Drama in China

Zahl der Erdbebenopfer auf 760 gestiegen

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Logistische Probleme behindern die Hilfe - "Es bricht einem das Herz".

Einen Tag nach dem schweren Erdbeben im Westen Chinas ist die Zahl der Todesopfer auf 760 gestiegen. Die Rettungskräfte suchten am Donnerstag verzweifelt in den Trümmern nach Überlebenden. Allerdings lief die Hilfe im abgelegenen Katastrophengebiet wegen logistischer Probleme nur schleppend an. Auch starker Wind und eisige Temperaturen erschwerten die Rettungsbemühungen. Tausende Überlebende bereiteten sich auf eine zweite Nacht im Freien vor.

Über 240 noch vermisst
Der Erdstoß in der Provinz Qinghai am Mittwoch, der nach Angaben des chinesischen Erdbebenzentrums eine Stärke von 7,1 hatte, kostete laut einer Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua 760 Menschen das Leben. Mehr als 11.000 Menschen wurden verletzt und über 240 am Donnerstagabend noch vermisst. Angesichts schwerer Zerstörungen wurde ein Anstieg der Opferzahlen befürchtet. Etwa 15.000 Gebäude sind den Behörden zufolge eingestürzt, mehr als 100.000 Menschen wurden obdachlos.

Neben dem Hauptbeben wurden in weniger als drei Stunden sechs weitere starke Erdstöße registriert, die bis auf einen alle eine Stärke von mindestens 5,0 hatten. Auch in der Nacht gab es mehrere Nachbeben. Besonders schlimm betroffen ist die Stadt Jiegu, wo nach Angaben der Behörden bis zu 90 Prozent der Gebäude - die meisten aus Lehm und Holz - eingestürzt sind. Am Donnerstag traf Ministerpräsident Wen Jiabao im Katastrophengebiet ein.

"Leichen zu Hügel aufgetürmt"
Auch mehrere Schulen in Jiegu stürzten ein, mindestens 66 Schüler und zehn Lehrer kamen ums Leben. Mit Schaufeln und teils mit bloßen Händen gruben die Helfer die ganze Nacht hindurch in den Trümmern nach Opfern. Mehrere hundert Menschen wurden Medienberichten zufolge lebend geborgen.

"Die Leichen sind zu einem Hügel aufgetürmt", sagte ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation Amity Foundation, Dawa Cairen. "Man sieht Leichen mit gebrochenen Armen und Beinen, und es bricht einem das Herz. Das Blut strömt wie ein Fluss."

Hilfsangebote abgelehnt
Im Bezirk Yushu, in dem Jiegu liegt, waren nach Angaben der Behörden mehr als 10.000 Rettungskräfte im Einsatz. Ausländische Hilfsangebote lehnte China offenbar ab. Der Katastrophenschutz erklärte, das betroffene Gebiet sei begrenzt, so dass die eigenen Rettungskräfte ausreichten.

"Es sieht aus wie in einem Kriegsgebiet", sagte Ren Yu, Manager eines Hotels in Jiegu, das weitgehend verschont geblieben ist. Die ganze Nacht über hätten Menschen geweint und geschrien. Es fehle an Verbandsmaterial für die zahlreichen Verletzten, von denen viele an Arm- und Beinbrüchen litten. Die Überlebenden harrten bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt im Freien aus. Das betroffene Gebiet liegt in 4.000 Metern Höhe.

21,6 Millionen Soforthilfe
Die Versorgung mit Rettungskräften und Hilfsgütern lief zunächst nur langsam an. Vom nächsten Flughafen in Xining bis in das Katastrophengebiet sind es mehr als 850 Kilometer, auf den schlechten Straßen dauert eine Fahrt mindestens zwölf Stunden. Die Regierung in Peking stellte 200 Millionen Yuan (21,6 Mio. Euro) an Soforthilfe zur Verfügung.

Das Zentrum des Bebens lag im Süden Qinghais im Kreis Yushu, nahe der Grenze zu Tibet. In der Provinz leben rund 100.000 Menschen, die meisten Viehzüchter und Bauern. Das gebirgige Qinghai ist eine Nachbarprovinz von Sichuan, wo am 12. Mai 2008 rund 90.000 Menschen bei einem Erdbeben der Stärke 7,9 umkamen, darunter tausende Kinder in eingestürzten Schulen.

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