Showdown im Hempstead

Zweite TV-Debatte: Obama schafft Comeback

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Showdown in den USA: Obama und Romney trafen im zweiten TV-Duell aufeinander.

Zweite TV-Debatte: Obama schafft Comeback
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US Präsident Barack Obama und sein Herausforderer Mitt Romney trafen im zweiten TV-Duell in Hempstead im US-Bundesstaat New York aufeinander. Diesmal handelte es sich um eine "Town Hall Debate", eine Art Bürgerversammlung. Die Fragen stellten die Zuschauer, die vom renommierten Umfrage-Institut Gallup ausgewählt wurden. Themen waren sowohl Innen- als auch Außenpolitik. Von Beginn an standen die hohe Arbeitslosigkeit und die schwache US-Konjunktur im Mittelpunkt.

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Comeback geglückt
Obama schaffte das Comeback, doch es gelang kein KO-Schlag! Der wegen dem Denver-Flop extrem unter Druck geratene Präsident kam in den Ring wie ein Preisboxer, attackierte den Republikaner von der ersten Minute an. Er konterte diesmal sofort, korrigierte Romney mehrmals, enthüllte Lücken in den Wahlversprechungen seines Herausforderungen.

Laut einer (nicht repräsentativen)Schnellumfrage honorierten das auch die Bürger: 46 Prozent der Befragten gaben, der Amtsinhaber habe die TV-Debatte gewonnen. Nur 39 Prozent sahen Romney vorn. Beim Auftakt vor zwei Wochen hatten noch 67 Prozent der befragten Wähler Romney vorn gesehen. Ehefrau Michelle: "Ich bin so stolz auf meinen Ehemann".

Die Reaktionen auf das 2. TV-Duell 1/6
 "Gute Arbeit von Mitt Romney heute Abend. Präsident Obama hat seine Bilanz nicht verteidigen können." (John McCain, Obamas republikanischer Kontrahent bei der Wahl 2008)

Außenpolitik: Da punktete Obama
Den stärksten Moment hatte Obama, als der Präsident Romneys Politisierung des Botschaftermordes in Libyen als "persönliche Beleidigung" anprangerte: Die Tötung des US-Botschafters Chris Stevens in Libyen provozierte eine harte Auseinandersetzung. Romney hielt der Obama-Regierung vor, zunächst verschleiert zu haben, dass es sich um einen Terroranschlag gehandelt hätte. Obama wies das scharf zurück: "Die Andeutung, dass jemand in meinem Team irreführend gehandelt hat, als wir vier der Unseren verloren haben, ist beleidigend", sagte er und warf Romney vor mit der tödlichen Attacke versucht zu haben politisch zu punkten. "Man schlägt aber aus einer Angelegenheit nationaler Sicherheit kein politisches Kapital“, meinte Obama scharf.

Obama gelangen auch Treffer, als er Romneys Aussagen über die "faulen 47 Prozent" ansprach und auf die "Outsourcer"-Vergangenheit als "Gierbanker" bei der Beteiligungsgesellschaft "Bain Capital" ins Spiel brachte.

Romney stark bei Wirtschaftsthemen
Im Kampf um Frauenstimmen warf er Romney vor, bei Abtreibungs- und Verhütungsfragen noch rechter als Vorgänger Bush zu stehen. Romney punktete mit der fast gebetsmühlenartigen Wiederholung der Missstände nach "vier Jahren Obama" wie die latent hohe Arbeitslosigkeit, die steigende Staatsverschuldung und den wachsenden Druck auf die Mittelklasse. Er appellierte: Amerika müsse sich damit nicht abfinden, er werde als Präsident die Supermacht wieder auf Erfolgskurs bringen. 

