Zwilling von Lech

Schwache Unterstützung für Kaczynski

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Laut Umfrage sind nur 27 % für den Zwillingsbruder des toten Präsidenten.

Vor den Präsidentschaftswahlen am 20. Juni kristallisiert sich der Parlamentsvorsitzende Bronislaw Komorowski als Top-Favorit heraus. Der Kandidat der regierenden polnischen rechtsliberalen Bürgerplattform (PO) kann sogar mit einer höheren Unterstützung rechnen als seine Partei. Sein wichtigster Kontrahent, der Chef der rechtskonservativen Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Jaroslaw Kaczynski, fällt dagegen hinter die Werte seiner politischen Gruppierung zurück. Dies geht aus einer am heutigen Mittwoch von der "Gazeta Wyborcza" veröffentlichten Umfrage hervor.

Nur 27 Prozent für Zwillingsbruder
Es ist die erste Befragung der Zeitung, die nach der Katastrophe der Regierungsmaschine bei Smolensk, bei der Präsident Lech Kaczynski mit Ehefrau Maria und weiteren 94 Insassen ums Leben gekommen sind, durchgeführt wurde. Laut der Umfrage kann Komorowski, der derzeit die Pflichten des Übergangspräsidenten erfüllt, mit 52 Prozent Stimmen rechnen, Kaczynski nur mit 27 Prozent.

Wenn die Wahl am 20. Juni mit einem solchen Ergebnis endet, wird es keinen zweiten Urnengang geben. Die Umfrage wurde aber vor der offiziellen Bekanntgabe, dass der Zwillingsbruder des tragisch gestorbenen Präsidenten bei der Wahl antreten wird, durchgeführt. Darin sehen die PiS-Politiker ihre Chance. "Wir sind etwas im Verzug. Bronislaw Komorowski wirbt bereits seit einigen Monaten für sich als Präsidentschaftskandidat. Wir müssen das aufholen", kommentierte der Europa-Abgeordnete der PiS, Adam Bielan, die Umfrageergebnisse gegenüber der "Gazeta Wyborcza". "Ich bin davon überzeugt, dass eine Stichwahl stattfinden wird", so Bielan, der für den Wahlkampf mitverantworltich ist.

Tiefe Kluft zum Rest
Zwischen den beiden Favoriten für das Präsidentenamt und dem Rest der Kandidaten gibt es eine tiefe Kluft: Andrzej Olechowski, der von der Demokratischen Partei (SD) unterstützt wird, würde aktuell sieben Prozent der Stimmen erreichen, der Chef der Bauernpartei PSL, Vizepremier und Wirtschaftsminister Waldemar Pawlak, fünf Prozent, der Vorsitzende des Bündnisses der Demokratischen Linken (SLD), Grzegorz Napieralski, drei Prozent und der Chef der Rechte Polen (PP), Marek Jurek, ein Prozent.

Die PO-Wählerschaft ist ihrer Partei am treusten. 84 Prozent von ihnen deklarierten Unterstützung für den Parlamentsvorsitzenden. Dank zusätzlicher Stimmen der Anhänger anderer Gruppierungen würde Komorowski derzeit ein besseres Ergebnis als seine Partei einfahren, die momentan mit 50 Prozent der Stimmen rechnen könnte. Die Lage Kaczynskis sieht viel schlimmer aus. Seine Kandidatur unterstützen nur 77 Prozent der PiS-Wähler und darüber hinaus kaum jemand mehr. Die Unterstützung für ihn ist um sieben Prozentpunkte kleiner als für seine Partei.

Komorowski als Sieger
Noch schlechter schneidet Napieralski ab. Jeder zweite SLD-Wähler unterstützt den PO-Kandidaten. Für den SLD-Chef wollen nur 28 Prozent der Anhänger der Partei ihre Stimme abgeben. Laut der Umfrage würde Komorowski als unumstrittener Sieger aus einem zweiten Wahlgang (67 zu 33 Prozent) hervorgehen.

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