Ausschreitungen in London

Randalierer plündern und brandschatzen

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Anlass: Tod eines 29-Jährigen durch Polizeikugel. 42 Festnahmen.

Eine Welle der Gewalt hat vor den Augen der Polizei in der Nacht auf Sonntag einen ganzen Londoner Stadtteil überrollt. Randalierer setzten in Tottenham Häuser, Geschäfte und Supermärkte in Brand, zündeten Polizeiautos und einen Doppeldecker-Bus an und plünderten Geschäfte. Von einigen Häusern blieben nur die Grundmauern, von Fahrzeugen nur Stahlgerippe übrig. Hintergrund war der Tod eines 29-Jährigen am Donnerstag: Ein Polizist hatte den Vater dreier Kinder erschossen.

Die Randalierer warfen Brandsätze, Steine sowie Flaschen auf Polizisten. Erst Sonntag früh war die Lage in dem Nordlondoner Stadtteil wieder unter Kontrolle. "Wir sahen uns einer Gewalt gegenüber, wie wir sie in diesem Ausmaß nicht erwarten konnten", sagte Adrian Hanstock von Scotland Yard. Die Downing Street sowie Innenministerin Theresa May verurteilten die Gewalt als "völlig inakzeptabel".

Vorausgegangen war eine Demonstration von Einheimischen, die Antworten auf Fragen nach dem Tod des 29-Jährigen vermissten. Die Familie des Getöteten und deren Umfeld glaubt nicht an die Version der Polizei, der 29-Jährige habe aus einem Taxi heraus das Feuer eröffnet. Eine polizeiinterne Untersuchung ist im Gange. Der Polizeischütze gehörte der Sondereinheit "Trident" von Scotland Yard zur Bekämpfung von Bandenkriminalität an.

Nach Angaben von Scotland Yard wurden nach den Ausschreitungen 42 Verdächtige festgenommen. "Einige Kriminelle haben eine friedliche Demonstration gekapert", sagte Hanstock. 26 Polizisten und drei Zivilisten wurden verletzt. Zwei Polizisten mussten auch am Sonntag im Krankenhaus bleiben. Die Polizei habe Kräfte zusammengezogen, um eine Fortsetzung der Gewalt zu unterbinden. "Die Verantwortlichen werden zur Rechenschaft gezogen", sagte Hanstock.

Schwere Ausschreitungen: London brennt

"Es war wie im Krieg"
Der Sachschaden geht in die Millionen. Die Feuerwehr, die mehr als 250 Notrufe erhalten hatte, konnte sich nicht rechtzeitig ihren Weg durch die Menschenmenge bahnen. Nach Berichten von Augenzeugen spielten sich dramatische Szenen ab. Familien mit kleinen Kindern mussten aus ihren Wohnungen in brennenden Häusern fliehen. "Es war wie im Krieg", sagte ein Anrainer dem Sender Sky News.

Teile des Londoner Stadtteils Tottenham gelten seit Jahrzehnten als problematisch. Viele Kulturen, in ihren Heimatländern häufig verfeindet, treffen dort aufeinander. Bereits 1985 hatte es einen aufsehenerregenden Aufstand gegeben, nachdem ein Polizist erschossen worden war. In den vergangenen Jahrzehnten war Tottenham als eines der Zentren der Londoner Bandenkriminalität bekannt.

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