Drastische Maßnahme:

China-Virus-Alarm! Ganze Metropole abgeschottet

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Die chinesische Regierung greift wegen des grassierenden Corona-Virus mit Todesopfern zu drastischen Mitteln: Niemand darf China-Metropole Wuhan verlassen.

China. Einwohner der Metropole Wuhan, wo die Lungenkrankenheit ihr Epizentrum hat, sollen die Stadt nicht verlassen. Der Flughafen und Bahnhöfe werden am Donnerstagmorgen geschlossen, der öffentliche Nahverkehr eingestellt. Die Zahl der Todesopfer war zuletzt auf 17 angestiegen, auch die Zahl der Infizierten schoss in die Höhe. In Wuhan leben etwa elf Millionen Menschen.

Wie der staatliche Fernsehsender CCTV am Mittwoch unter Berufung auf den Krisenstab in Wuhan berichtete, dürfen die Bewohner die Stadt, in der das Virus zuerst aufgetreten war, ab Donnerstag um 10.00 Uhr (Ortszeit, 03.00 Uhr MEZ) nur noch mit einer Sondergenehmigung verlassen.
 
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verlängerte unterdessen eine Krisensitzung bis Donnerstag, bei der es um die mögliche Ausrufung eines internationalen Gesundheitsnotstands ging.

China-Virus-Alarm! Ganze Metropole abgeschottet
© oe24
× China-Virus-Alarm! Ganze Metropole abgeschottet

Olympia-Qualifikation in Fußball, Boxen nicht in Wuhan

Das Auftreten des Coronavirus in Wuhan hat zur Verlegung von zwei Olympia-Qualifikationsbewerben für Tokio 2020 aus der chinesischen Millionenstadt geführt. Laut dem asiatischen Verband wird das Fußball-Ausscheidungsturnier der Frauen nun vom 3. bis 9.2. in Nanjing in Szene gehen. Das IOC sagte die regionale Box-Qualifikation für Asien und Ozeanien (3.-14.2.) ab. Ersatzort gibt es vorerst keinen.

China-Virus: ''Erhöhte Aufmerksamkeit'' am Flughafen Wien

Hongkong hat am Mittwoch seinen ersten Fall einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus bestätigt. Das berichteten die lokalen Fernsehsender RTHK, Cable TV und TVB unter Berufung auf ungenannte Quellen. Der britische Flughafen Heathrow will laut Verkehrsminister Grant Shapps separate Bereiche für Passagiere einführen, die aus den betroffenen Regionen in China einreisen.
 
"Wir beobachten das sehr genau", sagte Shapps gegenüber Sky News. Es solle sichergestellt werden, dass bei Direktflügen nach Heathrow aus diesen Gebieten für die Ankommenden ein abgetrennter Ankunftsbereich zur Verfügung stehe.

"Erhöhte Aufmerksamkeit" in Schwechat

Auch der Flughafen Wien behält die Situation ganz genau im Auge. Es herrsche "erhöhte Aufmerksamkeit" am Flughafen Wien, erklärt Flughafenpressesprecher Peter Kleemann gegenüber oe24. Sechs Flüge landen pro Tag aus Asien in Schwechat. Direktflüge in die betroffenen Gebiete gebe es aber keine. Dennoch wird engstens mit dem Gesundheitsministerium Kontakt gehalten und regelmäßig ausgetauscht, heißt es. Quarantänemaßnahmen gebe es zurzeit aber noch nicht.

EU sei auf Virus vorbereitet

Die Europäische Union sei auf ein mögliches Auftreten des gefährlichen Coronavirus nach Expertenansicht gut vorbereitet. Nach dem chinesischen Neujahrsfest könnten auch Fälle in Europa auftauchen, sagte Herman Goossens von der Universität Antwerpen. "Europa hat die nötigen Strukturen und Mittel, um bereit zu sein, falls sich eine Pandemie ereignet", zitierte die belgische Nachrichtenagentur Belga den Experten am Mittwoch. Unter Pandemie verstehen Experten eine länder- und kontinentübergreifende Ausbreitung einer Infektionskrankheit.
 
