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"March For Our Lives"

Millionen für schärfere Waffengesetze

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Halbe Million bei Kundgebung für schärferes Waffenrecht in Washington erwartet. Auch in Wien wurde demonstriert.

Knapp sechs Wochen nach dem Schulmassaker von Parkland haben in den USA hunderttausende überwiegend junge Leute für striktere Waffengesetze demonstriert. In Washington war auf der Pennsylvania Avenue zwischen Kapitol und Weißem Haus ein Meer von Menschen unterwegs.

March For Our Lives
© Getty Images


In kämpferischen und bewegenden Reden sagten überlebende Schüler des Blutbades an der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland im US-Bundesstaat Florida der mächtigen Waffenlobby NRA den Kampf an - und Politikern, die sich von ihr im Wahlkampf unterstützen lassen.

March For Our Lives
© Nicholas Kamm/AFP

 

King-Enkelin hielt Rede

Einer der Höhepunkte war eine Rede von Yolanda King, der kleinen Enkeltochter des vor fast genau 50 Jahren ermordeten Bürgerrechtlers Martin Luther King. "Ich habe einen Traum, dass genug genug ist", sagte die Neunjährige in Anlehnung an die historische Rede ihres Großvaters im Jahr 1963. "Dies sollte eine waffenfreie Welt sein. Punkt."

March For Our Lives
© Getty Images


In der US-Hauptstadt waren mindestens eine halbe Million Teilnehmer erwartet worden. Somit wäre der "March for our lives" ("Marsch für unsere Leben") eine der größten Demonstrationen seit den Protesten gegen den Vietnamkrieg.
 

 

 


Solidaritätskundgebung weltweit - auch in Wien


Große Kundgebungen fanden unter anderem auch in Parkland, Chicago, Boston, Philadelphia, Miami, Minneapolis, Houston, Los Angeles sowie in New York, der Heimatstadt von US-Präsident Donald Trump, statt. Dort war auch Ex-Beatle Paul McCartney unter den Protestlern. Vor dem Trump-Tower hielten Demonstranten selbstgemalte Schilder mit Parolen wie "Wenn unsere Führer sich wie Kinder verhalten, müssen Kinder führen" oder "Ich wähle 2020" hoch.

Den Organisatoren zufolge waren insgesamt mehr als 800 Demonstrationen weltweit geplant. Solidaritätsaktionen fanden auch außerhalb der USA statt, darunter in Sydney (Australien), Tel Aviv (Israel) und London (Großbritannien). Sogar in China sollen sich Menschen versammelt haben. Auch in Deutschland fanden vereinzelt kleinere Demonstrationen statt, so in Berlin, München, Hamburg und Bonn. In Wien folgten rund 100 Personen am Ballhausplatz dem Aufruf der "Democrats Abroad", der Organisation für US-Demokraten im Ausland.

 


Parkland-Schüler organisierten Veranstaltung

US-Präsident Donald Trump hielt sich unterdessen auf seinem privaten Anwesen Mar-a-Lago in Florida auf. Das Weiße Haus veröffentlichte eine Erklärung, in der es hieß: "Wir applaudieren den vielen mutigen jungen Amerikanern, die heute ihr Verfassungsrecht nach Artikel 1 (Recht auf freie Meinungsäußerung) ausüben. Unsere Kinder zu schützen ist eine Top-Priorität des Präsidenten (...)." Weiter wurde auf Schritte zur Schulsicherheit hingewiesen, die der Präsident bereits ergriffen habe - die aber nach Ansicht der Protestierenden bei weitem nicht ausreichen.

Organisiert wurde die Veranstaltung in der US-Hauptstadt von Schülern der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland (Florida). Dort hatte ein 19-Jähriger am 14. Februar 14 Jugendliche und drei Erwachsene erschossen. Überlebende Schüler hatten danach eine Protestaktion gegen Waffengewalt und für striktere US-Waffengesetze gestartet, die mittlerweile zu einer Bewegung mit landesweiten Protesten geworden ist.

Video zum Thema: oe24.TV-Reporter über Massen-Demos

"Es ist genug! Wir werden die Welt verändern"

Mehrere der Schüler kündigten vor der Menschenmenge in Washington an, nicht mehr lockerzulassen. "Wir werden das zu einem Thema bei Wahlen auf allen Ebenen machen", sagte David Hogg unter dem Jubel der Menge. "Wir sagen: Es ist genug! Wir werden die Welt ändern." Sein Schulkamerad Cameron Kasky versprach, dass der Protest erst der Anfang sei und die Zukunft besser werde. "Wenn ihr glaubt, dass Heute gut ist, dann wartet erst mal Morgen ab!" Schülerin Emma Gonzalez, die zu einem der Gesichter des Protestes geworden ist, forderte: "Geht wählen!"
 

Ariana Grande March For Our Lives
© APA/AFP/MANDEL NGAN

Popstar Ariana Grande unterstützte die Veranstaltung.

Zahlreiche Promis unterstützen Protestbewegung

Bei der Washingtoner Demo traten auch Stars wie Miley Cyrus, Ariana Grande und Jennifer Hudson auf. Schauspieler George Clooney und seine Frau Amal hatten ihre Teilnahme angekündigt. Zudem sicherten sie in einem Brief an Überlebende des Schulmassakers ihre Solidarität zu. "Ihr macht mich wieder stolz auf mein Land", erklärte der 56-Jährige in dem von der britischen Zeitung "The Guardian" veröffentlichten Schreiben.

Die Schüler fordern unter anderem ein völliges Verbot von Sturmgewehren in den Händen von Zivilisten und eine generelle Heraufsetzung des Alters bei Waffenkäufen auf 21 Jahre. Trump hatte zwar diesen Monat unter dem Druck der Proteste ein Maßnahmenbündel zur Schulsicherheit verkündet, aber praktisch nichts zur Verschärfung der Waffengesetze unternommen.

March For Our Lives
© Getty Images

Kleines Entgegenkommen der Truump-Administration

Offenbar mit Blick auf den Massenprotest stellte die US-Regierung aber ein Verbot von Schnellfeueraufsätzen in Aussicht. Das Justizministerium wolle "Bump Stocks" der Kategorie Maschinengewehre zuordnen, teilte Justizminister Jeff Sessions am Freitag (Ortszeit) mit. Durch die neue Kategorisierung würden die Vorrichtungen, die eine halbautomatische Waffe zu einer Maschinenpistole mit Dauerfeuer umfunktionierten, de facto verboten.

Einen solchen Aufsatz benutzte im Oktober 2017 der Todesschütze Stephen Paddock bei seinem Anschlag auf Konzertbesucher in Las Vegas. Er tötete 58 Menschen, 700 weitere wurden verletzt. In den USA sterben jedes Jahr mehr als 300.000 Menschen durch Schusswaffen.


March For Our Lives
© Jim Watson/AFP
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