Doch Romneys Stil dürfte bei der TV-Nachschau die nächsten Tage zur Belastung werden: Er kanzelte Obama mehrmals ab, wirkte respektlos und unhöflich. Er redete oft dominierend wie ein Firmenchef, wollte auch Moderatorin Candy Crowley die Führung der Debatte aus der Hand nehmen. Obama wies er sogar einmal moderatorenhaft in die Schranken: "Sie werden gleich ihre Chance erhalten, was zu sagen".

Obama gewann das Stil-Duell: Er bewegte sich meist geschmeidig über den Teppich, attackierte gnadenlos, jedoch ohne zornig zu wirken. Natürlich ist die Gefahr groß, dass viele der ohnehin politverdrossenen Wechselwähler von der Redeschlacht angewidert waren - und Obamas gelungene Debatte nicht den unmittelbaren Sprung in den Umfragen bringen könnte. Inzwischen ist Obama wieder in Washington gelandet: Bei seiner Ankunft winkte er den Fotografen:

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Damen in Pink
Die Garderoben der Kandidatenfrauen, Michelle Obama und Ann Romney, sorgten für Diskussion: Beide trugen nämlich pink:

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Letzte Debatte in Florida
Die beiden Kandidaten treffen am 22. Oktober noch einmal in einer dritten Debatte aufeinander - dann in Florida.
 

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04:39 Uhr: Die Debatte ist nun beendet. Romney und Obama stürmen zu ihren Familien, umarmen ihre Frauen. Obama wirkt erschöpft, aber auch erleichtert. Er hat das Comeback geschafft.

04:35 Uhr: Letzte Runde in dem Schlachtfest: Romney lässt es "Menscheln", erinnert an seine Zeit als Kirchenmann, der Menschen helfe. Appelliert, dass sich Amerika nicht mit hoher Arbeitslosigkeit und Hoffnungslosigkeit abfinden müsse. Obama schließt mit der "47 Prozent"-Attacke gegen Romney.

04:30 Uhr: Die Kandidaten gehen in die Verlängerung. Wegen dem heftigen Schlagabtausch zwischen Obama und Romney konnten Bürger bisher weit weniger Fragen stellen. Die Debatte ist nun insgesamt zu lange und zu negativ für das Millionen-Publikum. Die verbale Rauferei könnte leicht Wechselwähler abschrecken. Aber Obama hat bisher nicht die Coolness verloren, er attackiert ohne zornig zu wirken.

04:25 Uhr: Nun wird das Thema Beschäftigung nochmals bemüht: Was werde gemacht, um Jobs, die outgesourced wurden, zurück in die USA zu bringen und sie auch da zu behalten? Romney: "Das ist eine sehr gute Frage: Wir müssen Amerika zum besten Arbeitsplatz der Welt machen".

04:19 Uhr: Vom Ausland zurück zur Innen-Politik: Bei der nächsten Frage geht es um das Waffenrecht und Kriminalität in den USA. Romney reduziert den Waffenwahn in Amerika auf das Versäumnis, dass Eltern ihren Kindern nicht sagen, vor dem Kinderkriegen zu heiraten und zu viele Kinder mit nur einem Elternteil aufwachsen... Unterstellt damit eine wachsende Gewaltbereitschaft durch gesellschaftliche Probleme und nicht die leichten Beschaffungsmöglichkeiten von Waffen.

04:10 Uhr: Themenwechsel: Bei der nächsten Frage geht es um Außenpolitik. "Wer hat erhöhte Sicherheitsmaßnahmen für die US-Vertretung in Benghazi, Libyen, verweigert?", werden beide gefragt. Obama nimmt seine Diplomaten in Schutz und erklärt, wie wichtig ihr Job im Ausland ist. Romney attackiert den Präsidenten: Er wirft ihm vor, ein Tag nach der Terror-Attacke von Benghazi nach Las Vegas gereist zu sein, um Gelder für den Wahlkampf zu lukrieren. Obama widerspricht vehement: Mit dem Tod von Diplomaten Politik zu machen, ist eine Beleidigung.   

