Fast 60 Verletzte

Neuerliche Krawalle in Belfast

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Bisher sieben Festnahmen - Ministerin: "Äußerst bedauerlicher Rückschritt".

Bei neuen nächtlichen Zusammenstößen zwischen pro-britischen Demonstranten und der Polizei im nordirischen Belfast sind fast 60 Menschen verletzt worden. Nach offiziellen Angaben wurden bei den Krawallen am Freitagabend 56 Polizisten verletzt, vier von ihnen mussten im Krankenhaus behandelt werden. Auch zwei Zivilisten wurden verletzt. Es gab sieben Festnahmen.

Die Polizei ging mit Gummigeschoßen und Wasserkanonen gegen die Demonstranten vor, die die Einsatzkräfte mit Steinen und Flaschen bewarfen. Die britische Nordirland-Ministerin Theresa Villiers nannte die Gewalt am Samstag beschämend und einen "äußerst bedauerlichen Rückschritt".

Es war die zweite Krawallnacht in Folge. Im Zentrum der nordirischen Hauptstadt zeugten ausgebrannte Autos und beschädigte Geschäftsfronten von den Zusammenstößen.

Pro-britische Protestanten hatten sich am Freitag einem Marsch pro-irischer Katholiken entgegengestellt. Diese wollten einer Welle von Festnahmen durch britische Soldaten während des Nordirland-Konflikts gedenken. Als die Polizei den Weg räumen wollte, wurde sie angegriffen. Der Marsch fand später entlang einer anderen Route statt.

1971 war den britischen Behörden das Recht erteilt worden, Verdächtige ohne Anklage zu inhaftieren. Dies war eine der umstrittensten Maßnahmen während des jahrzehntelangen Konflikts zwischen katholischen Republikanern und pro-britischen Protestanten. Etwa 2.000 Menschen wurden damals ohne Prozess eingesperrt, die meisten von ihnen waren Republikaner. Die Anordnung wurde bis 1975 umgesetzt.

Bereits am Donnerstag waren bei Ausschreitungen in Belfast acht Polizisten verletzt und ebenso viele Demonstranten festgenommen worden. Im Juli hatte es mehrere Nächte hintereinander Krawalle radikaler Protestanten gegeben. Dabei wurden dutzende Polizisten verletzt.

Nordirland war drei Jahrzehnte lang Schauplatz blutiger Unruhen und Anschläge. Mehr als 3.500 Menschen wurden im Zuge der gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Protestanten, die Nordirland als Teil Großbritanniens belassen wollten, und katholischen Republikanern, die Nordirland als Teil der Republik Irland sehen wollten, getötet.

1998 wurde das Karfreitags-Friedensabkommen geschlossen, doch kommt es immer noch gelegentlich zu Gewalt zwischen den rivalisierenden Gruppen. Die Polizei spricht jedoch bei Straßenschlachten häufig davon, dass es sich bei den Teilnehmern um Krawallmacher handle, die um jeden Preis Unruhen auslösen wollten.

Auch am Samstag erklärte Nordirlands Polizeipräsident Matt Baggott, die Gewalt sei "kopflose Anarchie", und die Krawallmacher verhielten sich vollkommen rücksichtlos. Sie hätten keinerlei Interesse an "friedlichem Protest". Es sei mit weiteren Festnahmen zu rechnen, sagte der Polizeichef.

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