In England

Wikileaks-Boss Assange live im Chat

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Der untergetauchte Assange stellt sich den Fragen der User.

Wikileaks gerät von immer mehr Seiten unter Druck. Die Jagd auf den Gründer der Plattform, Julian Assange, nimmt weiter an Fahrt auf. Die schwedischen Behörden haben nach britischen Beschwerden einen neuen, diesmal vollständigen, internationalen Haftbefehl erwirkt. Regierungen und Unternehmen haben es derweil auf die technische Infrastruktur des Portals abgesehen. Durch Verweigerung der Zusammenarbeit oder Löschung der Dienste, wollen sie den Internetnutzern den Zugriff auf die Wikileaks-Seite verweigern.

Assanges Anwältin bestätigte, dass sich der Australier in Großbritannien aufhält, doch bis Freitag sei ihr noch kein Haftbefehl zugestellt worden. Doch auch seine Verhaftung werde die weitere Veröffentlichung von diplomatischen Dokumenten durch Wikileaks nicht verhindern, hatte Assange in der Vergangenheit mitgeteilt. Hunderte zensierte Dokumente seien bereits auf der ganzen Welt publiziert worden und tausende Menschen hätten bereits den gesamten Bestand in stark verschlüsselten Dateien auf ihre Festplatten heruntergeladen.

Er deutete an, dass, sollte ihm etwas zustoßen, das Passwort zu diesen verschlüsselten Dateien veröffentlicht würde und die gesamten Dokumente damit für alle Welt verfügbar wären. In einem Chat auf den Seiten der britischen Zeitung "Guardian", die an der Organisation der Verbreitung der Dokumente beteiligt war, schrieb Assange am Freitag, "die Geschichte wird siegen. Die Welt wird zu einem besseren Ort werden. Werden wir überleben? Das hängt von euch ab."

oe24 ist hat für Sie die Antworten von Wikileaks-Boss Julian Assange übersetzt.

16.10 Uhr: Damit beendet Assange den Chat. Er entschuldigt sich, dass er nicht alle Fragen beantworten konnte.

16.08 Uhr: Das Cablegate-Archiv wurde aufgeteilt. Das Material über die USA und andere Länder wurde an über 100.000 Menschen in verschlüsselter Form geschickt. Wenn mir etwas passiert, werden die Schlüsseldokumente automatisch veröffentlicht. Außerdem ist das Archiv in der Hand von zahlreichen Nachrichtenorganisationen. Geschichte wird siegen. Die Welt wird ein besserer Ort werden. Ob wir überleben werden? das hängt von euch ab.

15.59 Uhr: Die Macht des Westens besteht aus einem Netz von Verträgen, Banken, Holdings usw. In so einer gesellschaft ist es sehr einfach für die Presse "frei" zu sein, weil sie keine Macht hat. In Staaten wie China ist eine sehr strenge Zensur, weil die Presse große Macht hat und die politische Macht Angst vor ihr hat. Wir sollten Zensur immer als ökonomisches Signal sehen, das die potentielle Macht von freier Presse bzw. Rede zeigt. Die Attacken der USA gegen Wikileaks erfüllen mich mit Hoffnung, dass unsere "Rede" so kraftvoll ist, dass sie die Macht-Strukturen aufbrechen kann.

15.46 Uhr: Ein User fragt, ob es nicht ein Fehler war, Wikileaks ein Gesicht zu geben.
Assange: Das ist eine interessante Frage. Ursprünglich hab ich hart dafür gearbeitet, dass die Organisation kein Gesicht hat, damit Egos keine Rolle in unserer Arbeit spielen. Das führte zu umso größerer Neugierde Wikileaks gegenüber und einige zweifelhafte Figuren meldeten sich und behaupteten Repräsentanten von Wikileaks zu sein. Schlußendlich muss jemand für die Öffentlichkeit greifbar sein und sich für das große Gute opfern. Ich habe diese Position übernommen. Einserseits wurde ich auf jede nur erdenkliche Weise angegriffen, andererseits gelte ich jetzt als eine Art ausgleichende Kraft.

15.39 Uhr: Ein Berater des kanadischen Premierministers hat gesagt, Assange sollte beseitigt werden. Assange findet, dass die Personen, die diese Aussagen getätigt haben wegen Anstiftung zum Mord belangt werden sollten.

