Barcelona

Barcelona

Terror-Krimi: So versagte die Polizei

Teilen

Hätte der Terror von Barcelona verhindert werden können? Protokoll der Polizeifehler.

13 Tote, 130 Verletzte und Younes Abouyaaqoub (22), der Todeslenker von Barcelona, noch immer auf der Flucht. Schlimmere Anschläge sind in Spanien zwar verhindert worden. Die Täter planten auch die Sprengung der Basilika Sagrada Família in Barcelona.

Aber bei richtiger Zuordnung der einzelnen Vorfälle hätte die marokkanische IS-Terrorzelle in Spanien wahrscheinlich viel früher ausgeschaltet werden können.

ÖSTERREICH dokumentiert die Fahndungsfehler:

  •  Fehler Nummer 1. Am Mittwochabend um 23.17 Uhr explodierte in der spanischen Küstenstadt Alcanar, 200 Kilometer südlich von Barcelona, ein Haus. In den Trümmern fanden die Polizisten Leichenteile von drei Männern. Ebenso stießen sie auf 30 Butangasflaschen sowie Acetonperoxid, den Sprengstoff der IS-Killer. Sie nennen ihn „Mutter Satan“. Offensichtlich ist bei der Vorbereitung einer „Superbombe“ ein Fehler passiert. Gas und Sprengstoff hätten in größere Lkws gepackt werden sollen, um in Barcelona Ziele zu sprengen.
  • Fehler Nummer 2. Trotz Explosion und Hinweisen auf Terror – kein Großalarm. Die Fahnder können nicht zuordnen, dass die Mieter des Hauses in Alcanar in Kontakt zu ­einer Terrorzelle in der Stadt Ripoll standen. Ripoll liegt etwa 100 Kilometer nördlich von Barcelona. Die meisten jungen Marokkaner, die in die Anschläge verwickelt waren, lebten hier (siehe unten). Sie standen unter dem Einfluss eines Imam, der in der Moschee der Stadt predigte. Sein Name: Abdelbaki Es Satty. Er war bereits im Gefängnis, hatte Ärger mit der Ausländerbehörde. Im Juni wollte er drei Monate Urlaub nehmen. Das wurde verweigert. Er tauchte unter. Niemand in Ripoll will von der Radikalisierung der jungen Männer etwas bemerkt haben (siehe Kasten rechts).
  • Neuer Terrorplan. Nach der Explosion in Alcanar war klar: Der große Terrorplan funktionierte nicht mehr. Die IS-Fanatiker waren gezwungen, sofort loszuschlagen. In der Kleinstadt Santa Perpètua de Mogoda wurden zwei Autos angemietet: Ein Fiat-Kastenwagen und ein Audi A3. Sie ­besorgte der erst 17-jährige Moussa Oukabir. Er verwendete dazu den Reisepass seines älteren Bruders Driss (28).
  • Attacken. Mit dem Fiat raste Younes Abouyaaqoub (22) am Donnerstag um 17 Uhr in Menschengruppen auf dem Boulevard La Rambla in Barcelona. Nach 800 Metern blieb er stehen, flüchtete er zu Fuß.

Stunden später, am Freitag um 1.20 Uhr, fuhren fünf seiner Komplizen in der Küstenstadt Cambrils mit dem Audi auf die Strandpromenade. Sechs Personen wurden verletzt, eine Frau starb.

Eine Polizistin reagierte schnell: Sie tötete vier der fünf IS-Schergen mit Schüssen. Die Männer hatten leere Sprengstoffgürtel umgeschnallt. Der Sprengstoff war wohl bei der Explosion in Alcanar vernichtet worden. Younes Abouyaaquob, Todeslenker von Barcelona, und der Imam sind noch auf der Flucht.Karl Wendl

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.