Mission AIDA

So will die NASA die Welt vor Asteroiden schützen

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2022 soll erster Test für Asteroidenabwehr bei Kollisionskurs mit Erde stattfinden

Derzeit weiß man zwar von keinem Asteroiden, der auf die Erde zurast. Doch für den Fall der Fälle wollen die Weltraumexperten vorbereitet sein. Derzeit laufen die Vorbereitungen für den ersten Versuch, die Bahn eines solchen Gesteinskörper durch den Aufprall eines Raumschiffes zu verändern, berichteten Experten am Mittwoch bei der Generalversammlung der European Geosciences Union (EGU) in Wien.

"Das Raumschiff wird bei dem Zusammenstoß einen Impuls auf den Asteroiden übertragen und seinen Kurs verändern, so wie ein Verteidiger beim Eishockey mit einem Bodycheck einen Stürmer abwehrt", erklärte Andy Chang von der Johns Hopkins University (USA). Das gewählte Opfer "Didymoon" liegt mit 160 Metern Durchmesser in der Größenordnung von Asteroiden, von denen die größte Gefahr für die Erde ausgeht, weil sie recht häufig sind. "Das Experiment findet also im Maßstab 1:1 statt und wird zeigen, ob man die Bahn von Asteroiden mit der kinetischen Energie eines Raumschiff-Einschlags effektiv genug ändern kann, um irgendwann einmal eine drohende Kollision mit der Erde zu verhindern", so Chang.

Mission AIDA

Bei dieser Mission AIDA (Asteroid Impact & Deflection Assessment) arbeiten die Wissenschafter und Ingenieure der Europäischen und US-Amerikanischen Weltraumagenturen ESA und NASA zusammen. Als Versuchsobjekt haben sie den Juniorpartner eines Doppel-Asteroiden namens "65803 Didymos" erwählt. Er besteht aus einem größeren Gesteinskörper mit einem Durchmesser von zirka 800 Metern, der von einem 160 Meter großen "Mond" namens "Didymoon" in 1,1 Kilometer Entfernung umkreist wird.

Didymos ist weder auf Kollisionskurs mit der Erde, noch kann ihn laut den Experten eine Bahnänderung auf einen solchen bringen. Der Einschlag wird sich auch nur auf die Umlaufbahn des Mondes und nicht die Bahn des Doppelasteroiden auswirken, sagte Chang.

Raumsonde soll Asteroiden crashen

Zu der Mission gehören zwei Raumsonden namens AIM (Asteroid Impact Mission) und DART (Double Asteroid Redirection Test). Sie sollen 2020 beziehungsweise 2021 starten. AIM wird von der ESA entwickelt. Derzeit laufen noch die Planungen, im Sommer soll mit dem Bau begonnen werden. Das Raumschiff wird den Asteroiden für ein paar Monate umkreisen und erforschen, bis DART dort ankommt.

Diese Raumsonde wird von der NASA gebaut und soll im Oktober 2022 mit "Hypergeschwindigkeit" in den kleineren Gesteinskörper "Didymoon" knallen, während AIM genau zusieht. Zu dieser Zeit ist der Doppelasteroid ungewöhnlich nahe an der Erde. "Das ist wichtig, damit man von hier mit Weltraumteleskopen die Veränderung in seiner Bahn genau messen kann", so Ian Carnelli von der ESA. Außerdem brauchen die Raumschiffe nur 1,5 Jahre, um zu dem "Showdown" zu fliegen, daher sind die Kosten moderat.

Aufprall soll Umlaufbahn verändern

Der geplante Einschlag des 300 Kilogramm schweren DART-Geschosses mit sieben Kilometern pro Sekunde soll laut Berechnungen die Umlaufbahn des Asteroidenmondes messbar und die Umlaufzeit um ungefähr viereinhalb Minuten verändern, erklärte Chang. Er erwartet einen Krater von 6 bis 17 Metern Durchmesser, je nach Gesteinsbeschaffenheit des Asteroidenmondes.

AIM wird auch eine etwa schuhschachtelgroße Sonde namens "MASCOT-2" am Asteroidenmond landen lassen. Sie soll mindestens drei Monate auf seiner Oberfläche überleben und trägt etwa eine Kamera, um das Geschehen zu filmen, und ein Gerät, das Radiowellen durch den Asteroiden schickt, um seine innere Struktur wie bei einer Röntgenuntersuchung zu bestimmen, erklärte Michael Küppers vom European Space Astronomy Center in Spanien.

Rekation soll Informationen beschaffen

Auch wie das Material des Asteroidenmonds auf den Aufprall reagiert, wird Auskunft über seine interne Struktur geben, so Patrick Michel von CNRS in Nizza (Frankreich). Wahrscheinlich sind Asteroiden nicht einheitliche Gesteinsstücke, sondern aus mehreren Blöcken zusammengesetzt. "Das sind aber reine Annahmen, die nicht wissenschaftlich bewiesen sind", erklärte er.
 

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