In Rom

Papst kritisiert Machtgier in der Politik

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Das Kirchenoberhaupt verweist auf die katholische Soziallehre.

Papst Benedikt XVI. hat Machtgier und Egoismus in der italienischen Politik angeprangert. Die Kirche solle sich auf Grundlage der katholischen Soziallehre gegen die Ausnutzung von öffentlichen Ämtern für persönliche Interessen richten, forderte das katholische Oberhaupt am Donnerstagabend in einer Ansprache an die italienischen Bischöfe in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore anlässlich der Einigung Italiens vor 150 Jahren, wie Kathpress meldete. Zugleich betonte Benedikt, es gehe der Kirche nicht darum, an die Stelle politischer Institutionen zu treten. Ihre Aufgabe sei es vielmehr, unter Achtung der "legitimen Laizität des Staates" für die fundamentalen Rechte der Menschen einzutreten.

Katholiken gegen Spaltung Italiens
Die Katholiken in Italien lud der Papst zu einer regen Teilnahme am öffentlichen Leben auf. So sollten sie einer Spaltung zwischen dem wohlhabenden Norden und den südlichen Landesteilen entschieden entgegentreten und "eine Kultur der Solidarität und der wirtschaftlichen Entwicklung" fördern. Ausdrücklich schloss sich Benedikt XVI. einer Forderung der italienischen Bischofskonferenz an, Berufsanfängern einen leichteren Start ins Erwerbsleben zu ermöglichen. Politik und Wirtschaft müssten gemeinsam gegen dauerhaft unterbezahlte und kurzfristige Arbeitsverhältnisse von jungen Erwachsenen vorgehen. Nach den Worten des Papstes gefährden die schlechten Berufsaussichten die Gründung von Familien. Daraus erwachse ein schwerwiegender Schaden "für eine authentische und harmonische Entwicklung der Gesellschaft". Die Familie nannte Benedikt XVI. den besten Ort, um Menschen zu freien und verantwortungsbewussten Persönlichkeiten zu erziehen.

Christentum als Fundament Italiens
Bereits im März hatte Benedikt XVI. eine Botschaft zum Italien-Einigungs-Jubiläum veröffentlicht und darin den maßgeblichen Beitrag von Katholiken zur Entstehung der demokratischen Verfassung von 1947 hervorgehoben. Das Christentum gehöre zum Fundament Italiens, schrieb Benedikt XVI. in einer Botschaft an Staatspräsident Giorgio Napolitano. Das Papsttum hatte sich allerdings im 19. Jahrhundert der Einigung Italiens vehement widersetzt und den Katholiken sogar die Teilnahme an Wahlen im Königreich lange Zeit untersagt. 1929 schloss es mit den faschistischen Machthabern Italiens die Lateranverträge, durch die die Vatikanstadt ein souveräner Staat wurde.

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