Aufruf zur Ausreise

Merkel bestürzt über Gewalt in Libyen

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Die deutsche Kanzlerin fordert von Gaddafi den "Dialog mit der Bevölkerung".

Die deutsche Bundesregierung hat die Gewalt in Libyen verurteilt. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sei "bestürzt" und appelliere an die politisch Verantwortlichen, Versammlungsfreiheit zu gewähren und "den Dialog mit der Bevölkerung" zu suchen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Ähnlich äußerten sich die USA und die Arabische Liga. Auch Russland forderte ein Ende der Gewalt in Libyen.

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle hat alle Deutschen in Libyen wegen der gewalttätigen Unruhen in dem Land zur Ausreise aufgerufen. Die Nachrichten von dort seien sehr alarmierend, sagte Westerwelle am Montag in Berlin. Scharf kritisierte der FDP-Politiker die politische Führung in Tripolis. "Wer in seiner solchen Lage sein eigenes Volk einschüchtern will, indem er in Libyen mit einem Bürgerkrieg droht, der zeigt nur, dass er am Ende ist." Bei der Versammlungs-, Meinungs- und Pressefreiheit handle es sich um universelle Rechte, die akzeptiert werden müssten. Nichts und niemand rechtfertige, dass Demonstranten mit Gewalt, Mord und Totschlag eingeschüchtert werden sollten. "Mit Gewalt darf dieser Freiheitswille nicht unterdrückt werden." Westerwelle betonte, die internationale Gemeinschaft stehe auf der Seite der Demonstranten. Die Regierung in Tripolis müsse sie ebenso wie die ausländischen Staatsbürger im Land schützen.

In der Hauptstadt Tripolis und weiteren Städten sind die Proteste gegen den seit 42 Jahren herrschenden Staatschef Muammar al-Gaddafi eskaliert. Die zweitgrößte Stadt Benghazi (Bengasi), die Wiege der Proteste, im Osten Libyens fiel an die Gaddafi-Gegner. Teile der Armee liefen angeblich über. Nach Schätzungen sollen bisher an den fünf Protesttagen insgesamt 400 Menschen ums Leben gekommen sein. Der Revolutionsführer mied weiter die Öffentlichkeit.

Mehrere Volksstämme haben sich Medienberichten zufolge den Gaddafi-Gegnern angeschlossen. Der Religionsführer Aref Ali Najed verkündete, die großen Volksgruppen hätten sich gegen Gaddafi verbrüdert. "Alle großen Volksstämme Libyens sind vereint. Das einzige, was sie bisher trennte, war Gaddafi und sein Regime", sagte Najed vom einflussreichen Warfla-Stamm dem Sender BBC. Auf Internetseiten der Oppositionellen hieß es, zwei Stämme planten, die Stadt Sebha in Zentrallibyen unter ihre Kontrolle zu bringen.

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Gaddafi getötet: Sein Leben in Bildern

Gaddafi wurde im September 1942 in einem Zelt in der libyschen Wüste in der Nähe der Küstenstadt Sirte geboren.

Später besuchte er die Militärakademie in Bengasi und ging für ein halbes Jahr zur weiteren Ausbildung nach Großbritannien.

An die Macht kam der damals 29-Jährige am 1. September 1969 - vor genau 42 Jahren.

Auf seine Reisen nahm er stets ein Beduinenzelt mit. Gewohnt hat er allerdings in Luxus-Hotels.

Historische Aufnahme: Gaddafi mit Kubas Revolutionsführer Castro.

Jörg Haider war gern gesehener Gast in Libyen.

Auch Obama machte ihm seine Aufwartung

Der von ihm gegründete Bund der "Freien Offiziere" hatte den greisen König Idriss in einem unblutigen Putsch vom Thron gestoßen.

Gaddafi wollte stets in die Fußstapfen des charismatischen Araberführers Gamal Abdel Nasser aus Ägypten treten.

Dieser sagte kurz vor dem Tod sagte: "Du bist mein Sohn und mein Erbe."

Mit seinen theaterreifen Auftritten und seiner Frauenleibwache sorgt er immer wieder für Aufsehen - mal im weißen Beduinengewand, mal in Operettenuniform oder italienischem Designeranzug

Gaddafi liebt die Provokation - und ist immer für eine Überraschung gut.

Berlusconi zählte zu seinen Freunden.

Zu Italien unterhielt er exzellente Beziehungen.

Jetzt ist das Ende des Wüsten-Fuchses gekommen. In Tripolis haben die Rebellen die Macht übernommen. Am 20. Oktober 2011 wurde er in Sirte getötet.

Handshake mit Alfred Gusenbauer, 2007.

2005 bei einem Immigrations-Gipfel noch ohne Bart.

Ausstraffiert besuchter er 2009 den italienischen Präsidenten Giorgio Napolitano.

Gaddafi zeigte sich gerne als Familienmensch. Hier in einem Homevideo mit seiner Enkelin aus dem Jahr 2005.

Auch bei Romano Prodi war Gaddafi 2004 zu Gast.

Im April 2011 glaubte er noch ein einen Sieg im Kampf gegen die Rebellen.

2010 war für Gaddafi noch alles in Butter.

Mittlerweile wurden beide entmachtet: Hosni Mubarak (l.) und Muammar Gaddafi, anno 1991.

2010: Staatsoberhäupter als Kumpels. Gaddafi lehnt lässig auf den Schultern des yemenitischen Präsidenten Ali Abdulla Saleh und des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak.

2007 war zwischen Gaddafi und Sarkozy noch alles in Ordnung.

Beim G8-Gipfel 2009 in L'Aquila trafen sich Obama und Gaddafi persönlich.