Todesstrafe auf Bewährung

Todesurteil gegen Politiker-Gattin Gu Kailai

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Doch die Frau Bo Xilais könnte bereits nach neun Jahren wieder freikommen.

Giftmörderin Gu Kailai dankte nach dem Todesurteil auf Bewährung den Richtern: „Ich empfinde das Urteil gerecht. Es verkörpert, dass das Gericht besonders den Wert des Lebens hochhält.“

Einer der spektakulärsten Strafprozesse in China war am Montag zu Ende gegangen. Die Rechtsanwältin Gu Kailai (53) wurde am Montag wegen des Giftmordes am britischen Geschäftsmann Neil Heywood zur Todesstrafe mit Gnadenfrist verurteilt. Wenn sie in den kommenden zwei Jahren keine weitere Straftat begeht, wird das Urteil in lebenslange Haft umgewandelt.

Im Streit über ein gemeinsames Geschäft habe der Brite Heywood ihren Sohn bedroht, der in London studiert. Da habe sie die Nerven verloren und Heywood Gift in den Tee geschüttet, gestand Gu. Laut Anklage war Gu Kailai wegen chronischer Schlaflosigkeit, Angstzuständen, Depression und Paranoia psychiatrisch behandelt worden. Da zeigte das Gericht ungewohnte Milde.

Giftmord entwickelt sich zum Polit-Krimi
Zum Polit-Krimi wird der Fall, weil Gu mit dem ehemaligen KP-Spitzenpolitiker Bo Xilai verheiratet ist. Der 63 Jahre alte „Prinzling“ Bo war einer der Favoriten, um in das höchste Machtgremium Chinas – den Ständigen Ausschuss des Politbüros – aufzurücken. Jetzt sitzt er im Gefängnis, an einem unbekannten Ort. Bisher werden ihm „Verstöße gegen die Parteidisziplin“ vorgeworfen, was Korruption und Machtmissbrauch umfassen könnte.

Bos Sturz war vor allem ein schwerer Schlag für die konservative „neue Linke“ in der Kommunistischen Partei. Mit populistischen Parolen wollte er China auf einen alt-maoistischen Kurs führen. Das Verbrechen seiner Frau hat den Kurswechsel verhindert.

Ein Ehepaar aus feinstem KP-Geblüt
Sie werden „Prinzlinge“ genannt, stammen aus feinstem KP-Geblüt: Gu und ihr Mann Bo sind Kinder von Mao-Kameraden. Beide genossen beste Ausbildung. Gu wurde Juristin, machte sich international einen Namen. Sie gab Ratgeber heraus: Wie man Klagen in den USA gewinnt. „Chinas Jacky Kennedy“ war ihr Spitzname.

Ehemann Bo war der Hoffnungsträger der National-Konservativen in China, der Kommunisten. Mit Charisma kämpfte er gegen Reformen. Er verkaufte sich gerne als Retter der Armen. Jetzt sitzt er in Haft.

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