Atommüll-Transport

Schafe und Ziegen blockieren Castor

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Auch eine 79-Jährige mit Rollator ist bei der Straßensperre dabei.

Die letzte Zwischenetappe vor dem Ziel wurde erreicht, doch geht der Widerstand gegen den deutschen Castor-Atommülltransport ins niedersächsische Zwischenlager Gorleben unvermindert weiter. Am Montag campierten 1500 Menschen vor dem Lager. Atomkraftgegner und deutsche Polizei stellten sich im niedersächsischen Wendland erneut auf eine lange Nacht ein.

Schafe und Ziegen
Jetzt unterstützen auch die deutschen Bauern die Castor-Gegner. Mit Schafen und Ziegen wurde eine Straße am Ortseingang Gorleben am Montagnachmittag blockiert. Wie die Polizei die Tiere von der Straße bekommen will, war zunächst unklar. Am Nachmittag wurden die elf Castor-Behälter mit hoch radioaktivem Atommüll in Dannenberg (Niedersachsen) auf Tieflader verladen.

Die Stimmung bei den Demonstranten war trotz Regens am Montagnachmittag gut, viele Castor-Gegner tanzten zu lauter Musik. Auch eine 79-jährige Frau war mit ihrem Rollator zur Straßenblockade gekommen.

Appelle
Die Demonstranten appellierten an die Polizei, sich auf dem letzten Abschnitt Zeit zu lassen, damit es nicht zu Gewalt kommt. Schon vor der Ankunft des Castors in Gorleben war klar, dass der Transport der längste und am härtesten umkämpfte sein wird, den es je gab. Der Zug wird frühestens in der Nacht zum Dienstag sein Ziel erreichen.

Trotz des erbitterten Protestes von tausenden Atomkraftgegnern hatte der Transport am Montagmorgen den letzten Zwischenstopp erreicht, den Verladebahnhof in Dannenberg. Deutsche Atomkraftgegner klagten über eine hohe Zahl von Verletzten.

Rund 1.000 Verletzte
Die Kampagne "Castor Schottern" sprach von 950 Augenverletzungen und 29 Kopfplatzwunden. Zudem sollen 16 Atomkraftgegner Fingerbrüche erlitten haben. Zwei Demonstranten mussten nach Angaben der Gruppe ins Krankenhaus. Die Polizei machte bisher keine Angaben zur Zahl der Verletzten. Einsatzkräfte hatten Atomkraftgegner von "Castor Schottern" daran gehindert, massenhaft Steine aus den Gleisen zu räumen.

Dabei setzten sie Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Die Polizei-Gewerkschaft beklagte Überlastung der Beamten. Sie seien teilweise 24 Stunden am Stück im Einsatz gewesen.

Polizisten und Atomkraftgegner bezichtigten sich gegenseitig, die Situation angeheizt zu haben. Greenpeace berichtete, eine Strahlenmessung des Zuges durch Experten der Umweltschutzorganisation sei erst nach einer Konfrontation mit der Bundespolizei erlaubt worden. Greenpeace erklärte, zwar liege die Strahlung unter den gesetzlich erlaubten Grenzwerten, die Bewertung der Schädlichkeit von Neutronenstrahlung sei aber wissenschaftlich umstritten.

Politischer Streit in Berlin
In Berlin ging der politische Streit über den Transport unvermindert weiter. SPD-Chef Sigmar Gabriel wies der Bundesregierung die Schuld an den verschärften Auseinandersetzungen zu. Die Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke habe die Proteste wieder explosionsartig steigen lassen, sagte frühere SPD-Umweltminister. Auch Grünen-Chefin Claudia Roth sagte, die Bundesregierung müsse diese Entscheidung zurücknehmen.

Deutschlands Umweltminister Norbert Röttgen verteidigte den Transport erneut. Die Entsorgung von Abfällen aus Kernenergie sei notwendig und ohne Alternative. Atomkraftgegner forderten Röttgen auf, umgehend nach Gorleben zu kommen. Dies lehnte der Minister aber ab. Er versprach einen Besuch vor Weihnachten.

Kritik an den Grünen
CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt verurteilt die Unterstützung der Castor-Blockierer durch führende Politiker der Grünen. Dobrindt kritisierte am Montag: "Die Grünen outen sich als politischer Arm von Aufrührern, Brandstiftern und Steinewerfern." Er fügte mit Blick auf die Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth und Cem Özdemir sowie den Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin hinzu: "Was Trittin, Roth und Özdemir im Wendland abziehen, ist moralische Unterstützung für Landfriedensbruch."

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Proteste bei Castor-Transport

In Harlingen bewacht die Polizei Demonstranten...

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Der Zug kam mit einer Verspätung von rund 24 Stunden an.

In Danneberg wird der hochradioaktive Atommüll für die letzte Etappe nach Gorleben auf Tieflader umgesetzt.

Bei Ankunft des Atommülls konnte in Danneberg eine weit höhere Radioaktivität als üblich aufgezeichnet werden.