15.34 Uhr: Ja wir haben Lecks im ACTA (Anti-Counterfeiting Trade Agreement), einem Handelsabkommen, das nur geschlossen wurde, um "Big Players" in den USA zufriedenzustellen. Um das mal klarzustellen: Es war Wikileaks, dass den ACTA öffentlich gemacht hat.

15.29 Uhr: Seit 2007 haben wir bei Wikileaks unsere Server dort aufgestellt, wo offiziell freie Meinungsäußerung möglich ist, um diese Lügen zu enttarnen. Amazon war einer dieser Orte.

15.25 Uhr: Wikileaks produziert Geschichten, die zu den Medienpartnern passen. Zur Zensur äußert sich Assange nicht.

15.23 Uhr: Ein User attackiert Assange und wirft ihm vor, die Arbeit von Botschaften zu untergraben und gibt ihm die Schuld an einer möglichen neuen internationalen Krise. Assange antwortet nicht auf diesen Vorwurf.

15.18 Uhr: Ich habe immer geglaubt, dass das Konzept Wikileaks von globaler Bedeutung sein wird. Allerdings habe ich vermutet, dass es schneller gehen wird, bis die Welt unserem Projekt diese Aufmerksamkeit zukommen lässt. Die Drohungen gegen mein Leben sind eine Folge der globalen Aufmerksamkeit. Wir haben alle nötigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen.

15.16 Uhr: Die meisten schon früher von Wikileaks veröffentlichten Dokumente sind immer noch unter mirror.wikileaks.info zu finden. Der Rest wird so bald als möglich wieder online gestellt werden. Seit April konnten wir bei Wikileaks nicht mehr frei arbeiten, sondern mussten unsere Arbeit nach der Regierung der USA richten, die versucht hat uns aufzuhalten. Ich bins ehr traurig, dass die letzten 3,5 Jahre meiner bzw. unserer Arbeit derzeit nicht mehr so einfach zugänglich ist, wie bisher.

15.14 Uhr: Ich habe viele Emails von Menschen bekommen, die an UFOs glauben oder die glauben der Anti-Christ zu sein. Aber alle diese Mails haben unsere beiden Regeln für das Veröffentlichen nicht bestanden: 1) Die Dokumente dürfen nicht selbstgeschrieben sein und 2) Die Dokumente müssen Orginale sein. Bisher haben wir nichts zum Thema UFO bekommen, was es wert gewesen wäre, es zu veröffentlichen.

15.11 Uhr: Ich schreibe seit ich 25 Jahre alt bin Bücher, Reportagen, für Zeitungen und fürs TV. Trotzdem ist es gar nicht notwendig zu diskutieren, ob ich ein Journalist bin oder nicht oder ob Leute aufhören Journalisten zu sein, wenn sie für Wikileaks schreiben. Ich schreibe und recherchiere immer noch, aber meine neue Hauptaufgabe ist das veröffentlichen und editieren anderer Autoren.

15.09 Uhr: Wikileaks veröffentlich jetzt seit vier Jahren Dokumente. In dieser Zeit hat es noch nie eineAnschuldigung gegeben, dass auch nur eine einzige Person durch unsere Aktivitäten zu Schaden gekommen wäre. Hier wird nur versucht, die Menschen zu manipulieren.

15.07 Uhr: "Eines unserer Ziele (Anm.: von Wikileaks) in den letzten vier Jahren war es immer, die Quelle, die das Risiko hat und ohne die wir, die Journalisten, nichts wären, zu loben. Wenn es tatsächlich der Fall ist, dass der junge Soldat Bradley Manning hinter einigen neuen Enthüllungen steckt, dann ist er ohne Frage ein unvergleichbarer Held.“

15.01 Uhr: Assange: Ich bin Australier und ich vermisse mein Land sehr, aber in den letzten Wochen haben die australische Ministerpräsidentin Julia Gillard und der Bundesstaatsanwalt Robert McClelland erklärt, dass meine Rückkehr nicht nur unmöglich wäre, sondern, dass sie aktiv der US-Regierung helfen, mich und meine Leute zu attackieren. Ich frage mich, was es heißt, ein Australier zu sein? Bedeutet es überhaut irgendetwas?

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