Beisetzung von Kim Jong-il

Nordkorea: Abschied vom "geliebten Führer"

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Trauernde Menschenmassen säumten die Straßen von Pjöngjang.

Mit einer pompös inszenierten Staatstrauer hat die Atommacht Nordkorea vom verstorbenen Diktator Kim Jong-il Abschied genommen. Das Staatsfernsehen zeigte am Mittwoch Bilder, wie der mit weißen Blumen und einer Parteifahne geschmückte Sarg des Machthabers in einem Autokorso durch Pjöngjang geführt wurde. Vor dem Leichenwagen fuhr eine Limousine mit dem überdimensionales Bild des vor knapp zwei Wochen verstorbenen Staatschefs.

Nach zehn Tagen organisierter Massentrauer säumten noch einmal Zehntausende Nordkoreaner bei starkem Schneefall die Straßen der Hauptstadt, um Kim die letzte Ehre zu erweisen. Viele Menschen, darunter etliche Soldaten, weinten offenbar zügellos oder standen mit gesenkten Häuptern.

Beisetzung von Kim Jong-il

Den Leichenwagen begleiteten der Sohn und nicht einmal 30-jährige Nachfolger des Diktators, Kim Jong-un, sowie dessen Onkel Jang Song-thaek (Sung-taek) sowie der Stabschef der Armee, Ri Yong-ho. Ihre herausragende Stellung bei der Zeremonie lässt auch auf die künftigen Machtverhältnisse schließen. Kim Jong-un selbst gilt als politisch wie militärisch unerfahren.



Die Feierlichkeiten glichen, wie zuvor in Südkorea erwartet worden war, in der Gestaltung der Beisetzung von Kim Jong-ils Vater, dem "Ewigen Präsidenten" Kim Il-sung im Juli 1994. Auch dessen Sarg wurde damals in einer Prozession durch Pjöngjang geführt.

Die Fernsehbilder zeigten schluchzende Bürger, die von Tränen geschüttelt "Vater, Vater" rufen, als der von Armeefahrzeugen begleitete Trauerzug an ihnen vorbeifährt. "Wenn ich den weißen Schnee fallen sehe, muss ich an die Errungenschaften des Generals denken und das treibt mir die Tränen in die Augen", sagte eine Soldatin dem nordkoreanischen Fernsehen. Zu den Mythen, die den langjährigen Herrscher des weitgehend von der Außenwelt abgeschotteten, stalinistisch geführten Landes umranken, zählte seine angebliche Fähigkeit, das Wetter zu beeinflussen. In den staatlichen Medien war im Zusammenhang mit seinem Tod von ungewöhnlicher Kälte die Rede gewesen.

Zahlreiche Trauernde hätten das Bewusstsein verloren, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur KCNA. "Ich verlor das Bewusstsein, als ich hier trauerte. Ich vermisse Führer Kim Jong Il sehr", wurde die 86-jährige An Ri-ho zitiert.

   Die Beisetzungsfeierlichkeiten hatten im Kumsusan-Mausoleum begonnen, wo Kim Jong-il nach seinem Tod in einem Glassarg aufgebahrt worden war. Nach drei Stunden kehrte der Kondukt laut Berichten wieder zu seinem Ausgangspunkt zurück. Es wurde in Südkorea vermutet, dass der einbalsamierte Leichnam Kim Jong-ils ebenfalls im Mausoleum beigesetzt wird, wo auch sein toter Vater in einem Glassarg ausgestellt wird.

Die staatlich ausgerufene Trauerzeit soll am morgigen Donnerstag mit einer landesweiten Gedenkfeier zu Ende gehen. Zur Mittagszeit sind die Nordkoreaner aufgerufen, eine Schweigeminute einzulegen.

Ausländische Trauergäste waren am Mittwoch nicht eingeladen - von Ausnahmen abgesehen. Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking teilte nach Berichten der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap mit, dass der chinesische Botschafter in Pjöngjang an den Feierlichkeiten teilnehmen werde. China pflegt nach wie vor gute Kontakte zu dem weitgehend isolierten Nachbarstaat.

