Arizona-Attentat

Polizei sucht nach einem Komplizen

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Ein Mann in den Fünfzigern soll mit am Tatort gewesen sein.

Bei einem Anschlag auf eine US-Kongressabgeordnete im Bundesstaat Arizona sind sechs Menschen getötet worden. Die bei einem Wählertreffen in der Stadt Tucson angeschossene demokratische Politikerin Gabrielle Giffords befand sich am Sonntag im kritischen Zustand. Die Ärzte zeigten sich aber vorsichtig optimistisch, dass sie überleben werde. Unter den Toten waren ein neunjähriges Mädchen und ein Bundesrichter, zwölf weitere Menschen wurden verletzt. Der mutmaßliche Attentäter wurde festgenommen. Der 22-Jährige soll psychische Probleme gehabt haben.

Täter handelte vielleicht nicht allein
Der beschuldigte Schütze der Schießerei in Arizona hat womöglich nicht allein gehandelt. Die Behörden hätten möglicherweise ein Foto eines weiteren Verdächtigen, teilte der den Ermittlungen nahestehende Sheriff Clarence Dupnik am Samstag auf einer Pressekonferenz in der Stadt Tucson mit. Die Beamten vermuteten, dass der festgenommene 22-jährige Verdächtige womöglich mit einer weiteren Person zu dem Parkplatz vor dem Lebensmittelgeschäft gekommen sei und dass diese Person in irgendeiner Weise in die Tat verwickelt sei.

Amoklauf in Arizona

Abstimmungen aufgehoben
US-Präsident Barack Obama sprach von einer nationalen Tragödie und würdigte Giffords als "Freundin". Die Kongressabgeordnete gilt als Hoffnungsträgerin von Obamas Demokraten. Wegen des Anschlags verschob das Repräsentantenhaus alle für diese Woche angesetzten Abstimmungen. Darunter ist auch ein Gesetzentwurf, der die heftig umstrittene Gesundheitsreform Obamas rückgängig machen soll. Giffords gehört zu den entschiedensten Befürworterinnen dieser Reform. Die Demokratin war im Jahr 2006 als erste Jüdin für Arizona ins Repräsentantenhaus gewählt worden und verteidigte ihren Sitz bei der Kongresswahl im November trotz des massiven landesweiten Trends zu den oppositionellen Republikanern.

Mindestens 20 Schüsse auf Gifford abgefeuert
Der Anschlag ereignete sich am Samstagnachmittag (Ortszeit) vor einem Supermarkt in Tucson, wo Giffords mit Wählern zusammentraf. Wie Medien unter Berufung auf Augenzeugen berichteten, näherte sich der Verdächtige der Politikerin von hinten und schoss ihr aus einer Entfernung von einem Meter mit einer halbautomatischen Pistole in den Kopf. Er habe mindestens 20 Schüsse auf Giffords und umherstehende Personen abgefeuert.

Verdächtiger hat schon einmal Morddrohungen ausgesprochen
"Wir wissen nicht was diese unbeschreibliche Tat ausgelöst hat", sagte Obama vor Journalisten. Zugleich betonte er in Anspielung auf das aufgeheizte politische Klima im Land, dass Gewalt in der Politik keinen Platz haben dürfe. Er beauftragte FBI-Chef Robert Mueller mit den Ermittlungen. Nach Angaben von Bezirkssheriff Clarence Dupnik hat der Verdächtige bereits früher Morddrohungen ausgesprochen, aber nicht gegen Giffords. "Wir sind nicht überzeugt, dass er allein gehandelt hat", ergänzte Dupnik. Der Sheriff beschrieb den Festgenommenen als instabile Persönlichkeit, die "womöglich ein seelisches Problem hat". Ein Augenzeuge sagte dem Sender CNN, der mutmaßliche Attentäter sei schäbig gekleidet gewesen. Bei seinen Schüssen habe er aber konzentriert gewirkt.

Sheriff Dupnik, der ein Freund des bei dem Anschlag getöteten Bundesrichters John Roll war, zog eine Verbindung zum politischen Umfeld in Arizona und den USA insgesamt. In Anspielung auf die Republikaner verurteilte er "hetzerische Äußerungen, die aus bestimmten Mündern kommen und zum Sturz der Regierung aufrufen. Der Zorn, der Hass, die Bigotterie, die in diesem Land herrschen, werden allmählich ungeheuerlich".

Gifford erhielt Gewaltdrohungen
Giffords hatte jüngst gesagt, dass sie wegen der aufgeheizten politischen Stimmung Gewaltdrohungen erhalten habe. Auch habe es Vandalismus-Attacken auf ihr Büro gegeben. Im vergangenen Jahr hatte Giffords in einem TV-Interview mahnend darauf verwiesen, dass die republikanische Galionsfigur Sarah Palin Ziele für Wahlsiege auf einer Landkarte mit Fadenkreuzen markiert habe. "Wenn Menschen so etwas tun, müssen sie sich darüber im klaren sein, dass dies Konsequenzen hat", hatte Giffords damals kritisiert.

Palin verurteilte Anschlag
Die frühere Gouverneurin von Alaska und mögliche Präsidentschaftskandidatin im Jahr 2012 verurteilte den Anschlag umgehend. Palin schrieb im Internet, sie bete für die Opfer "und für Frieden und Gerechtigkeit". Der Senator von Arizona, John McCain, zeigte sich "zutiefst traurig und schockiert". Die Tat sei eine "Schande für Arizona, das Land und die Menschheit". Der neu gewählte republikanische Präsident des Abgeordnetenhauses, John Boehner, zeigte sich ebenfalls erschüttert. "Das ist ein trauriger Tag für unser Land." Bestürzt über den "entsetzlichen Angriff" äußerte sich auch der deutsche Außenminister Guido Westerwelle.

Polizei sucht nach Motiven
Auf der Suche nach den Motiven für das Attentat verfolgt die Polizei auch eine Spur im Internet. Dort sind über die Plattform Youtube mehrere Videos zugänglich, in denen sich eine Person unter dem Namen des mutmaßlichen Attentäters äußert. In den Videos wird der US-Regierung Gehirnwäsche vorgeworfen. In einem dazugehörigen biografischen Hinweis spricht der Autor von Schulbesuchen in der Region Tucson und zählt Adolf Hitlers "Mein Kampf" und das "Kommunistische Manifest" von Karl Marx und Friedrich Engels zu seinen Lieblingsbüchern.

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