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Obama nach Horror-Woche arg im Schleudern

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Es war wirklich eine Woche zum Vergessen, die schlimmste, die Obama im White House wohl bisher erlebte - und das weniger als fünf Monate vor dem Wahltag:

Zuerst wehrte Republikaner-Gouverneur Scott Walker souverän die "Recall"-Attacke von Gewerkschaften, deren Rechte er drastisch beschnitt, und Demokraten ab. Es war eine "Barometer-Wahl" und ein Waterloo für Gewerkschaften mit nationalem Echo, die den zuletzt zerstrittenen Republikanern wieder Zuversicht einimpfte.

Dann schockte, dass Rivale Romney und seine Partei im Mai mit $77 Mio. mehr Geld sammelten als Obama & Co ($60 Mio.). Und das obwohl der Präsident Hollywood und New Yorks Geldadel bei Glitzer-Fundraisern abgraste. Als Obama nach dem miesen Jobsreport (nur 66.000 neue Stellen, Arbeitslosigkeit rauf auf 8,2 %) an der wahlwichtigsten Wirtschaftsfront am Freitag in die Offensive gehe wollte, schoss er sich selbst ins Knie: "Der Privatwirtschaft gehe es gut", dozierte Obama abgehoben. Eine kühne Aussage in einem Land mit offiziell 12 Millionen Arbeitslosen (die Dunkelziffer liegt weit höher). Gerechterweise muss der Zusammenhang erwähnt werden: Obamas verglich die Privatwirtschaft mit dem noch tristeren öffentlichen Sektor, wo Republikaner-Gouverneure holzen.

Binnen Minuten jedoch stürzten sich Obamas Gegner auf den Fettnapf. Der glücklose Präsident selbst nahm die kühne Aussage vier Stunden später wieder zurück: "Es ist offensichtlich, dass es der Wirtschaft nicht gut geht...", sagte er kleinlaut. Am Samstag ernannte dann Justizminister Eric Holder zwei Sonderermittler, die prüfen sollten, ob Obama Staatsgeheimnisse Reportern zusteckte, um sich als knallharter Krieger zu profilieren. Die NYT hatte zuletzt über Obamas Cyberkrieg gegen den Iran und seiner "Kill Liste" für Drohnenschläge erstaunlich detailreich berichtet, die Quellen sollen laut zürnenden Republikanern im White House sitzen.

Angeschlagen schien auch noch sein Kabinett: Holder droht wegen dem Skandal um Undercover-Waffen für Mexiko-Kartelle ("Fast & Furious") vom "House" eine Abfuhr wegen "Verachtung des Kongresses" durch Verzögerungstaktiken während laufender U-Ausschüsse. Und es dauerte zwei Tage, bis Obama erfuhr, dass sein Handelsminister John Bryson wegen eines Anfalls mit zwei Wagen kollidierte und verwirrt "Fahrerflucht" beging.

Wahrlich, Tage zu vergessen - besonders auch wegen der Hilflosigkeit gegenüber der Euro-Krise, die Amerikas Wirtschaftserholung abwürgt und Obamas Wiederwahl akut gefährdet. Kaum zu glauben: Bei der Desaster-Pressekonferenz vom Freitag wollte Obama ansich seine Rolle als Dränger für den Spanien-Bailout hervorstreichen. Nichts von dem blieb freilich hängen angesichts des "Der Wirtschafts geht's gut"-Patzer und bohrenden Fragen zu den White-House-Leaks über Staatsgeheimnisse. Obamas Streben, sich als resoluter Weltenführer darzustellen, verpuffte in einer nach all den hohlen Versprechungen enttäuschten Welt ohnehin längst.

Für die Republikaner stellt die Stümper-Woche des White House bereits einen Wendepunkt dar: Sie sehen erstmals eine Chance zur Rückeroberung des Oval Office, sogar mit Romney als Kandidaten. So viele lachende Gesichter hatte es im "Fox News"-Studio seit dem Republikaner-Triumph bei den "Midterm"-Wahlen 2010 nicht mehr gegeben. Warum Team Obama gerade in einer wichtigen Wahlkampfphase in die selbst verursachte Krise schlittert, führt bei den "Dems" bereits zu leichter Panik. Das Grausen ist beachtlich, dass sich zur Zeit Herausforderer Romney nur zurücklehnen braucht...

Obama will mit einem Besuch am Donnerstag am 9/11-Tatort "Ground Zero" wieder sein Profil als Anti-Terrorkrieger stärken und den Wiederaufbau des "World Trade Centers" vor der Dachgleiche von Skyscrapper 1 WTC feiern. Doch wichtiger für seine Wiederwahl ist die Wirtschaft - und an dieser Front fasst er einfach nicht Tritt.

Mehr von unserem US-Korrespondenten Herbert Bauernebel finden Sie hier auf : www.AmerikaReport.com

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