Medienbericht

Syrien: Giftgas-Test in der Wüste

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Laut Bericht soll Assad Trägersysteme für Giftgas-Granaten ausprobiert haben.

Die syrische Armee soll einem Medienbericht zufolge vor wenigen Wochen Trägersysteme für Giftgasgranaten getestet haben. Die Tests hätten in der Nähe des Forschungszentrums für Chemiewaffen bei Safira östlich der Stadt Aleppo stattgefunden, berichtete das Magazin "Spiegel" am Sonntag unter Berufung auf Zeugen. Insgesamt fünf oder sechs der Granaten, die für chemische Kampfstoffe vorgesehen seien, wurden demnach Ende August "unbefüllt" abgeschossen.

Syrien gibt die Existenz von Giftgas zu, hat aber erklärt, die Massenvernichtungswaffe nicht einsetzen zu wollen. Im Juli gab es Berichte, denen zufolge Syrien Bestandteile der Gaswaffen auf Militärstützpunkte verlagert hat, um sie besser vor einem Zugriff angreifender Rebellen schützen zu können.

Offiziere aus dem Iran
Dem "Spiegel"-Bericht zufolge sollen zu den Tests iranische Offiziere per Hubschrauber eingeflogen worden sein. Die Anlage bei Safira gilt als größtes Versuchszentrum für Chemiewaffen in Syrien und wird offiziell als Forschungseinrichtung geführt. Iranische und nordkoreanische Experten sollten in dem abgeriegelten Komplex tätig sein, in dem westlichen Geheimdiensten zufolge die Gifte Sarin, Tabun und Senfgas hergestellt und an Tieren erprobt würden.

Ein zu den Rebellen übergelaufener Armeeoffizier aus einem nahe gelegenen Dorf sagte dem "Spiegel", die Aufständischen hätten nicht die Absicht, das Versuchszentrum zu erobern. "Wir hoffen, dass amerikanische Truppen die Anlage sichern", ergänzte der Vertreter der Freien Syrischen Armee. "Wir wollen weder, dass das Regime die Waffen einsetzen kann, noch, dass sie nach dem Sturz in die Hände von Radikalen fallen", fügte er hinzu.

Die syrische Führung unter Staatschef Bashar al-Assad hatte Ende Juli erklärt, Chemiewaffen im Fall eines Angriffs aus dem Ausland einsetzen zu wollen, nicht aber gegen die eigene Bevölkerung. US-Präsident Barack Obama drohte daraufhin im August erstmals direkt mit einem militärischen Eingreifen in den Konflikt. Bereits mit der Vorbereitung eines Einsatzes von chemischen oder biologischen Waffen würde die "rote Linie" überschritten, sagte er.

Auch am Sonntag nahm die syrische Armee laut Aktivisten wieder Stellungen der Aufständischen in mehreren Landesteilen unter Beschuss. In den Provinzen Damaskus, Deraa, Aleppo, Hama und Homs habe das Militär Luftangriffe geflogen, teilte die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Nach Angaben der oppositionsnahen Organisation wurden in dem Konflikt bisher mehr als 26.000 Menschen getötet.

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