Sarkozy gegen Cameron

"Gelegenheit verpasst, den Mund zu halten"

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Frankreichs Präsident lieferte sich ein Wortgefecht mit britischem Premier.

Im Streit um die richtige Strategie zur Rettung der Eurozone ist es zwischen Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und dem britischen Premierminister David Cameron zu einem ruppigen Wortwechsel gekommen. "Sie haben eine gute Chance verpasst, den Mund zu halten", schnauzte Sarkozy beim EU-Gipfel am Sonntag in Brüssel Cameron an, berichtete die britische Agentur PA am Montag.

Schlagabtausch zwischen Frankreich und Großbritannien

Bereits am Sonntagabend waren Bemerkungen bekanntgeworden, nach denen Frankreich Einmischungen aus Großbritannien zurückwies. "Wir haben es satt, dass du uns kritisierst und sagst, was wir tun sollen. Ihr sagt, dass ihr den Euro hasst, ihr wolltet nicht beitreten und jetzt wollt ihr euch in unsere Treffen einmischen.", sagte Sarkozy nach Angabe von Diplomaten. Cameron hatte zuvor verlangt, dass Großbritannien und alle anderen EU-Länder, die Nichtmitglieder der Eurozone sind, am entscheidenden Treffen zur Euro-Rettung am Mittwoch in Brüssel teilnehmen können.

Briten-Premier droht Revolte in der eigenen Partei
Dem britischen Premierminister David Cameron droht wegen der Europakrise eine Revolte in der eigenen Partei. Etliche Abgeordnete des rechten Flügels der regierenden Konservativen wollen am Montagabend (23.00 Uhr MESZ) für einen Antrag stimmen, nach dem ein Volksentscheid über den Verbleib des Landes in der Europäischen Union abgehalten werden soll. Dem Vorstoß werden keine Chancen eingeräumt.

Dennoch könnte der Regierungschef beschädigt werden, sollten mehr Tory-Abgeordnete als erwartet für den rechtlich nicht bindenden Antrag stimmen, der ein Referendum über einen EU-Austritt oder neue Verhandlungen über die britische Mitgliedschaft vorsieht.

Die Europapolitik sorgte bereits in den 1990er Jahren für einen Bruch der Konservativen. Der Antrag im Parlament könnte auch die Spannungen mit dem kleineren Koalitionspartner, den proeuropäischen Liberaldemokraten, erhöhen. Großbritannien, das am Pfund als Währung festgehalten hat, befindet sich bei der Europapolitik in einem Dilemma: Camerons Regierung ist bei Rettungsaktionen für die Eurozone zurückhaltend, will aber bei wichtigen Entscheidungen nicht ausgeschlossen werden - vor allem wenn sie die in London stark vertretene Bankenbranche betreffen.

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