Stadt Daraya

Syrische Armee erobert Rebellenhochburg zurück

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Alle bewaffneten Rebellen haben offenbar die belagerte Stadt verlassen.

Nach vierjähriger Belagerung haben syrische Regierungstruppen nach eigenen Angaben wieder die Kontrolle über die bisherige Rebellenhochburg Daraya nahe der Hauptstadt Damaskus zurückerlangt. Die syrische Armee sei "in die gesamte Stadt vorgedrungen" und kontrolliere sie nun vollständig, sagte ein Militärvertreter am Samstag der Nachrichtenagentur AFP.

"Es gibt keinen einzigen Bewaffneten mehr", so der Militärvertreter. Die syrische Führung und die bewaffnete Opposition hatten sich am Donnerstag auf die Evakuierung der zerstörten Stadt geeinigt. Demnach sollten die bewaffneten Rebellen bis Sonntag Daraya verlassen und in die ebenfalls von bewaffneten Regierungsgegnern beherrschte Stadt Idlib ziehen. Gleichzeitig sollten tausende Zivilisten in Auffanglager der Regierung außerhalb der Stadt wechseln. Anschließend sollte die Armee in Daraya einziehen.

Stadt unter Dauerbeschuss

Regierungssoldaten hatten die Rebellenhochburg seit Ende 2012 umzingelt, fortan stand die Stadt unter Dauerbeschuss. Angesichts der inzwischen katastrophalen humanitären Lage in der zerstörten Stadt hatten sich die Rebellen zur Evakuierung entschlossen.

Die Türkei treibt unterdessen ihre Offensive in Nordsyrien voran. Von Kurden unterstützte Rebellengruppen wurden am Samstag nach eigenen Angaben von türkischen Kampfflugzeugen bombardiert. Bei einem Angriff im Dorf Al-Amarna habe es auch zivile Opfer gegeben, erklärte der sogenannte Militärrat der Stadt Jarablus, der zur Rebellenallianz SDF gehört. Es handle sich um eine gefährliche Eskalation, die die ganze Region bedrohe. Nach Angaben aus türkischen Militärkreisen wurde ein Munitionsdepot südlich von Jarablus mit Flugzeugen angegriffen.

Waffenarsenal zerstört

Nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu zerstörten die Streitkräfte bei Angriffen am Samstag ein Waffenarsenal und einen Kommandoposten von "Terrorgruppen" südlich der syrischen Grenzstadt Jarablus. Unklar war zunächst, ob es sich um Luftangriffe oder Angriffe durch Artillerie handelte und welche Gruppen im Visier der Streitkräfte standen.

Die türkische Armee war in dieser Woche nach Nordsyrien vorgedrungen. Unterstützt durch Spezialkräfte, Panzer und Kampfflugzeuge vertrieben die von der Türkei unterstützten Rebellen die Extremistenmiliz "Islamischer Staat" IS aus der strategisch wichtigen Grenzstadt Jarablus. Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte deutlich gemacht, der Einmarsch diene vor allem dem Ziel, den IS zu verdrängen. Allerdings wolle sein Land auch kurdischen Rebellen zuvorkommen, die in der SDF eine wichtige Rolle spielen. Damit soll ein zusammenhängendes kurdisches Gebiet in Nordsyrien verhindert werden. Die Regierung in Ankara fürchtet, dass ein Kurdenstaat entsteht und die verbotene PKK im eigenen Land Aufwind bekommt.

Ein Augenzeuge in der türkischen Grenzstadt Karkamis berichtete der Nachrichtenagentur Reuters, am frühen Samstagmorgen seien Kampfflugzeuge nach Syrien geflogen. Wenig später seien Explosionen zu hören gewesen.

Heikles Vorgehen in der Türkei

Das Vorgehen in der Türkei ist heikel, weil die YPG ein wichtiger Verbündeter der USA im Kampf gegen den IS ist. Allerdings forderten zuletzt auch die USA einen Rückzug der Rebellen.

Am Samstag lieferten sich mit der Türkei verbündete Aufständische und rivalisierende Rebellen Kämpfe. Zu den Gefechten kam es nach übereinstimmenden Angaben ebenfalls nahe dem Dorf Al-Amarna, etwa zehn Kilometer südlich von Jarablus.

Unklar blieb zunächst, wer genau beteiligt war. Die kurdische Verwaltung der Region teilte mit, Rebellen und türkische Panzerbesatzungen hätten sich Gefechte mit dem Militärrat von Jarablus geliefert. Kurdische Kämpfer seien allerdings an den Zusammenstößen nicht beteiligt gewesen. Ein Kommandant der von der Türkei unterstützten Gruppe "Sultan Murad" sagte dagegen Reuters, man kämpfe gegen die Kurdenmiliz YPG. Nach seiner Darstellung waren türkische Panzer nicht beteiligt.

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