Grausamer Mord oder Unfall?

Saudis geben zu: Khashoggi starb bei "Kampf"

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18 Tage lang erklärten Saudis, sie seien unschuldig. Jetzt gab es angeblich einen fatalen Kampf.

Riad/Istanbul. Vor zwei­einhalb Wochen verschwand Saudi-Journalist Jamal Khashoggi († 59) im saudischen Konsulat in Istanbul. Laut türkischen Ermittlern soll er bei lebendigem Leib zersägt worden sein (siehe rechts). Noch wird nach der Leiche in einem Wald bei Istanbul gesucht.

Während dieser Zeit sagte das offizielle Saudi-Arabien, Khashoggi habe nach seinem Termin im Konsulat das Gebäude verlassen. Zufällig gebe es keine Videoaufzeichnung, weil die Kameras kaputt wären (das Hereinkommen filmten sie aber).

Diskussion wurde Streit, dann tödliche Schlägerei

Bestätigung. Jetzt die große Kehrtwende: Seine Tötung wird plötzlich offiziell be­stätigt. Eine Diskussion im Konsulat soll sich zu einem Streit, dann zu einem tödlichen „Faustkampf“ entwickelt haben, so berichtet es die Staatsanwaltschaft. Im selben Bericht ist von Konsequenzen zu lesen. Offenbar gab es in dieser brisanten Causa 18 Festnahmen. Zudem sollen der Vizepräsident des Geheimdienstes und ein hoher Königsberater entlassen worden sein.

Schande

US-Präsident Donald Trump hält die Angaben der Saudis für glaubwürdig: „Es ist nur ein erster Schritt, aber es ist ein großer erster Schritt.“ Er will mit Kronprinz Mohammed bin Salman sprechen, um Fragen zu klären. Dennoch will er weiter an den Geschäftsbeziehungen (auch Waffen) mit den Saudis festhalten – es geht laut Trump um 450 Milliarden Dollar.

„Der Fall Khashoggi ist nur der Gipfel des Horrors“, meint Außenministerin Karin Kneissl. Sie fordert Konsequenzen, auch in der Beziehung der EU mit Saudi-Arabien.

Kritik an dem Regime: Deswegen musste Jamal Khashoggi sterben

Washington. Kritiker Jamal Khashoggi hoffte auf Reformen in seinem Land. Er wollte seinen Wunsch mit offener Kritik vorantrei­ben. Häufiges Ziel seiner Recherchen war der saudische Kronprinz. Ob beim Krieg im Jemen oder der Isolierung Katars, die Texte richteten sich gegen die Entscheidungen von Mohammed bin Salman (33).

Schreibverbot. Dieser reagierte auf seine Art. Kha­shoggi wurde zur Persona non grata, bekam Schreibverbot. Vor drei Jahren setzte sich Khashoggi in die USA ab und schrieb weiter. Die Washington Post veröffentlichte seine letzte Kolumne. „Die arabischen Regierungen haben freie Hand, die Medien weiter zum Schweigen zu bringen.“ Und: „Was die ara­bische Welt am meisten braucht, ist freie Meinungsäußerung.“ „Letzte Worte“, die ihn wohl das Leben kosteten.

Tötung war geplant: 7 Minuten Todesqualen - die Version der Ermittler

Ein Killerkommando soll eigens für diese Hinrichtung aus Riad eingeflogen sein.

Das kann sich nicht einmal Hollywood ausdenken: In zwei Privatjets soll ein Killerkommando, bestehend aus 15 Mann, in die Türkei gereist sein, 
so der Erkenntnisstand der türkischen Ermittler.

Sie bestellten Jamal Kha­shoggi in das saudische Konsulat – nicht um ihn 
zu verhören, sondern um ihn umzubringen, so beschreibt es ein Informant in der Zeitung Middle East Eye. Sieben dieser Männer gehören demnach zur persönlichen Leibwache des Kronprinzen Mohammed bin Salman. Der britische Mirror schreibt, dass drei von ihnen sogar bei einem offiziellen Besuch bei der Queen dabei gewesen sein sollen.

Saudis geben zu: Khashoggi starb bei
© oe24

"Er trägt Kopfhörer mit lauter Musik, um die Schreie des Opfers nicht zu hören"

Ausführender „Schlächter“ war Gerichtsmedi­ziner Salah Muhammed Tubaigy (47). Er quälte den Journalisten der Washington Post zu Tode. Zunächst wurde Khashoggi von den Männern auf einem Schreibtisch fixiert. Der Konsul musste den Raum verlassen.

Was dann folgte, war der absolute Horror, angeblich waren die Schreie auch noch im Untergeschoß zu hören: Tubaigy schnitt Khashoggi laut Tonprotokoll (eine Apple-Uhr soll alles aufgenommen und in der Cloud gespeichert haben) zuerst die Finger ab. Dann soll er ihn weiter zerstückelt haben. Nach sieben Minuten enden die Schreie auf der Aufnahme.

Tubaigy trug die ganze Zeit Kopfhörer: „Wenn ich diesen Job mache, höre ich immer Musik“, sagt er auf der Aufnahme.

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