Umstrittener Polizei-Einsatz

Südafrikanische Mine: 44 Tote in einer Woche

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Opferzahlen gestiegen -  Präsident Zuma reist überstürzt zurück in die Heimat.

Bei den schweren Ausschreitungen in einer südafrikanischen Platinmine ist die Zahl der Toten auf insgesamt 44 gestiegen. Nach Angaben der nationalen Polizeichefin Riah Phiyega vom Freitag waren allein am Vortag 34 Minenarbeiter ums Leben gekommen. 78 weitere wurden verletzt. "Dies ist eine Zeit der Trauer", sagte Phiyega nach den tagelangen Auseinandersetzungen.

Lange war unklar, ob die Polizei oder die Demonstranten das Feuer eröffneten. Nach Angaben von Phiyega hatten die Ordnungskräfte keine Wahl: Sie mussten sich gegen die mit Schusswaffen und Macheten bewaffneten Bergmänner wehren. "Eine militante Gruppe ist schießend auf die Polizisten zugestürmt, die sich daraufhin zurückgezogen haben. Aber sie waren gezwungen, mit aller Härte zurückzuschlagen, um sich zu verteidigen."

Am Tag nach der Gewaltorgie spielten sich auf dem Gelände des 100 Kilometer westlich von Pretoria gelegenen Bergwerks herzzerreißende Szenen ab. Einige Kumpel wurden noch immer vermisst. In Tränen aufgelöst versuchten die Ehefrauen, Informationen über den Verbleib ihrer Männer zu bekommen. Eine unheimliche Stille lag über der Mine, nur unterbrochen vom Kreisen der Hubschrauber.

Der südafrikanische Präsident Jacob Zuma kündigte an, einen Besuch bei einem regionalen Gipfeltreffen im Nachbarland Mosambik abbrechen und in die Heimat zurückkehren zu wollen. "Der Präsident ist besorgt über diese gewalttätigen Proteste, zumal die Verfassung und die geltenden Gesetze genügend Wege bieten, um mit solchen Problemen umzugehen", hieß es in einer Mitteilung. Zuma hatte zuvor zum Ende der "sinnlosen Gewalt" aufgerufen und sich "geschockt und bestürzt" über die Geschehnisse gezeigt.

Tausende Bergarbeiter hatten am vergangenen Freitag die Arbeit niedergelegt. Sie fordern eine 200-prozentige Lohnerhöhung auf 12.500 Rand (1200 Euro). Hintergrund der Auseinandersetzungen sind vor allem Differenzen zwischen zwei Gewerkschaften. Beide Organisationen riefen jedoch die Bergarbeiter dazu auf, die Gewalt zu beenden.

Die Situation war eskaliert, nachdem die Ordnungskräfte vergeblich versucht hatten, die Streikenden zu vertreiben. Zunächst hatten sie Tränengas und Wasserwerfer eingesetzt, dann waren Schüsse gefallen. Lokale Medien sprachen von einem "Massaker".

Konzern stellt Produktion ein
Der in London ansässige Lonmin-Konzern stellte in seinen Platinwerken, die zwölf Prozent zur weltweiten Förderung des Edelmetalls beitragen, die Produktion ein. Der Aktienkurs des Unternehmens stürzte seit der Eskalation eines Streits zweier rivalisierender Gewerkschaften um mehr als 13 Prozent ab. Die streikenden Arbeiter fordern eine 200-prozentige Lohnerhöhung und gehören einer neuen Gewerkschaft an, die gegen die Dominanz der mächtigen National Union of Mineworkers opponiert, die eng mit dem regierenden Afrikanischen Nationalkongress (ANC) verbündet ist. Bereits vor dem tödlichen Einsatz am Donnerstag waren bei Kämpfen zwischen den verfeindeten Arbeiterorganisationen zehn Menschen, darunter zwei Polizisten zu Tode gekommen. Einige wurden verbrannt oder zu Tode gehackt. Beobachter sprechen auch von einem Kampf zwischen konkurrierenden Gewerkschaften.

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