9 Leichen gefunden

Weitere Unruhen in Bangkok: Tote in Tempel

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Soldaten lieferten sich vereinzelte Schusswechsel mit Rothemden.

Die Lage in Bangkok ist nach der Aufgabe und Verhaftung der politischen Führung der thailändischen Protestbewegung weiter gespannt. Donnerstag früh lieferten sich Soldaten im Geschäftsviertel Schusswechsel mit einigen der sogenannten Rothemden, die sich noch immer dort verschanzt hielten. Bewohner der Stadt plünderten die riesige Zeltstadt, in der die Regierungsgegner wochenlang ausgeharrt hatten.

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Eine Spezialeinheit der Polizei drang in einen Tempel in dem einstigen Protestareal vor, in dem bis zu 1.000 Frauen und Kinder Zuflucht gesucht hatten. Nach Berichten von AP-Fotografen wurde dabei kein Widerstand geleistet. Es wurden neun Leichen gefunden.

35 Brände gelegt
Randalierende Demonstranten haben in Bangkok nach der Militäroffensive gegen die oppositionellen Rothemden mindestens 35 Brände gelegt. Bei dem Vormarsch der Armee, die mit Panzern und Bulldozern am Mittwoch Barrikaden einriss und auf Demonstranten schoss, die Widerstand leisteten, kamen nach Angaben vom Donnerstag 16 Menschen ums Leben, 88 wurden verletzt.

Die Bangkoker Innenstadt war am Mittwoch zu einem brennenden Schlachtfeld zwischen Regierungstruppen und militanten Rothemden geworden. Mehrere Menschen - darunter ein italienischer Fotojournalist - wurden in stundenlangen Kämpfen getötet, Dutzende weitere verletzt. Bei den gewaltsamen Ausschreitungen sind nach neuen Angaben von Rettungskräften am Mittwoch mindestens 14 Menschen ums Leben gekommen. Wie die Erewan-Klinik am Donnerstag mitteilte, wurden mehr als 90 weitere Menschen verletzt. Unter den Todesopfern war auch ein italienischer Fotograf.

Die Börse, mehrere Banken, der Hauptsitz der Städtischen Stromversorgung und eine Luxus-Einkaufsmeile gingen in Flammen auf. Dicke Rauchwolken standen über der Zehn-Millionen-Einwohnerstadt.

Mindestens 82 Tote
Mit den Toten vom Mittwoch wurden seit Beginn der regierungskritischen Proteste Mitte März insgesamt 82 Menschen getötet und rund 1.800 verletzt. Seit sechs Wochen hatten mehrere tausend Demonstranten das Rajprasong-Viertel besetzt und zunächst friedlich den Rücktritt der Regierung und Neuwahlen gefordert

Die Armee hat indessen die am Mittwoch verhängte Ausgangssperre um 3 Tage verlängert: In Bangkok und 23 weiteren Provinzen gilt sie jeweils von 21 Uhr bis zum nächsten Morgen um 5 Uhr. Donnerstag früh rückten Soldaten auf einen Tempel vor, in dem sich mehrere Hundert Oppositionelle geflüchtet hatten.

Regierung bietet Versöhnung an
Die thailändische Regierung wiederum hat nach der Niederwerfung der Oppositionsproteste in Bangkok ihren Kritikern ein Versöhnungsangebot gemacht. Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva halte an seinen Vorschlägen von vergangener Woche fest, berichtete die "Bangkok Post" unter Berufung auf den Leiter seines Büros, Korbsak Sabhavasu.

Dazu gehöre unter anderem eine Untersuchung sozialer Ungerechtigkeiten, welche die Rothemden angeprangert hatten. "Das dauert vier Monate. Wenn alles geschafft ist, gibt es Neuwahlen", zitierte ihn die Zeitung.

Teil der Proteste war eine Auflehnung gegen "die alte Ordnung", in der einflussreiche Familien und Royalisten Macht und Einfluss unter sich verteilen und die armen Massen an den Rand gedrängt werden. Dazu rechneten die Demonstranten auch Abhisit, der aus einer wohlhabenden Bangkoker Familie stammt.

Er kam nach einem dubiosen Machtgerangel im Parlament an die Macht, obwohl bei den letzten Wahlen im Dezember 2007 eigentlich Anhänger des 2006 gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra gewonnen hatten, der es vom Polizisten zum Telekom-Milliardär und Regierungschef schaffte, gegen den aber schwere Korruptionsvorwürfe bestehen.

Die Rothemden unterstützen den im Exil lebenden Thaksin und dessen Kräfte im Land. Ihre zentrale Forderung war der Rücktritt der Abhisit-Regierung.

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