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Besuch auf Lesbos

Papst will Flüchtlinge mit nach Rom nehmen

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Papst Franziskus plädiert auf seiner Reise für mehr Solidarität.

Papst Franziskus ist zu einem Besuch auf der griechischen Insel Lesbos eingetroffen, wo sich besonders viele Flüchtlinge aufhalten. "Dies ist eine von Traurigkeit gezeichnete Reise, eine traurige Reise", sagte der Papst auf dem Flug aus Rom.

Besuch auf Lesbos
Knapp einen Monat nach Inkrafttreten des umstrittenen Flüchtlingspakts der EU mit der Türkei will Franziskus auf Lesbos für mehr Solidarität gegenüber den Flüchtlingen plädieren. Auf der Rückreise von der griechischen Ägäis-Insel nach Rom will er zehn Flüchtlinge mitnehmen. Wie das griechische Staatsfernsehen berichtete, handelt es sich bei den Menschen um acht syrische und zwei afghanische Staatsbürger. Die Betreffenden sind demnach bereits in Griechenland angekommen, bevor der Pakt EU-Türkei in Kraft trat. Deshalb werden die Schutzsuchenden nicht in die Türkei zurückgeführt. Kommentatoren werteten die Geste als Zeichen der Unterstützung von Griechenland und als Kritik an einer Politik der Abgrenzung und geschlossenen Grenzen in Europa.

"Wir erleben die schlimmste humanitäre Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg. Wir werden so viele Menschen sehen, die leiden, die fliehen und nicht wissen wohin", sagte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche während des Fluges. "Und wir gehen auch zu einem Friedhof, dem Meer. So viele Menschen kommen niemals an." Auf der Überfahrt vom türkischen Festland auf die griechischen Ägäis-Inseln ertrinken immer wieder Flüchtlinge.

Flüchtlingsunterkunft

Der Papst will auf Lesbos zusammen mit dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, dem Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie Bartholomäus I., dem Athener Erzbischof und Primas der orthodoxen Kirche von Griechenland, Hieronymos (Hieronymus) II., und dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras das Flüchtlingszentrum Moria besuchen. Hilfsorganisationen nennen die Unterbringung der rund 3.000 Flüchtlinge in dem sogenannten Hotspot menschenunwürdig.

Mehr als eine halbe Million Flüchtlinge war vergangenes Jahr über Lesbos nach Griechenland eingereist. Seit Beginn des Jahres trafen nach UNO-Angaben bereits knapp 90.000 Menschen auf der Ägäis-Insel ein, davon ein Drittel Kinder. Laut dem Flüchtlingspakt mit der Türkei werden seit dem 20. März aber sämtliche Flüchtlinge in die Türkei zurückgeschickt, deren Asylantrag in Griechenland nicht angenommen wurde. Im Gegenzug für die Rücknahme der Flüchtlinge haben die EU-Länder zugesagt, für jeden zurückgeschickten Syrer auf legalem Wege einen anderen syrischen Flüchtling aus der Türkei aufzunehmen - bis zu einer Obergrenze von 72.000.

Im Aufnahmelager von Moria will Franziskus etwa 250 Flüchtlinge persönlich begrüßen und mit acht von ihnen zu Mittag essen. Zudem wollen die drei anwesenden Kirchenführer eine gemeinsame Erklärung unterzeichnen. Zum Abschluss der Reise wird der Papst am Hafen von Mytilini gemeinsam mit etwa 5.000 Menschen an die Flüchtlinge erinnern, die die Überfahrt aus der Türkei nicht überlebt haben. Dort sind auch eine Schweigeminute und ein Gebet geplant. Auf Lesbos leben derzeit etwa 4.100 Flüchtlinge, die meisten von ihnen sollen in die Türkei zurückgebracht werden.
 

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