Beichte abgelegt

Memoiren: Alkohol bereitete Blair Sorgen

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In seinem Buch 'A Journey' schreibt der Ex-Premier über den Irak-Krieg und die Queen.

Der ehemalige britische Premierminister Tony Blair rechtfertigt in seinen Memoiren den Irak-Krieg und übt vernichtende Kritik an seinem Nachfolger Gordon Brown. Am Mittwoch wurde das mit Spannung erwartete Buch unter dem Titel "A Journey" veröffentlicht.

Keine Entschuldigung für Irak-Krieg
Blair räumt ein, dass Großbritannien und die USA den "Alptraum" nicht vorausgesehen hätten, der sich nach der Invasion im Irak ergeben habe. Al-Kaida und der Iran hätten das Land nach dem Sturz Saddam Husseins 2003 destabilisiert.

In einem emotionalen Kapitel gibt Blair zu, viele Tränen angesichts des Verlusts vieler Menschenleben vergossen zu haben. Zugleich betont der frühere Regierungschef, dass die Militäraktion gerechtfertigt gewesen sei. Er weigert sich, dafür zu entschuldigen, dass er gemeinsam mit dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush in den Krieg gezogen sei.

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© oe24

Foto: AP

Tote bedauert
"Ich kann die Entscheidung zum Krieg nicht bedauern", schreibt Blair. Und er fügt hinzu: "Ich kann sagen, dass ich mir nie den Alptraum, der sich dargeboten hat, vorstellen konnte, und das ist auch ein Teil meiner Verantwortung"."Ich kann nicht mit Worten Sorry sagen", so der Ex-Premier.

Er könne nicht sagen, er habe einen Fehler gemacht, erklärt Blair, selbst wenn manche seiner Unterstützer das gerne hören würden. Er bedauere "mit jeder Faser seines Seins" den Verlust der Menschenleben. "Ich kann nur hoffen, etwas von der Tragödie des Todes durch die Taten meines Lebens wieder gutzumachen".

Kritik an Brown
Über seinen Nachfolger und langjährigen Rivalen Brown hat er wenig Schmeichelhaftes zu vermelden. Er schreibt vom "Gordon-Problem" und vom "Gordon-Fluch". "Politisches Kalkül, ja. Politisches Gefühl, nein. Analytische Intelligenz, absolut. Emotionale Intelligenz, null." Dass er sich nie dazu durchringen konnte, Brown zu feuern, rechtfertigt Blair mit dem Argument, dies hätte die Partei destabilisiert.

Als Blair 2007 nach jahrelangem Zögern das Amt des Premierministers an Brown übergab, habe er gewusst, dass dies ein Fehler war. "Es war nicht weise, weil es nie funktionieren würde", schreibt Blair. "Die Partei tat mir leid."

Blairs Memoiren, Thema für Thema:

IRAK: Blair beharrt darauf, dass die Entscheidung zum Einmarsch in den Irak 2003 richtig gewesen sei. Es wäre seiner Ansicht nach ein "größeres Sicherheitsrisiko" gewesen, Diktator Saddam Hussein an der Macht zu lassen, als ihn zu stürzen. Gleichzeitig drückt Blair sein Mitgefühl für die Familien der gefallenen Soldaten aus.

GORDON BROWN: Die Worte gegen seinen Nachfolger Gordon Brown wählt Blair zum Teil überraschend krass. So bescheinigt er dem früheren Schatzkanzler "null emotionale Intelligenz". Er sei "unerträglich" gewesen, die Zusammenarbeit mit ihm eine regelrechte Qual. Allerdings gibt Blair auch zu, dass Brown in seiner Amtszeit als Premier von 2007 bis Mai dieses Jahres oft unterschätzt worden sei.

NEW LABOUR: Nach Blairs Ansicht ist seine Partei bei den Wahlen im Frühjahr dieses Jahres vor allem deshalb gescheitert, weil sie das Konzept von New Labour fallengelassen habe. Blair hatte seine Partei in den 1990er Jahren unter dem Slogan New Labour stärker in die politische Mitte geführt und sich dabei unter anderem für einen freien Markt eingesetzt.

GEORGE W. BUSH: Blair musste sich vor allem während des Irakkriegs den Spitznamen "Bushs Pudel" gefallen lassen. In seinen Memoiren sagt er nun, er habe den damaligen US-Präsidenten gemocht und bewundert. Zwar seien manche Leute geschockt, wenn er so etwas sage, aber er sehe in Bush einen der politischen Führer mit dem meisten Anstand. Bush habe großen "politischen Mut" und sei auf "eine bizarre Art" ein "echter Idealist".

ALKOHOL: Blair gibt offen zu, sich zeitweise Sorgen wegen seines eigenen Alkoholkonsums gemacht zu haben. Zwar habe er außer zu Weihnachten nie schon mittags getrunken. Gin und Tonic oder Wein hätten ihm aber vor allem abends oft bei der Entspannung geholfen. Er habe zwar nie "exzessiv" gebechert, aber manchmal sei er sich nicht mehr sicher gewesen, ob der Alkohol ihm gut tue oder ihm schade. "Mir war klar, dass er eine Stütze geworden war", schreibt Blair.

QUEEN: Einen seltenen Einblick in das Leben der britischen Königsfamilie gibt Blair, wenn er von einem Essen bei den Windsors berichtet. Es sei auch für ihn extrem ungewohnt gewesen, dass die Queen persönlich das Geschirr eingesammelt und zum Spülbecken getragen habe.

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