Goossens koordiniert laut Belga das sogenannte Prepare-Netzwerk der EU-Kommission zu übertragbaren Krankheiten. Fachleute dieses Netzwerks sollten am Mittwoch in Brüssel über das weitere Vorgehen im Fall des Coronavirus beraten. "Ich habe noch nie so eine schnelle Reaktion und Zusammenarbeit erlebt wie im Fall des Ausbruchs des Coronavirus", sagte Goossens. Die Prepare-Plattform würde reagieren, falls sich das neuartige Virus nach Europa ausbreiten sollte.

Erinnerungen an verheerende SARS-Epidemie

Im Zuge der neuen Lungenkrankheit in China fällt häufig der Verweis auf die verheerende SARS-Epidemie vor mehr als 15 Jahren. 2002/2003 hatte diese massive Folgen - gesundheitlich und wirtschaftlich. Ob sich das aktuelle Coronavirus als so dramatisch herausstellt wie das SARS-Virus in den Jahren 2002/2003, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschätzen.
 
Zwar gehört der neue Erreger derselben Virusart wie SARS an, er ist nach Untersuchungen des Berliner Virusforschers Christian Drosten aber eine andere Variante. Der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) "neues Coronavirus" - 2019-nCoV - genannte Erreger scheint sowohl weniger ansteckend als auch weniger gefährlich zu sein.
 
Bei der Lungenkrankheit SARS wurden 2002/2003 insgesamt 8.000 Infektionen erfasst, von denen 800 tödlich verliefen. Es starb also etwa einer von zehn nachweislich Erkrankten. Bei dem neuen Virus wurden seit Dezember 2019 17 Todesfälle und mehr als 470 Infektionen nachgewiesen.

Erkrankung ähnlich einer Erkältung

Möglicherweise ist 2019-nCoV also - abgesehen von einzelnen Todesfällen bei schon zuvor schwer erkrankten Menschen - eine eher harmlose Erkrankung ähnlich einer Erkältung. Das hätte aber auch einen Nachteil: Eine weltweit um sich greifende Infektionswelle ließe sich nicht so leicht eindämmen, Ansteckungen fielen kaum auf.
 
Die SARS-Epidemie vor mehr als 15 Jahren war die erste weltumspannende Seuche dieses Jahrhunderts. Im Februar 2003 brachte ein infizierter Arzt den Erreger aus der südchinesischen Provinz Guangdong, wo die Krankheit schon über Monate kursierte, in ein Hongkonger Hotel. Von dort breitete sich das Virus wohl international aus, nach Angaben des Europäischen Krankheitszentrums ECDC waren 33 Länder betroffen. Im März 2003 stufte die WHO das Schwere Akute Atemnotsyndrom (SARS) als weltweite Bedrohung ein.
 
Es muss beim neuen Virus nicht bei milden Verläufen bleiben: Erreger wie das neue 2019-nCoV und Sars-CoV sind wandelbar und anpassungsfähig - mit Änderungen in ihrem Erbgut könnten sie weitaus ansteckender und gefährlicher werden. Bei SARS zumindest war dem nicht so: Inzwischen ist das Virus wahrscheinlich nur noch in Tieren unterwegs.
 
Als Folge der Epidemie blieben damals Touristen fern, viele Hotels in Asien standen leer. Internationale Wissenschafter schätzten 2004, dass sich die weltweiten Kosten der Epidemie womöglich auf mehr als 40 Milliarden US-Dollar belaufen könnten.

WHO ruft keine "internationale Notlage" aus

Genf. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat trotz rasanter Zunahme von Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus in China vorerst keine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" ausgerufen. Ein Expertenrat, der die WHO berät, sah dafür am Mittwoch keinen Anlass, wollte aber am Donnerstag weiter tagen.
 
Man werde am Donnerstag darüber befinden, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Mit dem Aufrufen des Notstandes wären schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung des Ausbruchs verbunden.
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