Türkische Architekten

Papst soll nicht in Erdogan-Palast gehen

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Papst würde den umstrittenen Bau ansonsten legitimieren.

Türkische Architekten haben Papst Franziskus in einem Brief aufgefordert, bei seiner Türkei-Reise Präsident Recep Tayyip Erdogan nicht in dessen neuem umstrittenen Palast zu besuchen. Das berichtet die Zeitung "Hürriyet Daily News" am Dienstag. Franziskus wäre der erste offizielle Gast, der am 28. November im Ak Saray ("Weißer Palast") empfangen würde.

Nach internationalem Recht illegal
Der Ankaraner Zweig der türkischen Architektenkammer schrieb an den Papst, er solle das "nach internationalem Recht illegale" Gebäude nicht durch seine Teilnahme an einer Zeremonie legitimieren. Architekt Tezcan Karakus Candan erklärte, man werde an alle ausländischen Staatsoberhäupter weitere Briefe schreiben, damit sie an keinen Zeremonien in dem "ohne Genehmigung errichteten Palast" teilnehmen.

Der erst kürzlich fertiggestellte Palast mit seinen rund 1.000 Räumen geriet unter anderem wegen seiner Baukosten in die Kritik. Mit rund einer halben Milliarde Euro kostete er etwa doppelt so viel wie vorgesehen. Erdogan-Gegner sehen in dem riesigen Palast ein Symbol für die ihrer Meinung nach wachsende Selbstherrlichkeit des Präsidenten.

Im Waldschutzgebiet errichtet

Zudem wurde der Palast laut "Hürriyet" in einem Waldschutzgebiet errichtet. Die Regionale Naturreservats-Kommission hatte dafür die unter Naturschutz stehende Fläche des "Atatürk-Forstbetriebs" auf sieben Hektar reduziert. Eine frühere Gerichtsentscheidung, die den Palast-Bau an dieser Stelle untersagt hatte, wurde so umgangen.

Bis Oktober befand sich der Amtssitz des türkischen Präsidenten im Bezirk Cankaya der Hauptstadt Ankara. Die Struktur des Stadtteils ist geprägt von der Architektur des österreichischen Architekten Clemens Holzmeister, der dort in der Zwischenkriegszeit zahlreiche Gebäude errichtet hatte. Jetzt dient der Palast in Cankaya Ministerpräsident Ahmet Davutoglu als Amtssitz.

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Erdogans neuer Palast