Gazastreifen:

Vermisster israelischer Soldat ist tot

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Er starb im Kampf: Armee war von Entführung ausgegangen.

Der entführt geglaubte , 23-jährige israelische Leutnant Hadar Goldin ist nach Angaben des Militärs tot. Wie die israelischen Streitkräfte am frühen Sonntagmorgen mitteilten, wurde Goldin am Freitag beim Kampf im Gazastreifen getötet. Bei mehreren israelischen Luftangriffen wurden nach palästinensischen Angaben am frühen Sonntagmorgen sieben Menschen im Gazastreifen getötet.

15 Palästinenser seien verletzt worden, berichteten Sanitäter. Bewohner des Küstenstreifens am Mittelmeer berichteten, dass israelische Kampfjets mehrere Gebiete massiv bombardiert hätten.

Laut Mitteilung des Gesundheitsministerium in Gaza sind bei israelischen Angriffen seit Beginn der Militäroffensive am 8. Juli 1.719 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 9.000 wurden verletzt. Nach Angaben aus Gaza wurden bisher mehr als 10.000 Häuser zerstört.

Verteidigungsminister besuchte Eltern
Eine Kommission unter Leitung des Chefrabbiners der Streitkräfte habe am späten Samstagabend mitgeteilt, dass der entführt geglaubte, israelische Leutnant tot sei. Die Familie des Soldaten sei unterrichtet worden.

Israelische Medien hatten am Samstagabend beobachtet, wie sich Verteidigungsminister Moshe Jaalon und der Chefrabbiner der Armee zum Haus von Goldins Eltern begeben hatten. Sie werteten dies als Zeichen für eine baldige Bekanntmachung. Vor dem Haus der Eltern im zentralen Kfar Saba hatten sich außerdem hunderte Menschen eingefunden, darunter auch die Eltern der drei jüdischen Religionsschüler, die im Juni im Westjordanland entführt und ermordet worden waren.

Massive Suchaktion
Israel hatte mit einem massiven Armeeeinsatz nach dem Soldaten gesucht, den militante Palästinenser am Freitag im Gazastreifen entführt haben sollen. Ganze Truppenformationen durchkämmten im südlichen Gazastreifen Häuser und verdächtige Orte, unterstützt von massivem Artilleriefeuer. Die Militärangriffe auf den Gazastreifen wurden verstärkt. Dabei wurden in der Folge mehr als hundert Palästinenser getötet.

Die meisten dieser Ziele lagen in der südlichen Stadt Rafah und ihrem Umland. Dort sollen militante Islamisten den israelischen Soldaten am Freitagmorgen entführt haben. Der bewaffnete Arm der Hamas, die Al-Kassam-Brigaden, bestritt am Samstagmorgen, den Soldaten in seine Gewalt gebracht zu haben. "Wir haben den Kontakt zu den an dem Überfall beteiligten Kämpfern verloren, und wir vermuten, dass sie alle bei dem (nachfolgenden israelischen) Bombardement getötet wurden", hieß es in einer Mitteilung. Dabei sei wohl auch der Soldat ums Leben gekommen.

Gefecht um "Terror-Tunnel"
Nach Angaben des israelischen Militärs arbeitete die Einheit des Vermissten an der Zerstörung eines sogenannten "Terror-Tunnels", als militante Palästinenser sie angriffen. Der unterirdische Gang reichte zwei Kilometer tief in israelisches Gebiet hinein. Die palästinensischen Kämpfer seien aus dem Tunnel heraus aufgetaucht und hätten den israelischen Trupp angegriffen, berichtete die "Jerusalem Post". Demnach zündete einer von ihnen eine Sprengstoffweste, wie sie Selbstmordattentäter verwenden. Zwei israelische Soldaten wurden dabei getötet.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte am Freitag eine harte Reaktion angekündigt. Die USA forderten die bedingungslose Freilassung des Soldaten.

Stop für Waffenstillstands-Gespräche
Ein israelischer Regierungsbeamter hatte am Samstag nach der mutmaßlichen Entführung des israelischen Soldaten mitgeteilt, sein Land werde vorerst keine Delegation nach Kairo schicken, um über eine Feuerpause zu sprechen. In der ägyptischen Hauptstadt Kairo traf unterdessen eine palästinensische Delegation ein, die sich im Namen der palästinensischen Autonomiebehörde im Westjordanland für Verhandlungen über eine Waffenruhe bereithalten will.

Zuletzt war 2006 der Soldat Gilad Shalit von einem Kommando unter Leitung der Hamas von israelischem Boden aus durch einen Tunnel in den Gazastreifen verschleppt worden. Er kam erst mehr als fünf Jahre später frei - im Tausch gegen mehr als 1.000 palästinensische Häftlinge. Israel hat inzwischen eine Reihe dieser Freigelassenen wieder festgenommen.

Der israelischen Armee zufolge ereignete sich der Angriff am Freitag eineinhalb Stunden nach Beginn einer dreitägigen humanitären Waffenruhe, die die Vereinten Nationen (UN) und die USA zwischen Israel und militanten Palästinensern vermittelt hatten. Israel erklärte daraufhin die Waffenruhe für gescheitert und verstärkte seine Angriffe.

Ein ranghohes Hamas-Mitglied widersprach dieser Darstellung. Der Vorfall sei vor Beginn der Waffenruhe passiert, sagte Mussa Abu Marsuk, der Vize-Auslandschef der radikal-islamischen Hamas, der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu.

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