Ägypten

Schwere Krawalle in Kairo - 1.000 Verletzte

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Demonstranten warfen Steine, die Polizei setzten Tränengas ein.

Steinwürfe, Tränengaseinsatz und mehr als 1000 Verletzte: Das ist die jüngste Bilanz der schwersten Krawalle in Kairo seit dem Sturz von Präsident Hosni Mubarak im Februar. Zuvor war von 50 bis 250 Verletzten die Rede gewesen. Die Gewalt begann in der Nacht zum Mittwoch in einem Vorort und breitete sich rasch zum zentralen Tahrir-Platz aus, wo sich bis in den Morgen Polizisten Straßenschlachten mit Hunderten Steine werfenden jungen Männern lieferten, von denen viele mit blankem Oberkörper kämpften. Unter den 1036 verletzten Menschen waren offiziellen Angaben zufolge mindestens 40 Polizisten.

Angefangen hatten die Ausschreitungen bei einer Gedenkfeier für Opfer des Februar-Aufstandes gegen den damaligen Präsidenten Husni Mubarak. Die Trauernden gerieten unversehens mit anderen Menschen aneinander, die sich darüber beschwerten, dass ihrer ebenfalls getöteten Angehörigen nicht gedacht wurde. Die Schlägereien gerieten außer Kontrolle und verlagerten sich offiziellen Angaben zufolge rasch auf den Tharir-Platz, das Zentrum des Kampfes gegen das Mubarak-Regime.

Straßenschlacht
In die Straßenschlacht zwischen jungen Männern und Polizisten gerieten am Morgen dann Ägypter, die auf dem Weg zur Arbeit waren. Mehrere äußerten die Ansicht, dass viele der Beteiligten ihrem Frust über die Politik der herrschenden Militärs Luft machen wollten. "Die Leute sind sauer, weil die Prozesse gegen die Spitzenfunktionäre (der Regierung Mubarak) verschleppt werden", sagte ein junger Bäcker. Es habe sich mehr um eine Auseinandersetzung mit der Polizei und weniger um Proteste gehandelt.

Am früheren Nachmittag standen auf dem Tahrir-Platz acht Krankenwagen. Die Polizei hatte sich zurückgezogen. Junge Männer, die sich Hemden um die Stirn gebunden hatten, dominierten die Szene und verhinderten mit Steinwürfen, dass Autos über den Platz fahren konnten. Einige kreisten zum Ärger mit Mopeds über den Platz. "Schläger kontrollieren den Platz", schimpfte ein älterer Mann.

Atemprobleme
Rettungssanitäter behandelten hauptsächlich Menschen mit Atemproblemen, weil sie in Tränengaswolken geraten waren, mehrere erlitten auch Schnittwunden. Etliche Menschen auf dem Tahrir-Platz warfen der Polizei Übergriffe vor. Der für Kairo zuständige stellvertretende Innenminister Mohsen Murad wies die Anschuldigungen zurück. Die Beamten seien gar nicht auf dem Tahrir-Platz gewesen. Ihr Einsatz sei lediglich gegen 150 bis 200 Steinewerfer gerichtet gewesen, die angeblich das benachbarte Innenministerium stürmen wollten.

Das regierende Militär verurteilte die Ausschreitungen und erklärte, den Gewalttätern sei es nur darum gegangen, die innere Sicherheit zu beeinträchtigen. Dazu hätten sie das Gedenken an die Opfer des Aufstands gegen Mubarak missbraucht.

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