Pakistan-Flut

Verkaufen Familien jetzt ihre Kinder?

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Das Land versinkt in Armut. Nun wird eine Zunahme des Kinderhandels befürchtet.

Die Hochwasser-Katastrophe in Pakistan hat vermutlich mehr als vier Millionen Menschen obdachlos gemacht. Die Vereinten Nationen verdoppelten am Donnerstag ihre Schätzung und stuften die Lage als sehr besorgniserregend ein. Die drastischen Zahlen verschärften den Druck auf die Helfer, die im Kampf gegen Hunger, Seuchen und fehlende Unterkünfte schon seit Tagen über nur schleppende Hilfszusagen klagen.

In Pakistan sind weiter Hunderte Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten und zahlreiche Straßen und Brücken unbefahrbar. Hunderttausende Rinder, Lebensgrundlage vieler Dorfbewohner, sind in den Fluten ertrunken. Viele Krankenhäuser und Zeltlager mit medizinischer Versorgung sind wegen der großen Masse von Hilfesuchenden völlig überfordert. Die Furcht vor der Ausbreitung von Seuchen nimmt zu.

"Familien werden zu drastischen Mitteln greifen"
Die internationale Spendenbereitschaft ist nach zahlreichen verzweifelten Aufrufen gewachsen. Die Vereinten Nationen haben inzwischen fast die Hälfte der 459 Millionen Dollar beisammen, die für erste Hilfsmaßnahmen nötig seien. "Die Reaktion der Spender auf die Krise wird immer besser, aber sie ist immer noch nicht ausreichend", sagte UN-Sprecher Maurizio Giuliano. Er befürchtet, dass der ohnehin im Land grassierende Kinderhandel wegen der schwierigen wirtschaftlichen Not vieler Familien noch zunehmen könnte.

"Es ist vorstellbar, dass Familien zu drastischen Maßnahmen greifen, weil sie überleben müssen", sagte Giuliano. Bisher hat nur eine kleine Minderheit der acht Millionen Pakistaner, die wegen des Hochwassers nach UN-Angaben dringend Hilfe benötigen, tatsächlich Unterstützung erhalten. "Nach groben Schätzungen haben mehr als vier Millionen Menschen in Sindh und Pundjab immer noch kein Dach über dem Kopf", sagte Giuliano. Die beiden Provinzen im Süden und in der Mitte des Landes leiden am stärksten unter den Fluten.

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