Karfreitag

Papst warnt vor Drittem Weltkrieg

Teilen

80-Jähriger wollte Abendmahlgottesdienst gemeinsam mit ehemaligen Mafiosi feiern.

Im letzten Jahr besuchte er ein Flüchtlingsheim in der Nähe von Rom - und auch diesmal war der Ort des Abendmahlgottesdienstes ganz bewusst gewählt: Gestern, Gründonnerstag, wollte das Oberhaupt der katholischen Kirche ab 16.30 Uhr mit Häftlingen in einem Gefängnis in Paliano, 65 Kilometer südlich von Rom, feiern. Geplant war auch, dass Papst Franziskus den Ex-Mafiosi die Füße wäscht – wie auch Jesus Christus es bei seinen Jüngern getan hatte. Das alles allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Bereits gestern Früh war mit der Chrisammesse im Petersdom der offizielle Startschuss zu den heurigen Osterfeierlichkeiten gefallen. 3.000 Priester waren bei der Ölweihe im Petersdom dabei, an sie appellierte Franziskus, weder "eingebildet noch starr" zu sein. Tatsächlich aber hatte der 80-Jährige gestern weniger mit seiner Predigt als mit einem Interview für weltweites Aufsehen gesorgt.

Papst: "Wir befinden uns in Weltkrieg in Stücken"

In einem Gespräch mit der italienischen Tageszeitung La Repubblica forderte er, den aktuellen "Dritten Weltkrieg in Stücken" zu stoppen. "Ich denke, dass sich die Sünde heute in all ihrer zerstörenden Kraft in Kriegen, in verschiedenen Formen von Gewalt und Misshandlung sowie in dem Verlassen der Schwächeren zeigt. Den höchsten Preis dafür zahlen immer die Letzten, die Schwächsten", so Franziskus

Fahrplan: Heute Kreuzweg, Sonntag "urbi et orbi"

Der weitere Fahrplan des Papstes zu Ostern:

  • Karfreitag: Um 17 Uhr feiert Franziskus im Petersdom den Bußgottesdienst, um 21.15 Uhr beginnt der Kreuzweg am Kolosseum.
  • Ostersamstag: Der Papst zelebriert ab 20.30 Uhr die Messe zur Osternacht.
  • Ostersonntag: Um 10 Uhr beginnt die Ostermesse, um 12 Uhr der Segen "urbi et orbi".

"Gewalt ist keine Therapie für unsere Welt"

La Repubblica: Auch in diesen Tagen töten die Waffen. Was denken Sie darüber?

Papst Franziskus: Ich denke, dass sich die Sünde heute in all ihrer zerstörenden Kraft in Kriegen, in verschiedenen Formen von Gewalt und Misshandlung sowie in dem Verlassen der Schwächeren zeigt. Den höchsten Preis dafür zahlen immer die Letzten, die Schwächsten. Wie ich bereits in meiner letzten Nachricht zum Weltfriedenstag gesagt habe, ist das vergangene Jahrhundert durch zwei enorme Weltkriege zerbrochen, die zerstörerische Kraft von Nuklearwaffen wurde eingesetzt und unzählige Konflikte wurden ausgetragen, während wir heute mit einem furchtbaren Weltkrieg in Stücken konfrontiert sind.

La Repubblica: Was ist Ihrer Meinung nach das Ziel dieser andauernden Kriege?

Papst Franziskus: Das frage ich mich auch immer. Warum? Ermöglicht die Gewalt, langfristige Ziele zu erreichen? Alles, was wir erreichen, sind Repressalien, und wir sind in einer tödlichen Konfliktspirale, die einigen wenigen Reichtum bringt. Nämlich den Kriegsherren selber. Ich habe es schon öfters gesagt, und ich wiederhole mich: Gewalt ist nicht die Therapie für unsere zerbrochene Welt. Auf Gewalt mit Gewalt zu antworten, führt im besten Fall der Fälle zu verstärkter Migration und enormen Leiden. Im schlimmsten Fall der Fälle kann es zum physischen und spirituellen Tod von unzähligen Menschen führen, wenn nicht sogar von allen Menschen.

Österreich: So gläubig sind wir

5,16 Mio. Österreicher haben den römisch-katholischen Glauben - die gute Nachricht für die Religionsgemeinschaft dabei: Mit 54.886 Kirchenaustritten 2016 ist die Zahl der Austritte derzeit leicht rückläufig (2010 verließen 85.960 die katholische Kirche).

  • 60 % der Katholiken und 55 % der Österreicher haben laut IMAS-Umfrage aus dem Jahr 2015 eine gute Meinung von Papst Franziskus, aber: Nur mehr 7 % der Befragten besuchen regelmäßig einen Gottesdienst. 42 % niemals.
  • 2,1 Mio. Österreicher sind konfessionslos, 700.000 laut neuesten Zahlen des Integrationsfonds Muslime, 500.000 haben den orthodoxen Glauben.
Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.