Weiterhin kritisch sieht das UNHCR die österreichische Flüchtlings-Obergrenze. Ein solches Aussetzen der Aufnahme von Schutzbedürftigen sei im Völkerrecht nicht vorgesehen, sagte Türk. Die Politiker in Österreich sollten nun zudem stärker über Integrationsmaßnahmen nachdenken. "Wichtig ist, dass Asylsuchende Zugang zu Arbeitsmarkt und Bildung haben."

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