Schlammlawine

Neun Tote bei Zugunglück in Südtirol

Teilen

Die Bergung der Verletzten ist wegen der Vermurung nur zu Fuß möglich.

Bei einem schweren Zugsunglück in Südtirol westlich von Meran sind am Montag mindestens neun Menschen ums Leben gekommen. 27 Passagiere wurden verletzt, davon sieben schwer. Drei Personen wurden am Nachmittag noch vermisst. Nach anderen Berichten hat es elf Opfer gegeben. Unter ihnen befindet sich eine Mutter mit ihrem Kind. Eine Schlammlawine hatte die Vinschger Bahn zwischen Kastelbell und Latsch während der Fahrt erfasst und zum Entgleisen gebracht.

Hang unterspült
Als Auslöser für das verheerende Unglück wird eine defekte Bewässerungsanlage eines Obstanbaugebietes angenommen. Durch ein Leck in der Leitung dürfte sich der Hang aufgeweicht haben und ins Rutschen geraten sein. Guido Rispoli, Bozens Oberstaatsanwalt, nahm bereits Ermittlungen auf. Es wurde davon ausgegangen, dass das austretende Wasser den Hang unterspült hatte.

Das Unglück ereignete sich kurz nach 9.00 Uhr, betroffen war der Zug, der um 8.20 Uhr in Mals abgefahren war und um 9.43 Uhr in Meran eintreffen hätte sollen. In einer Schlucht zwischen den Haltestellen Kastelbell und Latsch erfasste kurz nach 9.00 Uhr die Schlammlawine den Zug. Die Garnitur, bestehend aus zwei Abteilen, kippte um, wobei der vordere Zugteil in Richtung der Uferböschung der Etsch rutschte. Mehrere Bäume verhinderten, dass der Waggon in den Fluss stürzte.

Landtag unterbrach Sitzung
Die Geröll- und Schlammmassen drangen auch in den Zug ein und bedeckten die Abteile bis zu eineinhalb Meter hoch, was die Rettungsmaßnahmen zusätzlich erschwerte. Außerdem geschah der Unfall in einem äußerst schwer zugänglichen Gebiet. Die Einsatzkräfte mussten sich zum Teil zu Fuß zur Unfallstelle durchkämpfen. Bis zum Nachmittag gelang es, alle Passagiere aus der Bahn zu bergen. Die Suche nach weiteren Opfern im Schlamm außerhalb der Abteile war noch länger im Gang.

Der Südtiroler Landtag unterbrach nach Bekanntwerden des Unfalls seine Sitzung, Landeshauptmann Luis Durnwalder machte sich auf den Weg zum Unglücksort. "Wie sich die Lage derzeit darstellt, konnte mit so einem Unglück nicht gerechnet werden, auch weil der Hang oberhalb der Unglücksstelle mit Netzen gegen Steinschlag gesichert war", erklärte der Südtiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder auf einer Pressekonferenz in der Nähe des Unglücksortes.

"Keine Gefahr abgezeichent"
Es habe den Anschein, als ob einsickerndes Wasser den gesamten Hang in Bewegung gesetzt habe. "Alle zwei Jahre nehmen wir alle Böschungen und Abhänge ober- und unterhalb der Gleise unter die Lupe, es hat sich hier allerdings keine Gefahr abgezeichnet", sagte Landesrat Thomas Widmann (SVP). "Ein solches Unglück, bei dem eine Mure einen fahrenden Zug trifft, war bis heute nicht einmal vorstellbar." Der Nordtiroler Landeshauptmann Günther Platter (V) hat seinem Südtiroler Kollegen LH Luis Durnwalder (SVP) nach dem schweren Zugsunglück am Montag im Vinschgau volle Unterstützung des Landes zugesichert, falls diese benötigt wird.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.