Update Libyen

Über hundert Flüchtlinge vor Libyens Küste vermisst

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Sieben Gerettete trieben tagelang im Meer.

Nach dem Kentern eines Flüchtlingsschiffes vor der Küste Libyens werden zahlreiche Todesopfer befürchtet. Mehr als hundert Menschen würden vermisst, sagte der Sprecher der libyschen Marine, Ayoub Kacem, am Donnerstag laut Nachrichtenagentur AFP. Er könne nicht sagen, wann das Schiff gekentert sei. Aber sieben am Mittwoch geborgene Flüchtlinge seien bereits seit drei Tagen im Meer getrieben.

Das Unglück soll sich demnach nahe Sabratha, westlich der Hauptstadt Tripolis, ereignet haben. Nähere Details konnte der Marinesprecher jedoch nicht machen. Ein Sprecher der libyschen Marine sagte der italienischen Nachrichtenagentur ANSA, dass nach Angaben von Überlebenden mehr als 120 Menschen in dem Boot waren. Einige hätten gerettet werden können.

Auseinandersetzungen
In Sabratha, das vielen Flüchtenden als Ausgangspunkt für die Überfahrt nach Europa dient, kommt es seit Sonntag immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen bewaffneten Gruppierungen.

Das instabile Libyen ist Haupttransitland für Flüchtlinge, die versuchen, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. In diesem Jahr kamen auf der Route bereits Zehntausende Menschen in Italien an. Nach UNO-Angaben starben bei dem Versuch der Überfahrt seit Jahresbeginn mehr als 2.300 Menschen. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) gelten 2.556 Menschen als tot oder vermisst. Im vergangenen Jahr wurden 5.143 vermisste bzw. tote Menschen im Mittelmeer gezählt.

Kritik von Menschenrechtsorganisationen
Die EU und Italien unterstützen die libysche Küstenwache, Flüchtlinge auf ihrem Weg nach Europa abzufangen, was vor allem von Menschenrechtsorganisationen kritisiert wird, die immer wieder auf schreckliche Zustände in den libyschen Lagern und schwerste Misshandlungen der Migranten hinweisen. Erst in der vergangenen Woche griff die libysche Küstenwache über 1.000 Migranten auf, die sich auf Schlepperbooten auf der Überfahrt nach Europa befanden. Einige der aufblasbaren Boote starteten trotzdem.

Während die Zahl der Ankommenden in Italien sinkt, steigt der Druck auf Spanien. Im August hätten zwar etwas weniger Flüchtlinge Spanien über die westliche Mittelmeerroute erreicht als in den Vormonaten. Insgesamt kamen mit rund 13.600 Migranten aber fast dreimal mehr Menschen dort an als in den ersten acht Monaten 2016. Die meisten der dort registrierten Migranten stammen aus Marokko, Cote d'Ivoire (Elfenbeinküste) und Gambia.

In Italien stammen die meisten der 2017 eingetroffenen Migranten aus Nigeria, Bangladesch, Guinea, Cote d'Ivoire und Gambia. Italien versorgt derzeit etwa 200.000 Flüchtlinge in Hotspots und anderen Einrichtungen.

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