Syrischer Flüchtling klagt an

"Rechte haben eine FB-Gruppe gegen mich gegründet: Sie wollen mich töten"

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Der syrische Flüchtling Aras Bacho erhält im Netz zahlreiche Morddrohungen.

Aras Bacho ist ein syrischer Flüchtling, der in Deutschland lebt. Er schreibt in seinen Offenen Briefen über die Situation von Flüchtlingen in Deutschland und Europa. Dieses Mal berichtet er über Morddrohungen, die in sozialen Medien gegen ihn erhoben werden.

"Vor ungefähr vier Monaten haben zwei Flüchtlingsgegner und AfD-Wähler eine Hassgruppe über mich auf Facebook erstellt.

Den Namen möchte ich nicht erwähnen, weil diese Gruppe keine Aufmerksamkeit verdient hat. Was dort gepostet und diskutiert wird, ist unmenschlich.

Ich weiß das, weil ich mir vor ungefähr einem Monat einen Fake-Account erstellt habe, um der Gruppe von knapp 200 Mitgliedern beizutreten. Ich wollte wissen, was dort gepostet und kommentiert wird.

Es ist einfach nur widerlich

Also habe ich ein Profil mit dem Namen "Alexander Bergen AfD" angelegt, ein Geburtsdatum und eine E-Mail-Adresse hinzugefügt.

Zuletzt musste mein neuer Account nur noch so aussehen, als sympathisiere ich mit der AfD. Ich ging auf deren Facebook-Seite, speicherte das Logo-Bild und fügte es zu meinem neuen Profil hinzu. Mein neuer Status: "AfD wählen. Keine Volksverräter".

Das ist natürlich nicht meine Meinung, aber um in die Gruppe zu gelangen, musste das sein.

Als Arbeitsstelle gab ich "Politiker bei der AfD" an. Ich teilte Beiträge einer bekannten rechtspopulistischen Bloggerin und stellte das Datum der Postings auf 2016, sodass sie älter als einen Tag wirkten.

Nachdem mein Account fertig war, versucht ich mein Glück und schickte eine Beitrittsanfrage ab. Drei Stunden später wurde ich erfolgreich angemeldet. Ich war erleichtert - endlich konnte ich sehen, was dort über mich geschrieben wurde.

Ich musste erkennen: Es ist einfach nur widerlich.

Die Teilnehmer verfassen Kommentare, wie: "Entweder soll er abgeschoben werden, oder die Todesstrafe bekommen". Das ist nicht nur rechts, das ist rechtsradikal.

Das ist nichts anderes als Fake-News

Einer der Gruppenteilnehmer schrieb mir sogar, dass der Holocaust nicht "vergessen werden darf und sich wiederholen soll". Ich zeigte ihn an - doch leider blieb ich erfolglos. Die Polizei konnte die Person nicht ausfindig machen. Sie war im Internet anonym aufgetreten.

Das war jedoch noch lange nicht das schlimmste, was ich in der Hassgruppe gegen mich lesen musste. Hier seht ihr einige weitere Kommentare, die in der Hassgruppe gegen mich und meine Beiträge bei der HuffPost gepostet wurden:

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Diese Rechnung ist nichts anderes als Fake-News - ohne eine Quelle über Photoshop erstellt.

Die Wahrheit ist: Flüchtlinge bekommen vom Jobcenter 550 bis 740 Euro. Davon muss man noch Miete, Essen und Versicherungen abziehen. Übrig bleiben gerade mal 100 bis 200 Euro.

"Erschießt ihn endlich!"

Laut der Rechnung soll ein Angestellter 1200 Euro bekommen? So ganz pauschal kann man das wohl ebenso wenig sagen. Schließlich kommt es immer darauf an, wo man als Angestellter arbeitet.

Solche Fake-News schüren Angst und Hass. Bevor man sie ernst nimmt, sollte man genauer nachdenken.

© Screenshots

"Erschießt ihn endlich", fordert ein Gruppenteilnehmer. Wie viel Hass und Unverständnis muss dieser Facebook-Nutzer in sich tragen?

Wie gut, dass dieser Mann weiß, dass kein Flüchtling durch Kriegserlebnisse traumatisiert ist. Im sicheren Deutschland redet es sich natürlich leicht.

Auch seine zweite Anschuldigung ist haltlos. Inzwischen wissen wir: Viele Flüchtlinge bringen eine solide Ausbildung oder die Voraussetzungen dafür nach Deutschland mit.

"Tot oder lebendig" will mich ein anderer Gruppenteilnehmer aus Deutschland "entfernen".

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Solche Todesdrohungen schreiben viele Rechtsradikale im Netz. Anonym und hinter dem Bildschirm versteckt sind sie dafür selbstbewusst genug. Und wie die Erfahrung gezeigt hat, kann nicht einmal die Polizei sie dingfest machen.

Und auch Facebook tut nichts: Obwohl ich die Hassgruppe mehrmals gemeldet habe, wurde den Rechtsradikalen dort noch kein Einhalt geboten.

Ich werde jedoch dafür kämpfen, dass sich das bald ändert."

Autor: Aras Bacho

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