04:05 Uhr: Im Moment geht es um Einwanderungspolitik. Die Diskussion wird zunehmend hitziger.

03:56 Uhr: Obama läuft jetzt zur Höchstform auf, Romney tut sich immer schwerer, seine Angewidertheit hinter seinem Standard-Grinsen zu verbergen..Dann reitet er allerdings eine Attacke auf Obama: Er bezeichnet ihn als "Schwätzer".

03:47 Uhr: Die Hälfte des TV-Duells ist bereits um. Die Bilanz: Obama hat etwas länger gesprochen: 20 Minuten hat er für seine Antworten gebraucht, Romney nur 17 Minuten.

03:46 Uhr: Brillante Frage einer Wählerin: "Gouverneur Romney, ich habe Angst vor einer Rückkehr zu den Bush-Jahren mit wieder einem Republikaner im Oval Office - was ist der Unterschied zwischen Ihnen und Bush?" Zwingt dadurch Romney, sich von Bush zu distanzieren und erlaubt Obama, Bush den Großteil seiner Wirtschaftsprobleme in die Schuhe zu schieben.

03:45 Uhr: Die Schlacht um die "Voror-Mütter" hat begonnen: Obama attackiert Romney, da der Abtreibungsrechte für Frauen einschränken und sogar Empfängnisverhütung erschweren wolle. Obama macht einen persönlichen Punkt: "Ich habe zwei Töchter, ich will dass sie künftig die gleichen Rechte haben".

03:36 Uhr: Es fliegen wieder die Fetzen wegen Romneys Steuerplan: Obama wirft ihm vor, er würde weiter nicht verraten, wie er seine Steuersenkungen finanzieren wolle. Romney kontert mit dem Vorwurf an Obama wegen der explodierenden Budgetdefizite in seiner Amtszeit. Moderatorin Crowley muss das Wortduell beenden, um endlich eine neue Frage von den Wählern zuzulassen. Jetzt geht es um die Einkommens-Schere zwischen Frauen und Männern.

03:30 Uhr: Die Zuhörer reagierten mit geschocktem Schnaufen als Romney Obama respektlos zurückwies: "Sie werden gleich ihre Chance zur Antwort erhalten..." Die 1.000 Bürger im Saal regierten auch mit Gelächter, als Obama und Moderatorin Crowley ihn in die Schranken weisen. Sie können den sehr aggressiven Romney offenbar nicht leiden.

03:24 Uhr: Obama landete den ersten echten Treffer des Abends: "Benzin war so billig, da wir in der Rezession waren..." Romney würde ebenfalls solch niedrigen Preise als Präsident ermöglichen, da er die Nation in die nächste Rezession führen werde...

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03:18 Uhr:  Obamas Standard-Floskel heute Abend offenbar: "Was Gouverneur Romney da sagt, entspricht nicht der Wahrheit". Gestritten wird jetzt um Benzinpreise. Beide Kandidaten stehen sich zum ersten Gefecht gegenüber: Romney nähert sich Obama bedrohlich, Obama wehrt sich, doch zieht sich dann doch auf seinen Sessel zurück. Romney wirkt mit seiner dominierenden Art unsympathisch, als "Bully", der Obama nicht zu Wort kommen lässt. Nun legt sich Romney auch mit der Moderatorin an.

03:11 Uhr: Romney nimmt den Köder über Detroit an, verteidigt sich: Obama greift in seiner Antwort jedoch voll an: Er geißelt Romneys Philosophie, die nur den Reichen helfe und die Mittelklasse in den letzten 10 Jahren darben ließ. Amerika brauche diese alten Rezepte nicht, die das Land ins Verderben führten. Romney wollte Moderatorin Crawley die Diskussionsleitung nehmen und sofort kontern, doch die wehrt sich erfolgreich.

