Zahlreiche Tote

Schweres Flugunglück in Russland

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Nebel oder technisches Problem werden als mögliche Ursachen vermutet.

Bei einem Flugzeugunglück im Norden Russlands sind mindestens 44 Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Toten könnte noch steigen, weil sieben Schwerverletzte in Lebensgefahr schwebten, sagte eine Sprecherin des russischen Ministeriums für Katastrophenschutz am Dienstag. Das Unglück ereignete sich am späten Montagabend in dichtem Nebel beim Landeanflug auf die Stadt Petrosawodsk in der Region Karelien, etwa 700 Kilometer nordwestlich von Moskau. Die Behörden machten relativ schnell den Piloten für den Absturz verantwortlich.



Unter den Toten ist nach Angaben des Auswärtigen Amts auch ein Deutsch-Russe. Österreicher waren laut Auskunft des Außenministeriums in Wien nicht betroffen.

Flugzeug erfasste Bäume und Strommasten
Das Flugzeug des Typs Tupolew-134 kam aus Moskau. Nach Angaben von Rettungskräften streifte die Unglücksmaschine beim Landeanflug mehrere Bäume und einen Strommast. Dadurch fiel kurzzeitig die Landebahn-Beleuchtung aus. Danach stürzte sie etwa 700 Meter von der Landebahn entfernt auf einer Straße ab, zerbrach in mehrere Teile und ging in Flammen auf. Das Unglück ereignete sich kurz vor Mitternacht Ortszeit.

Flugzeug in Russland abgestürzt



Der für den Luftverkehr zuständige stellvertretende Ministerpräsident Sergej Iwanow sagte in Paris, nach ersten Daten sei es ganz klar ein Pilotenfehler gewesen. "Bei schlechten Wetterbedingungen kam er nach rechts ab und versuchte im Nebel bis zur letzten Minute, die Landebahn zu erblicken. Er fand sie nicht, und es passierte, was eben passierte."

Pilot soll Empfehlung ignoriert haben

Auf der Internetseite lifenews.ru wurde ein Fluglotse mit den Worten zitiert, der Pilot habe die Empfehlung ignoriert, eine weitere Platzrunde zu fliegen und einen neuen Landeanflug zu versuchen. Wegen des Nebels habe die Sichtweite bei 2.100 Meter gelegen.

Überlebender Bub in Lebensgefahr

An Bord der Maschine waren nach offiziellen Angaben 52 Menschen, darunter neun Besatzungsmitglieder. Die meisten Passagiere stammten aus Russland. Neben dem Deutsch-Russen sollen auch ein Schwede, zwei Ukrainer, ein Niederländer sowie vier Personen mit russischer und US-Staatsbürgerschaft unter den Reisenden gewesen sein. Unter den zunächst Überlebenden war auch ein zehnjähriger Bub. Sein Zustand sei aber extrem schlecht, er sei dem Tode nahe, sagte Gesundheitsministerin Tatjana Golikowa.

FIFA-Referee unter den Toten

Unter den toten befand sich auch der russische Fußball-Spitzenschiedsrichter Wladimir Pettaj. Laut Informationen der Nachrichtenagentur "RIA Nowosti" stand der 38-Jährige, der seit 2010 FIFA-Status hatte, auf der Passagierliste der Maschine, die bei dichtem Nebel auf eine Straße krachte. Auf der Liste der acht Überlebenden des Unglücks tauche der Name Pettaj dagegen nicht auf. Vor wenigen Tagen hatte der Referee in der russischen Liga seinen 100. Einsatz absolviert.

Präsident Dmitri Medwedew hatte kürzlich seine Tupolew gegen ein in Frankreich hergestelltes Modell eingetauscht und Mängel in der heimischen Produktion von Flugzeugen kritisiert. Auch bei der im April 2010 abgestürzten Maschine des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski handelte es sich um ein Fabrikat des zu Sowjet-Zeiten gegründeten Unternehmens, und zwar um das Modell Tu-154. Damals kamen außer Kaczynski 95 Menschen ums Leben.
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