Eine Autostunde von Wien

Tschechen rüsten 80er-Jahre-AKW auf

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Prag will uraltes Schrott-AKW Dukovany ausbauen. Nur 80 km von Wien entfernt.

Bei klarer Sicht kann man die vier dampfenden Kühltürme des tschechischen Schrott-AKW Dukovany von der österreichischen Grenze aus sehen. Nicht einmal 32 Kilometer liegt das Atomkraftwerk vor unserem Staatsgebiet .

Von Wien liegt das AKW nur 85 Kilometer Luftlinie entfernt. Seit 1985 ist das Atomkraftwerk in Betrieb, es wurde noch von den Sowjets gebaut. Erst vor einem Monat geschah der letzte Zwischenfall: Ein Reaktorblock musste abgeschaltet werden, weil die Kühlung ausgefallen war.

Doch nicht einmal die Atom-Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima können die tschechische Regierung zum Umdenken bringen. Ganz im Gegenteil: Am Freitag meldete der Generaldirektor des Tschechischen Energiekonzerns (CEZ), Daniel Benes, dass das AKW Dukovany weiter ausgebaut werden soll. Ein fünfter Block, der in den Jahren 2032 bis 2035 fertig werde, soll dort aufgebaut werden, sagte Benes, der Zeitplan sei bereits fixiert. Österreichs Umweltminister Niki Berlakovich will das nicht hinnehmen. Er fordert volle Information von Prag.

Noch vor dem Ausbau von Dukovany will die halbstaatliche CEZ das südböhmische Atomkraftwerk Temelin erweitern. Zwei zusätzliche Reaktoren sollen dort zu den bestehenden zwei Blöcken aufgebaut werden.

Auch ein Testreaktor ist in Dukovany geplant
Damit nicht genug: In Dukovany soll zusätzlich ein Testreaktor „neuer Art“ installiert werden. Es handelt sich um das Projekt namens „Allegro“ im Wert von Hunderten Millionen Euro –- teilweise EU-finanziert. Der „gasgekühlte schnelle Reaktor“, ein Modell der sogenannten 4. Generation, arbeitet bei extrem hohen Temperaturen.

Berlakovich: "Ich fordere Information"

ÖSTERREICH: Was sagen Sie zu Ausbauplänen von Dukovany?
Niki Berlakovich: Ich lehne jeglichen Atom-Ausbau kategorisch ab. Nach Tschernobyl und Fukushima darf es das nicht mehr geben.

ÖSTERREICH: Hat man mit Ihnen über Dukovany gesprochen?
Berlakovich: Bis dato nicht. Wir haben aber ein bilaterales Informationsabkommen mit Tschechien. Ich erwarte mir also volle Information über die Pläne und werde diese auch einfordern.

ÖSTERREICH: Ist Dukovany sicher?
Berlakovich: Auf meine Initiative sind europaweit Stresstests durchgeführt worden. Ergebnis: Dukovany ist gut, aber nicht gut genug.

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