Concordia-Havarie

Schettino vergleicht sich mit Gott

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Der Kapitän des Kreuzfahrtschiffs muss sich vor Gericht verantworten.

Der frühere Kapitän Francesco Schettino hat am Mittwoch vor Gericht im Prozess um den Untergang der "Costa Concordia" sein Verhalten verteidigt. Er habe gezögert, die Sirenen für den Generalalarm ertönen zu lassen, weil er befürchtet hatte, dass Panik an Bord ausbrechen könnte und die Passagiere ins Meer springen würden, sagte Schettino.

VIDEO: Unglücksnacht der Costa Concordia



Schettino sagt aus

Am zweiten Tag in Folge musste Schettino in dem Verfahren über die Hintergründe der Havarie am 13. Jänner 2012 berichten. Es wies Teilen seiner Besatzung die Schuld für das Unglück zu.

 "Ich wollte mich mit dem Schiff so weit wie möglich der Insel annähern", antwortete Schettino auf den Vorwurf der Staatsanwälte, er habe zu spät die Notstandsprozeduren an Bord eingeleitet. Er sei sich sicher gewesen, dass das Schiff trotz der überschwemmten Motorenräume weiterhin schwimmfähig war.

Schettino zurück auf der Costa Concordia



"Ich bin nicht verrückt. Für mich war nie das Schiff wichtiger als die Menschenleben", betonte Schettino. Er versuchte zu erklären, warum er die Entsendung eines Schleppers gefordert und nicht den Passagieren den Befehl gegeben hatte, das Schiff zu verlassen. Die Evakuierung hätte laut seinen Plänen nach dem Einsatz eines Schleppers beginnen sollen, was die Rettung des Schiffes ermöglicht hätte.

Schwere Vorwürfe

In dem seit knapp eineinhalb Jahren laufenden Prozess muss sich Schettino unter anderem wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Schettino drohen mindestens 20 Jahren Haft. Staatsanwalt Allessandro Leopizzi ließ sich Schettinos Sicht der Abläufe auf der Costa Concordia rund um das Unglück minutiös schildern.

Spektakuläre Fotos der Costa Concordia



Schettino wird vorgeworfen, eine gefährliche Kursänderung vorgenommen zu haben, um den Passagieren ein Spektakel zu bieten und Bewohner auf der Insel zu grüßen, was er bei seiner Aussage am Dienstag grundsätzlich bestätigte. Während des Manövers war das Schiff gegen einen Felsen geprallt. Auch räumte er ein, die volle Verantwortung getragen zu haben: "Ich bin als Kapitän auf dem Schiff der erste nach Gott", betonte der 54-Jährige.

32 Tote

Die Costa Concordia war am 13. Jänner vor drei Jahren vor der toskanischen Insel Giglio auf einen Felsen aufgelaufen und havariert, 32 Menschen starben. An Bord befanden sich auch 77 Österreicher, die sich retten konnten. Am Montag hatte Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ), der sich an Bord des havarierten Schiffes befand, beim Prozess in Grosseto als Zeuge ausgesagt.

Nach der Aussage Schettinos tritt der Prozess gegen den Kapitän in die Endphase. Zu einem Urteil könnte es bereits im Jänner kommen. Das Verfahren hatte im Juli 2013 begonnen, war aber immer wieder unterbrochen worden. Das Wrack der "Costa Concordia" wurde im Juli zum Verschrotten nach Genua geschleppt.
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