Für politische Gefangene

Nordkorea vergrößert Horror-Straflager

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Berichte von Folter, Zwangsarbeit, Hinrichtungen und Vergewaltigungen.

Das kommunistische Regime in Nordkorea hat nach Angaben von Amnesty International sein größtes Straflager für politische Gefangene weiter ausgebaut. Nach Auswertung neuer Satellitenbilder vom Mai dieses Jahres sei davon auszugehen, dass die Zahl der Gefangenen in "Camp 16" im Nordosten des Landes von schätzungsweise 20.000 Menschen vor zwei Jahren leicht angestiegen sei.

In ihrem jüngsten Bericht über das Lagersystem in Nordkorea berichtete die Menschenrechtsorganisation am Donnerstag unter Berufung auf ehemalige Gefangene und Wärter erneut von Folter, Zwangsarbeit, Hinrichtungen und Vergewaltigungen.

Rund 70.000 Häftlinge
Der Ostasien-Forscher von Amnesty, Rajiv Narayan, rief Pjöngjang auf, sofort alle politische Gefangenen freizulassen und sämtliche Internierungslager zu schließen. Die Beschreibungen der Verhältnisse in den Lagern sind nicht grundsätzlich neu. Die jüngsten Bilder enthüllten jedoch noch stärker Nordkoreas "gewaltige Infrastruktur der Unterdrückung", schrieb Amnesty, das insbesondere die Bilder von den großen Lagern Camp 15 und Camp 16 ausgewertet hat. Camp 15 beherberge 20.000 Häftlinge, Camp 16 sogar 50.000.

"Hunderttausende von Menschen", darunter auch Kinder, sind den Angaben zufolge in politischen Lagern und anderen Anlagen gefangen. Amnesty wirft Pjöngjang vor, die Existenz der Lager zu bestreiten.

Im Camp 16, das dreimal so groß sei wie die US-Hauptstadt Washington, seien neue Gebäudeblöcke und eine Ausdehnung der Produktionsstätten zu erkennen. Es seien deutlich Arbeiten wie Bergbau, Landwirtschaft und Holzabbau zu erkennen.

Eigene Gräber gegraben
Ein früherer Wärter mit Nachnamen Lee schilderte laut Amnesty, dass Gefangene in dem Lager dazu gezwungen würden, ihre eigenen Gräber zu graben, bevor sie mit "Hämmerschlägen auf den Nacken" hingerichtet würden.

"Nach einer Nacht, in der sie Dienste für die Aufpasser verrichteten, mussten Frauen sterben, weil das Geheimnis nicht entdeckt werden konnte", wurde Lee zitiert. Das passiere in den meisten Lagern.

Kim Young-soon, die von 1980 bis 1989 im Camp 15 gewesen sei, berichtete Amnesty, dass die Zeugin einer Hinrichtung von zwei Mitgefangenen geworden sei, "die beim Fluchtversuch erwischt wurden". Mit drei Schüssen in Kopf, Brust und Bein seien sie hingerichtet worden.

Horror-Berichte
Häftlinge aus Camp 15 berichteten, sie hätten täglich zehn bis zwölf Stunden arbeiten müssen. Demnach verrichteten sie Schwerstarbeit mit strengen Zielvorgaben, erhielten jedoch dabei nur Hungerrationen. "Oft verfehlten wir unsere Ziele, weil wir immer hungrig und schwach waren", sagte ein ehemaliger Häftling. "Wir wurden dann mit Schlägen und der Reduzierung unserer Essensration bestraft."

Die jüngsten Erkenntnisse teilte Amnesty mit einem UNO-Ausschuss, der derzeit einen Bericht über die Menschenrechtslage in Nordkorea vorbereitet. Im März hatte der Menschenrechtsrat die Kommission mit einem einjährigen Mandat ausgestattet, um "weit verbreitete und schwere Verletzungen der Menschenrechte in der Volksrepublik" zu untersuchen.

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