Russland

Tupolew-Absturz - Black Box gefunden

Teilen

Erster Flugschreiber der russischen Unglücksmaschine entdeckt.

Zwei Tage nach dem Absturz einer russischen Militärmaschine über dem Schwarzen Meer haben Suchmannschaften den Flugschreiber gefunden. Die Blackbox wurde am Dienstag in einer Tiefe von 17 Meter unter der Meeresoberfläche geortet, wie das Verteidigungsministerium in Moskau laut russischen Agenturberichten mitteilte.

Das Gerät soll nun zu näheren Untersuchungen nach Moskau gebracht werden. Ob es intakt oder beschädigt ist, war vorerst nicht bekannt. Die Behörden erhoffen sich von dem Flugschreiber nähere Erkenntnis über die Unfallursache. Die Maschine war am Sonntag auf dem Weg von Sotschi nach Syrien mit 92 Menschen an Bord abgestürzt.

Auf dem Weg nach Syrien verschwand sie kurz nach dem Start über dem Schwarzen Meer vom Radar. Als Unglücksursache vermuteten die Behörde einen Pilotenfehler oder ein technisches Problem.

Keine Überlebenden

Es dürften alle Insassen ums Leben gekommen sein. Unter den Toten befinden sich 64 Mitglieder des Alexandrow-Ensembles, das auch als Chor der Roten Armee bekannt ist. Die Tupolew Tu-154 war Sonntag früh nach einem Tank-Zwischenstopp aus Sotschi aufgebrochen.

Das Alexandrow-Ensemble verlor durch das Unglück seinen Dirigenten Waleri Chalilow und rund ein Drittel seiner Mitglieder. Das Ensemble gilt als wichtiges russisches Nationalsymbol. Es sollte bei den Neujahrsfeiern auf dem russischen Luftwaffenstützpunkt in Hmeimim im Westen Syriens auftreten. Russland hatte im September 2015 in den syrischen Bürgerkrieg eingegriffen und unterstützt die syrische Führung.

Vor der Zentrale des Chors in Moskau sowie am Flughafen und im Hafen von Sotschi legten hunderte Menschen Blumen nieder. Auch das Kabinett gedachte in einem Moment des Schweigens der Toten. Präsident Wladimir Putin hatte eine eintägige Staatstrauer angeordnet.

Große Suchaktion

Am Montag waren weiterhin mehr als 3500 Soldaten, Rettungskräfte und Taucher im Einsatz, um Leichen und Trümmerteile der Maschine zu bergen. Dutzende Schiffe, Hubschrauber und Drohnen beteiligten sich.

Laut Katastrophenschutzministerium wurden in 27 Metern Tiefe und rund eine Seemeile von der Küste entfernt weitere Wrackteile der Unglücksmaschine gefunden, darunter zwei Teile des Kontrollmechanismus der Maschine. Später erklärte das Verteidigungsministerium, ein 4,50 mal 3,50 Meter großes Teil des Flugzeugrumpfes sei geborgen worden.

Die Unglücksmaschine war laut Verteidigungsministerium 33 Jahre im Dienst. Sie sei im Dezember 2014 repariert und im September 2016 überholt worden. Maschinen vom Typ Tu-145 sind bereits wiederholt verunglückt, kommerzielle russische Fluggesellschaften setzen sie nicht mehr ein.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte zu den Ermittlungen, ein "Terrorakt" stehe als mögliche Spur nicht im Vordergrund. Verkehrsminister Sokolow sagte nach der Sitzung einer Untersuchungskommission, vermutlich sei ein "technisches Problem" oder ein Pilotenfehler verantwortlich.

Der Inlandsgeheimdienst FSB erklärte, für die These eines Anschlags spreche derzeit nichts. Die Ermittlungen konzentrierten sich auf vier Möglichkeiten: ein Pilotenfehler, ein technischer Defekt, schlechter Treibstoff oder ein Fremdobjekt im Triebwerk.

Das russische Staatsfernsehen strich sämtliche Unterhaltungsprogramme und zeigte Schwarz-Weiß-Bilder von den Opfern. Unter den Insassen der Unglücksmaschine waren auch neun Journalisten, zwei ranghohe Beamte sowie Elisaweta Glinka, bekannt als Doktor Lisa, die eine bekannte russische Hilfsorganisation leitete und Hilfsgüter zu einem Krankenhaus im syrischen Latakia bringen wollte.

 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.