Fabrikeinsturz in Bangladesch

Suche nach Überlebenden eingestellt

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1.127 Tote und 2.438 Verletzte. Gewerkschaften und höhere Löhne werden erlaubt.

Rund drei Wochen nach der Hauseinsturz-Katastrophe mit mehr als 1.100 Toten in Bangladesch haben die Rettungskräfte ihre Suche nach Opfern eingestellt. Nach offiziellen Angaben wurden bis Montagabend 2.438 Verletzte und 1.127 Leichen geborgen. Wegen andauernder Streiks und Unruhen beschlossen die Textilunternehmer im wichtigen Industriegebiet Ashulia nahe der Hauptstadt Dhaka, die Fabriken auf unbestimmte Zeit zu schließen.

Textilarbeiterin am Freitag lebend gefunden
Dienstag früh solle die Unglücksstelle formell der Distriktverwaltung übergeben werden, sagte ein Sprecher des Katastrophenzentrums. Am 24. April war dort das achtstöckiges Gebäude zusammengestürzt, in dem sich fünf Textilfabriken, eine Bankfiliale und Geschäfte befanden. Noch am Freitag hatten die Rettungskräfte eine Textilarbeiterin lebend gefunden. "Ich hätte nie gedacht, dass ich überlebte", sagte sie am Montag auf ihrer ersten Pressekonferenz im Combined Military Hospital, zu der sie im Rollstuhl kam.

Regierung stärkte Rechte der Textilarbeiter
Bangladeschs Regierung hat unterdessen die Rechte der Textilarbeiter gestärkt. Sie dürfen sich künftig in unabhängigen Gewerkschaften zusammenschließen und Lohnverhandlungen führen, erklärte Sprecher Mosharraf Hossain Bhuiyan am Montag in Dhaka. Unterdessen stellten sich die schwedische Textilkette H&M und die Modekette C&A am Montag hinter neue Brand- und Gebäudeschutz-Regeln in Bangladesch. Auch weitere europäische Unternehmen wie die spanische Inditex schlossen sich an.

Die Regierung kippte damit eine Regelung, wonach die Arbeiter für die Gründung einer Gewerkschaft die Zustimmung des Fabrikbesitzers brauchen. Bereits am Sonntagabend hatte das Kabinett entschieden, den gesetzlichen Mindestlohn von Textilarbeitern anzuheben, der derzeit bei etwa 30 Euro pro Monat liegt. Eine neue Summe wurde aber noch nicht festgelegt.

Druck auf Textilindustrie verstärkt
Das Unglück hat den Druck auf die Textilindustrie in dem südasiatischen Land verstärkt, internationale Arbeitsstandards besser einzuhalten. Wie H&M am Montag in Stockholm mitteilte, unterstütze man nun entsprechende Vorschläge von zwei Gewerkschaften in dem südasiatischen Land.

H&M größter Kunde

H&M gehört zu den größten industriellen Kunden der Textilindustrie in Bangladesch. Die für "Nachhaltigkeit" zuständige Unternehmensvertreterin Helena Helmersson erklärte, die für eine Zeit von fünf Jahren vorgesehene neue Regelung sei ein "pragmatischer Schritt in Richtung Brand- und Gebäudesicherheit für Textilarbeiter". Bisher wurden diese Vorschläge durch westliche Großabnehmer von Textilien stets zurückgewiesen.

Riskante Arbeitsbedingungen

In den vergangenen Wochen hatten Textilarbeiter immer wieder gegen die Arbeits- und Sicherheitsbedingungen protestiert. Dabei gerieten sie auch mehrfach mit der Polizei aneinander und beschädigten Fabriken. Weil die Fabrikbesitzer sich unsicher fühlten, sei der Betrieb in Ashulia eingestellt worden, sagte Atiqul Islam, Chef des Verbandes der Textilhersteller und -exporteure des Landes, am Montag.

Außerdem begannen die Behörden damit, in fast 950 Fabriken im Land Sicherheitsstandards durchzusetzen. Die Arbeitsbedingungen dort waren von einer Untersuchungskommission am Sonntag als riskant eingestuft worden. 18 Fabriken wurden bereits geschlossen. In den fast 4000 Textilunternehmen in Bangladesch arbeiten mehr als 3,5 Millionen Menschen. Die Textilindustrie ist der wichtigste Wirtschaftszweig in Bangladesch.

Ein Gericht wies am Montag die lokalen Behörden an, alle Unterlagen, die das eingestürzte Gebäude Rana Plaza betreffen, innerhalb von sieben Tagen einzureichen. Außerdem soll eine Liste aller Textilarbeiter erstellt werden, die in den Fabriken in den oberen Stockwerken des Gebäudes arbeiteten und noch vermisst werden. Der Gebäudeinhaber, die Fabrikbetreiber und die Ingenieure, die den Bauplan des Hauses genehmigten und überwachten, waren festgenommen worden.
 

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