Gewalt-Eskalation in Afghanistan

Mordanschlag: Zwei Richterinnen in Kabul von Attentätern erschossen

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Ein brutales Gewaltverbrechen wurde Sonntag morgen an zwei Richterinnen verübt.

Bewaffnete Angreifer haben in Kabul zwei Richterinnen erschossen. Die Attentäter lauerten den Juristinnen nach Behördenangaben Sonntag früh auf, als diese in der afghanischen Hauptstadt mit einem Dienstwagen zur Arbeit gebracht wurden. Beide Opfer hatten am Obersten Gericht Afghanistans gearbeitet. Trotz der laufenden Friedensgespräche mit den radikalislamischen Taliban wird Afghanistan derzeit von einer neuen Welle der Gewalt erschüttert.
 

Taliban verantwortlich?

Zu dem Angriff auf die beiden Richterinnen, bei dem auch der Fahrer der Frauen verletzt wurde, bekannte sich zunächst niemand. Präsident Ashraf Ghani machte die Taliban für den Überfall verantwortlich und warf ihnen vor, in Afghanistan einen "unrechtmäßigen Krieg" zu führen. Durch "Gewalt, Terror, Brutalität und Verbrechen" werde dieser Krieg nur länger. Wenn die Taliban an Frieden interessiert seien, sollten sie einem Waffenstillstand zustimmen, forderte Ghani.
 
Auch der Geschäftsträger der US-Botschaft in Kabul, Ross Wilson, machte die Taliban für die Ermordung der Richterinnen verantwortlich. Wenn es in Afghanistan Frieden geben solle, müssten solche Taten enden, schrieb Wilson im Onlinedienst Twitter.
 

Mehr Gewalt gegen prominente Personen

Trotz der Friedensverhandlungen zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban hatten die Angriffe und Anschläge in Afghanistan zuletzt wieder zugenommen. Allein in den vergangenen Tagen wurden zwölf Milizkämpfer und zwei Polizisten getötet. Vor allem in Kabul gerieten zuletzt zunehmend auch Politiker, Journalisten und Menschenrechtsaktivisten ins Visier von Extremisten. In den vergangenen Wochen wurden in Kabul wiederholt teils prominente Afghanen während des morgendlichen Berufsverkehrs angegriffen.
 
Die afghanischen Behörden machten stets die Taliban für die Überfälle verantwortlich. Die Taliban wiesen die Vorwürfe zurück. Einige der Attentate reklamierte die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) für sich.
 

Zwölf Tote bei weiterem Angriff

Zu einem Angriff in der westafghanischen Provinz Herat, bei dem zwölf Mitglieder einer regierungstreuen Miliz getötet wurden, bekannten sich die Taliban jedoch. Zwei Taliban-Kämpfer hatten sich nach Angaben des Bezirksgouverneurs am Freitag in einen Stützpunkt der Miliz im Bezirk Ghorian (Ghoryan) eingeschleust und den Angriff während des Abendessens gestartet. Nach Angaben der Taliban konnten die beiden Angreifer anschließend entkommen.
 
Am Samstag wurden bei einem Anschlag in Kabul zudem zwei Polizisten getötet. Sie waren nach Angaben eines Polizeisprechers im Stadtzentrum unterwegs, als ihr Fahrzeug von einem am Straßenrand explodierenden Sprengsatz getroffen wurde.
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