Anruf von Merkel in Wien

Neuer deutscher Präsident zu Tränen gerührt

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Joachim Gauck, nächstes deutsches Staatsoberhaupt, kam ungewaschen aus Wien zu Merkel.

Als der Anruf kommt, ist das Staatsoberhaupt in spe gerade erst aus Wien in Berlin gelandet. "Ich komme aus dem Flieger und war im Taxi, als die Frau Bundeskanzlerin mich erreicht hat", erzählt Joachim Gauck. Da sitzt er schon als Kandidat einer ganz großen Präsidentenmacher-Koalition auf dem Podium in der Regierungszentrale. Der Vorlauf der Präsentation war ziemlich knapp.

Für 20.00 Uhr hat die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) die Spitzen von Union, FDP, SPD und Grünen ins Kanzleramt geladen. Dann heißt es, der Beginn verschiebe sich auf 20.30 Uhr. Als erster aus der Oppositions-Riege rauscht SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier schon um 20.05 Uhr in seiner Limousine durch das Tor. Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir kommt im Taxi, als letzter um kurz nach halb neun SPD-Chef Sigmar Gabriel.

Tränen in den Augen
Merkel eröffnet die Runde. Dann geht sie nach Teilnehmerangaben hinaus, um zu telefonieren - mit Gauck im Taxi. Der lässt sich prompt ins Kanzleramt chauffieren, stößt zu den Partei- und Fraktionschefs, für die Fleischlaberl und Erdäpfelsalat aufgetischt sind. Der 72-Jährige - nach eigenem Bekunden "noch nicht mal gewaschen" - kommt herein. Er wirkte zu Tränen ergriffen, schildert später einer der Anwesenden. Und lasse erkennen, er könne erst einmal auch nicht essen.

Dann geht es auch schon herüber in den grell erleuchteten Saal, in dem Merkel und die Parteichefs den Kandidaten für die Nachfolge des zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff gegen 21.15 Uhr präsentieren. Zuerst markieren gefaltete Papierschilder jeden Platz, die über die Tischkante gelegt worden sind. "PV Gabriel" wie "Parteivorsitzender Gabriel" steht darauf, "PVe Roth" für die Grünen-Parteivorsitzende oder "MP Seehofer" für den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden, der als amtierender Bundesratspräsident ja auch kommissarisches Staatsoberhaupt ist. Neben der Kanzlerin ist noch ein Platz, für den es kein Papierschild gab: Es ist der von Gauck.

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Joachim Gauck in Wien