Kim Jong-il ist nach offizieller Darstellung am 17. Dezember im Alter von 69 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben. Er war 17 Jahre an der Macht gewesen. Unter seiner Herrschaft starben nach Schätzungen Hunderttausende von Nordkoreanern an Hunger.

Mit dem Machtwechsel in Pjöngjang verbindet sich die Frage, wie sich das Land künftig im Streit über seine Atompolitik verhält. Kim Jong-il hatte sich zuletzt mehrfach zu neuen Atomgesprächen mit den USA, China, Südkorea, Russland und Japan bereiterklärt. Eine konkrete Zusage gab es jedoch bisher nicht.

Einem US-Experten zufolge kann Nordkorea wahrscheinlich früher als bisher erwartet eine Atomrakete einsatzfähig machen. Es werde wahrscheinlich nur noch ein bis zwei Jahre dauern, bis der kommunistische Staat einen nuklearen Raketensprengkopf einsatzbereit habe, schreibt der ehemalige Top-Experte eines überparteilichen Forschungsdienstes des US-Kongresses, Larry Niksch, in einem jüngst veröffentlichten Papier. Bisher galt eine Zeitspanne von fünf Jahren als realistisch.

Nordkoreanische Regimegegner schickten unterdessen während einer Versammlung im südkoreanischen Paju an großen Ballons befestigte Flugblätter nach Nordkorea. Darin riefen sie zum Kampf gegen die "kommunistische Dynastie der Kims" auf. Als Anreiz für die Lektüre der Flugblätter versahen sie diese mit Ein-Dollar-Scheinen.
 

 

 



Zuvor war der Trauerzug von dem Mausoleum aus an Hunderttausenden Menschen vorbei durch die verschneite nordkoreanische Hauptstadt gefahren. Zum Ende der Prozession spielte ein Militärorchester die nordkoreanische Nationalhymne und die Ehrengarde marschierte auf. Die Zeremonie wurde im Staatsfernsehen übertragen.

Das nordkoreanische Fernsehen zeigte am Dienstag zunächst gedrehte Aufnahmen von Kim Jong-un, der sich vor dem gläsernen Sarg seines Vaters verneigt, aus. Später folgte nach eigenen Angaben eine Live-Berichterstattung mit Bildern der schwarzen Limousine mit dem Riesenporträt. Dahinter folgte eine andere Limousine mit einem weißem Blumengesteck, gefolgt von einem langen Wagen mit dem schwarzen Sarg des verstorbenen "Geliebten Führers", bedeckt von einer roten Fahne. Rechts vom Leichenwagen ging Kim Jong-un, gefolgt von seinem Onkel Jang Song-thaek. Auf der linken Seite eskortierten mehrere militärische Würdenträger den Wagen.

Zahllose Soldaten standen entlang der Strecke. Kim Jong-il, der nach dem Tod seines Vaters Kim Il-sung das Land seit 1994 mit eiserner Faust regierte, starb nach Angaben nordkoreanischer Medien am 17. Dezember im Alter von 69 Jahren an einem Herzinfarkt. Sein jüngster Sohn Kim Jong-un wurde von den Staatsmedien bereits zum "obersten Führer" der Partei, des Staats und der Streitkräfte ausgerufen.

Die staatlich ausgerufene Trauerzeit für Kim Jong-il soll an diesem Donnerstag mit einer landesweiten Gedenkfeier und drei landesweiten Schweigeminuten zu Ende gehen. Nach offizieller Darstellung war Kim am 17. Dezember im Alter von 69 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben.

Kim, der das hoch gerüstete, aber verarmte Land 17 Jahre lang mit eiserner Faust regiert hatte, hatte auch einen bizarren Personenkult von seinem noch immer gottgleich verehrten Vater übernommen.
 

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