Verschwörungstheorien über Virus-Ausbreitung

USA werfen Moskau Desinformationskampagne vor

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Verschwörungstheorien über Virus-Ursache im Internet verbreitet - Auch Vorwürfe gegen Microsoft-Gründer Gates - 50 Neuinfektionen in Italien - Wachstumsprognose für China gesenkt.

Washington. Die US-Regierung wirft Moskau vor, eine groß angelegte, anti-westliche Desinformationskampagne rund um das neuartige Coronavirus gestartet zu haben. Tausende von Russland gesteuerte Nutzerkonten auf Online-Plattformen verbreiteten Falschinformationen und Verschwörungstheorien rund um das Virus und behinderten damit den Kampf gegen die Epidemie, sagten US-Regierungsvertreter.
 
Zu der Desinformationskampagne gehöre eine Verschwörungstheorie, wonach die USA hinter der Epidemie steckten. Betreiber gefälschter Nutzerkonten auf Twitter, Facebook oder Instagram verbreiteten dabei etwa die Behauptung, der US-Geheimdienst CIA habe das Virus in die Welt gesetzt, um einen "Wirtschaftskrieg gegen China" zu führen.
 
Auch prominenten US-Bürgern wie dem Microsoft-Gründer Bill Gates, der sich als Milliarden-Sponsor globaler Gesundheitsprogramme hervorgetan hat, werde eine Verwicklung in die Ausbreitung des neuartigen Virus unterstellt.
 
US-Behörden waren den Angaben zufolge erstmals Mitte Jänner auf die Desinformationskampagne aufmerksam geworden. In einem Bericht des US-Außenministeriums heißt es, über tausende gefälschte Nutzerkonten im Internet würden in zahlreichen Sprachen "nahezu identische" Behauptungen über das neuartige Coronavirus verbreitet. In der Vergangenheit seien dieselben Nutzerkonten schon durch pro-russische Botschaften etwa zum Syrienkrieg, den Gelbwesten-Protesten in Frankreich oder der Protestbewegung in Chile aufgefallen.
 
"Russlands Ziel ist es, Zwietracht zu sähen und durch bösartige Beeinflussungskampagnen US-Institutionen und -Bündnisse von innen heraus zu untergraben", sagte der Staatssekretär für Europa und Eurasien im US-Außenministerium, Philip Reeker.
 
Auch in russischen Staatsmedien werden nach US-Angaben seit Ende Jänner falsche Behauptungen über die Ursachen des Coronavirus verbreitet. Russische Staatssender, dem Kreml nahestehende Websites und gefälschte Nutzerkonten im Internet bildeten zusammen das "Ökosystem" russischer Desinformation, sagte die Leiterin der für die Beobachtung ausländischer Propaganda zuständige Abteilung im US-Außenministerium, Lea Gabrielle.
 
Experten sehen Parallelen zu einer großangelegten Desinformationskampagne aus den 1980er Jahren, mit welcher der damalige russische Auslandsgeheimdienst KGB die Verschwörungstheorie streute, wonach US-Wissenschaftler den Aids-Erreger HIV entwickelt hätten.
 
Die USA befürchten, dass die Verschwörungstheorien zum Coronavirus eine effektive Bekämpfung der Epidemie erschweren könnten. Demnach könnten die Falschbehauptungen vor allem bei Menschen in afrikanischen und asiatischen Ländern Zweifel an den westlichen Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus auslösen.
 
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte am Freitag vor einem sich schließenden "Zeitfenster" zur Eindämmung der Epidemie gewarnt. Zuvor waren neue Infektionsherde auch außerhalb Chinas gemeldet worden.
 
Inzwischen sind mehr als 2340 Menschen an dem Virus gestorben, die meisten davon in China. Darüber hinaus gibt es weltweit mehr als 76.000 Infektionsfälle, davon rund 1100 außerhalb der Volksrepublik. In Italien starb am Freitag erstmals ein Europäer an der durch das Virus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19. Eine weitere Italienerin starb am Samstag an der Krankheit. In Italien wurden am Samstag 51 Neuinfektionen, darunter 39 in der Lombardei und zwölf in Venetien, gemeldet. In China ging die Zahl der Neuinfektionen vom Donnerstag auf Freitag deutlich zurück, auch die Zahl der Todesfälle sank.
 
Der Internationale Währungsfonds (IWF) senkte indes die Wachstumsprognose für China wegen der Epidemie von 6,0 auf 5,6 Prozent. Das Wachstum der Weltwirtschaft werde wegen des Coronavirus voraussichtlich 0,1 Prozent geringer ausfallen, sagte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa beim Treffen der Finanzminister der führenden Industrie- und Schwellenländer (G-20) am Samstag in Riad.
 

Moskau weist Vorwurf zurück

 
Russland hat Angaben der US-Regierung zu einer Desinformationskampagne rund um das neuartige Coronavirus als unwahr zurückgewiesen. "Das ist eine absichtlich falsche Geschichte", sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, am Samstag der Nachrichtenagentur Tass in Moskau.
 
Die US-Regierung hatte Moskau zuvor vorgeworfen, eine groß angelegte Desinformationskampagne rund um das neuartige Coronavirus gestartet zu haben. Tausende von Russland gesteuerte Nutzerkonten auf Online-Plattformen verbreiteten Falschinformationen und Verschwörungstheorien rund um das Virus und behinderten damit den Kampf gegen die Epidemie, sagten Vertreter des US-Außenministeriums.
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