Mindestens 2 Tote

Weiter blutige Unruhen in Kirgistan

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Usbeken wollten Barrikaden nicht beseitigen, da eskalierte die Situation.

Bei neuerlichen blutigen Unruhen im Süden der zentralasiatischen Republik Kirgistan sind mindestens zwei Menschen getötet und 17 weitere verletzt worden. In der Stadt Osch kam es zu Gefechten zwischen kirgisischen Soldaten und Angehörigen der usbekischen Minderheit. Das sagte ein Polizeisprecher am Montag nach Angaben der Agentur Akipress. Die Soldaten hätten von den Bewohnern gefordert, Barrikaden zu beseitigen und Waffen abzugeben. Nachdem die Usbeken dies verweigert hätten, marschierten die Truppen in das Viertel ein.

Übergangspräsidentin Rosa Otunbajewa betonte bei einem Besuch im Konfliktgebiet erneut, trotz der andauernden Unruhen an dem für kommenden Sonntag geplanten Referendum festhalten zu wollen. Ungeachtet des Ausnahmezustands im Süden des Landes sollten die Menschen über eine neue Verfassung abstimmen, sagte Otunbajewa in Dschalal-Abad. Bei den Unruhen waren in den vergangenen Tagen schätzungsweise 2000 Menschen ums Leben gekommen. Etwa 400.000 Menschen flohen vor den Kämpfen, davon rund 100.000 in das benachbarte Usbekistan. Helfer warnen vor der Gefahr von Seuchen in den Flüchtlingslagern.

Nach Angaben des Innenministeriums in Bischkek sind 20 mutmaßliche Beteiligte festgenommen worden. "20 Verdächtige wurden wegen Beteiligung an Straftaten in Osch festgenommen", sagte Ministeriumssprecher Bakit Sejtow am Sonntag in Bischkek. Außerdem seien 90 Ermittlungsverfahren wegen Mordes, Brandstiftung und Entführung eröffnet worden.

Nach Einschätzung des usbekischen Staatspräsidenten Islam Karimow sind die Unruhen im Ausland angezettelt worden. "Weder Usbeken noch Kirgisen kann die Schuld daran gegeben werden. Diese zerstörenden Aktionen wurden von außen organisiert und gesteuert", sagte Karimow am Samstag in Taschkent. "Das sind subversive Aktivitäten" mit dem Ziel, das Nachbarland Usbekistan in den Konflikt im Süden Kirgistans hineinzuziehen. Die kirgisische Übergangsregierung macht den im April gestürzten und exilierten Präsidenten Kurmanbek Bakijew für die schweren Zusammenstöße in der Ex-Sowjetrepublik verantwortlich. Karimow warnte vor Rache und sagte: "Wir werden eine gemeinsame Sprache mit dem kirgisischen Volk finden, mit dem wir seit Jahrtausenden Seite an Seite leben, um seine Probleme zu lösen".

Kirgisische Behörden hatten berichtet, dass eine Gruppe von bewaffneten Männern aus Tadschikistan das Feuer auf Usbeken und Kirgisen eröffnet hätten, um die beiden Bevölkerungsgruppen gegeneinander aufzuwiegeln. Ihre Auftraggeber stünden dem Familienclan Bakijews nahe. Bakijew, der nach seinem Sturz nach Weißrussland geflohen war, wies jegliche Verantwortung für die Ausschreitungen zurück. Während ein Großteil der usbekischen Minderheit die Übergangsregierung in Bischkek unterstützt, ist der Ex-Staatschef unter den Kirgisen in seiner Heimat im Süden des Landes weiterhin beliebt.

Die zentralasiatische Ex-Sowjetrepublik, die an China grenzt, ist strategisch von großem Interesse: Sowohl die USA als auch Russland unterhalten dort Militärstützpunkte - Manas und Kant - und bemühen sich um mehr Einfluss. Moskau betrachtet die GUS-Republik als eines seiner traditionellen Einflussgebiete. Von Manas aus versorgen die USA ihre Truppen in Afghanistan.

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