Ungarischer Ex-Abgeordneter:

Schwarzkonten in Österreich vermutet

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Gabor Simon in U-Haft. Zeuge bei Polizeiaktion umgekommen.

Der ungarische Ex-Abgeordnete Gabor Simon soll einem Medienbericht zufolge weitere Schwarzgeldkonten in Österreich und in der Schweiz haben. Simon, der sich wegen des Verdachts des Steuerbetruges und der Dokumentenfälschung bereits in U-Haft befindet, besitze auch bei der Grazer Bank Krentschker und beim Salzburger Bankhaus Carl Spängler Konten, meldete die Tageszeitung "Magyar Nemzet" am Montag.

Dem Bericht zufolge wurde das Konto in Salzburg im Jänner 2008 eröffnet und soll eine Einlage von 199.977 Euro führen. Bei dem Konto in der Grazer Filiale des Bankhauses Krentschker würde es sich um Aktien sowie Ein- und Auszahlungen handeln, teils in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro. Auf dem Schweizer Konto bei der Züricher Bank UBS wiederum würden sich 347.000 Euro befinden, berichtete das rechtskonservative Blatt. Angesichts der laufenden Fahndung verweigert die Zentrale Fahndungs-Staatsanwaltschaft jegliche Information, berichtet die ungarische Nachrichtenagentur MTI am Montag.

Im Februar hatte die regierungsnahe Zeitung "Magyar Nemzet" erstmals darüber berichtet, dass der frühere sozialistische Abgeordnete und Ex-Vize der Sozialistischen Partei (MSZP), Gabor Simon, ein Schwarzgeldkonto bei einer österreichischen Bank in Wien führen würde und die dortige Summe von 770.000 Euro bei seiner Steuererklärung nicht deklariert hätte. Darauf trat Simon von allen Ämtern zurück. Die Ermittlungen gegen Simon waren nach Angaben der ungarischen Staatsanwaltschaft auf Basis von Informationen der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA) eingeleitet worden.

Das Gericht hatte die Untersuchungshaft mit Fluchtgefahr sowie der Gefahr einer Vereitelung des Beweisverfahrens und der Strafwiederholung begründet. Die Staatsanwaltschaft wirft Simon weiter vor, er wollte mit einem gefälschten Pass eines südamerikanischen Landes mithilfe eines Mittelsmannes ein Konto bei einer ungarischen Bank eröffnen. Bei dem Mittelsmann soll es sich nach Medienberichten um Tamas Welsz gehandelt haben.

Mysteriöser Tod während Polizeiaktion
Der 41-jährige Welsz verstarb jedoch plötzlich während einer Polizeiaktion, in deren Rahmen er zu einer Vernehmung ins Polizeipräsidium gebracht werden sollte. Die Todesumstände werden nun untersucht. Gegen Welsz liefen bereits eigene Ermittlungen, da er Simon und anderen Geschäftspartnern gefälschte Pässe aus Guinea-Bissau beschafft haben soll, die der Eröffnung von Tarnkonten dienten.

Die Schwarzgeldaffäre kommt angesichts der Wahlen am 6. April zu einem ungünstigen Zeitpunkt für die ungarische Oppositionspartei MSZP. Diese forderte am heutigen Montag den Generalstaatsanwalt Peter Polt auf, zu untersuchen, wie Fahndungsmaterial zur Presse gelangte. Weiteres seien seit dem Tod des im Simon-Fall als "Kronzeuge" bezeichneten Welsz elf Tage ohne konkrete Information vergangen, kritisierte die Partei.

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