Verspätet zur Audienz

Sarkozy lässt Papst 15 Minuten warten

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Ob es auch um die Roma-Abschiebungen ging, ließ der Vatikan offen.

Der wegen seiner Roma-Politik in die Kritik geratene französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy ist am Freitag von Papst Benedikt XVI. zu einer Audienz empfangen worden. Mit etwa 15 Minuten Verspätung traf der sichtlich angespannte Sarkozy im Vatikan ein, wo er sich mit dem katholischen Kirchenoberhaupt zu einer halbstündigen privaten Unterhaltung zurückzog.

Papst kritisierte Roma-Abschiebungen
Zum Abschluss seines Besuchs schenkte der Regierungschef dem Papst mehrere Bücher und erhielt im Gegenzug ein aus Keramik gefertigtes Modell und einen Kunstdruck des Petersdoms.

Sarkozy war wegen der französischen Roma-Abschiebungen von vielen Katholiken und indirekt sogar dem Papst kritisiert worden. Benedikt XVI. forderte bei einer Audienz im August eine Gruppe französischer Pilger auf, ihre Kinder zur "universellen Brüderlichkeit" zu erziehen. Die Menschen müssten sich gegenseitig in all ihrer Vielfalt akzeptieren, mahnte er.

"Bling-Bling-Image" irritiert Katholiken

Die französische Zeitung "Le Parisien" bezeichnete den Besuch Sarkozys beim Papst als Gelegenheit für den Staatspräsidenten, sein angeknackstes Image bei französischen Katholiken zu reparieren. Vor allem Sarkozys "Bling-Bling-Image, seine Beziehung zum Geld und ganz einfach seine Art des Seins" würden viele Katholiken im Land irritieren.

Nach der Unterredung mit dem Papst begab sich Sarkozy mit seinem Landsmann, Kurienkardinal Jean-Louis Tauran, zu einer kurzen Andacht in den Petersdom. Der Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog betete während der Zeremonie für die Aufnahme von Verfolgten und Immigranten. Er bat um "Mut und Ausdauer für das französische Volk und seine Leiter".

Lage im Nahen Osten im Mittelpunkt
Jeder müsse für seinen Teil überlegen, wie er den Dienst an seinem Nächsten erfüllen könne. Als Beispiele nannte Tauran unter anderem die "Aufnahme von Verfolgten und Immigranten", den "absoluten Respekt vor dem Leben" sowie wahrheitsgetreue Informationen.

Sarkozys Unterredung mit dem Papst hatte der Vatikan zuvor als "herzlich" bezeichnet. Im Mittelpunkt der gut halbstündigen Unterredung stand nach Angaben des Presseamtes des Heiligen Stuhls unter anderem der Friedensprozess im Nahen Osten sowie die Lage der Christen in verschiedenen Ländern. Ob auch die zuvor von französischen Bischöfen kritisierte Abschiebung von Roma durch die französische Regierung Gegenstand des Gesprächs war, teilte der Vatikan nicht mit.

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