03:03 Uhr: Es geht los: Die Kandidaten sind vorgestellt: Erste Frage geht an Romney. Ein Student will wissen, wie Studenten mit ihren Schulden über die Runden kommen wollen. Romney argumentiert: "Das wichtigste ist, dass Studenten überhaupt einen Job bekommen" Romney nimmt an, dass er beim Graduieren des Fragestellers 2014 Präsident ist. Lacht. Obama wirkt wesentlich dynamischer und angriffiger: Landet erste Treffen gegen Romney, der Detroit pleite gehen lassen wollte.

02:55 Uhr: Schon vor der Debatte gab es heftiges Gezerre zwischen den Camps über die Rolle der Moderatorin, CNNs Candy Crowley. Die hatte in Interviews gemeint, eine "aktive" Diskussionsleiterin sein zu wollen. Obama und Romney wollten jedoch so wenig wie möglich unangenehme Fragen gestellt bekommen, wie ein ausgehobenes Memorandum zwischen beiden verriet. Erwartet werden heute Abend zwischen 12 und 15 Fragen von den Wählern.

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02:48 Uhr: Obamas Konvoi ist am Weg zur "Hofstra University", er verließ das "Melville Mariott"-Hotel um 20 Uhr, traf nach kurzer Fahrt um 20:28 Uhr ein. Früher während des vielleicht entscheidenden Tages hatte Obama der Presse zugerufen: "Ich fühle mich fabulös..."

02:44 Uhr: Mitt Romney´s Team twitterte ein Foto, wo der Republikaner im Wagen bei der Fahrt zum Auditorium die Hand mit Frau Ann hält: "Am Weg zu Debatte, es wird eine tolle Nacht", heißt es in den Tweet. 

02:41 Uhr:  Im US-TV laufen aktuelle Prognosen: Obama-Berater Robert Gibbs kündigte an, dass der Amtsinhaber "bestimmt aber höflich" argumentieren werde. Er wolle vor allem Romneys Anti-Abtreibungs-Positionen zur Sprache bringen, um bei Wählerinnen zu punkten. Laut jüngster "Gallup"-Umfrage kam Romney bei Frauen auf einen Punkt heran, die Umfrage könnte jedoch ein "Ausreißer" sein. Insgesamt geht es um Suburb-Frauen, die in den Schaukelstaaten wie Ohio, Florida, Virginia, Colorado und anderen das Zünglein an der Waage sind. Laut NBC-Experten Chuck Todd muss Obama im Wahlkampffinale seine Taktik ändern: "Bisher lief alles darauf hinaus, Romney als keine ernsthafte Alternative zu diskreditieren", so Todd: "Das hat Romney mit seinem ersten Debattensieg in Denver jedoch klar widerlegt". Nun müsse Obama erklären, warum er vier weitere Jahre im Oval Office verdiene. 

02:30 Uhr: Romney hat drei der vier Münzwürfe gewonnen: Er darf u.a. rechts stehen, die erste Frage beantworten, Obama wird dafür als erster vorgestellt. Die Verhandlungsteams der Kandidaten einigten sich auf eine Raumtemperatur im "David S. Mack Sports and Exhibition Complex" der "Hofstra University" auf Long Island von 18,3 Grad Celsius. Während Reporter und Zuseeher deshalb frieren, wollen die Rivalen jede im TV verheerend rüberkommende Schweißbildung verhindern. 

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Obama liefert Pizza aus

Barack Obama schaute in seinem Wahlkampfbüro in Williamsburg (Virgina) vorbei.

Derzeit bereichtet er sich in der Nähe auf seine nächste Debatte mit Mitt Romney vor.

Um seine Mitarbeiter zu motivieren brachte er Pizza mit.

Anschließend ließ es sich der amtierende US-präsident nicht nehmen, ...

...mit einigen potentiellen Wählern am Telefon zu plaudern.

Sowohl Obama selbst, ...

... als auch seine Mitarbeiter hatten sichtlich Spaß.