Terror in Bombay

2-Jähriger vor Gewalt der Terroristen gerettet

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Die Kinderfrau konnte mit dem Baby flüchten, doch die Eltern starben einen Tag später. Ganz Israel ist von Moshes Schicksal erschüttert.

Moshe ist noch viel zu klein, um all das Grauen um ihn herum zu verstehen. Der Zweijährige lag mit seiner Mutter Rivka (26) und seinem Vater Gavriel (29) friedlich im Bett, als das Zentrum der ultra-orthodoxen jüdischen Chabad-Bewegung in Bombay gestürmt wurde. Die Terroristen müssen gewusst haben, dass ihnen im Chabad-Haus viele Geiseln in die Hände fallen. Denn Chabad-Häuser sind für jüdische Reisende weltweit ein Refugium.

Schicksal der Eltern - beide tot
Wie durch ein Wunder wurde Moshe von seinem Kindermädchen gerettet. Der kleine Bub stand weinend und mit blutbespritzter Hose neben seinen Eltern. Das Rabbiner-Paar lag bewegungslos in einer Blutlache auf dem Boden. Das Schicksal der Eltern ist jetzt besiegelt: Sie sind beide tot. Sie starben im Chabad-Haus als Geislen. Am Freitag, zwei Tage nach dem Anschlag, wurde Moshe zwei Jahre alt.

"Wir haben sofort gewusst, dass das ein Anschlag ist und dass Terroristen herumlaufen", sagte das Kindermädchen Sandra der israelischen Tageszeitung "Yediot Ahronot". "Ich weiß nicht, wie ich so schnell reagiert habe, aber ich habe die Tür vor der Nase eines Terroristen zugeschlagen. Wir waren gerettet", erzählt die Mittfünfzigerin. Mit einem anderen Angestellten rettete sie sich in die Vorratskammer des fünfstöckigen Gebäudes.

Moshe rief nach seiner Kinderfrau
Von diesem Moment an drehten sich Sandras Gedanken nur noch um den kleinen Moshe. "Ich hatte große Angst, aber noch mehr Angst hatte ich um das Baby", sagt sie. Nach zwölf endlosen Stunden im Versteck hörte das Kindermädchen eine verzweifelte Stimme rufen: "Sandra, Sandra, Sandra!". "Ich beschloss, trotz der Schießerei nach oben zu gehen und ihn zu finden. Ich hatte Angst, dass jemand Moshe rufen hört und dem Buben etwas antut", sagt sie. "Als ich oben ankam, waren die Terroristen auf dem Dach. Ich fand Moshe direkt neben seinen Eltern. Alles war voller Blut. Ich griff ihn, ging aus dem Zimmer raus und rannte dann nach draußen."

Chabad-Haus als besonderes Ziel?
Die Angreifer müssen den Anschlag lange Zeit geplant und ihr Ziel, eine jüdische Einrichtung, bewusst ausgesucht haben. Das Chabad-Haus liegt mitten in einem Wohnviertel in Bombay. Israels Außenministerin Tzipi Livni sagt: "Das Chabad-Haus steht in einer Nebenstraße und nicht in einer Hauptstraße. Wir glauben deshalb, dass die Terroristen die Absicht hatten, dort nach amerikanischen, britischen und israelischen Geiseln zu suchen."

Das Gemeindezentrum war andererseits auch ein relativ einfaches Ziel. Das Rabbiner-Paar Holtzberg arbeitet dort seit fünf Jahren und ist für seine große Gastfreundschaft bekannt. Rucksack-Reisende übernachteten dort genauso gern wie Geschäftsleute. Werktags hielten sich nach Informationen der Tageszeitung "Haaretz" mindestens 30, am Wochenende bis zu 80 Personen auf.

Foto: (c) AP

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