10 Menschen verletzt

Amokläufer von Ansbach aus Koma erwacht

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Die Polizei erhofft sich nun Aufschluss über die Beweggründe des 18-Jährigen.

Vier Tage nach dem Amoklauf an einem Gymnasium im mittelfränkischen Ansbach ist der schwer verletzte Täter aus dem künstlichen Koma erwacht. Da der 18-Jährige zu den wenigen überlebenden Amokläufern überhaupt gehört, erhoffen sich die Ermittler nun von seiner Befragung Aufschluss über seine Beweggründe. Er sei ansprechbar, aber bisher noch nicht vernommen worden, sagte die Oberstaatsanwältin.

Ungerecht behandelt und ausgegrenzt
Aus mehreren vom Täter verfassten Texten gehe hervor, dass er einen "Hass gegen die Menschheit im Allgemeinen und gegen die Institution Schule" hatte, sagte Oberstaatsanwältin Gudrun Lehnberger. Er fühlte sich demnach ungerecht behandelt, ausgegrenzt und nicht anerkannt. Zudem habe er in den gefundenen Texten die Angst geäußert zu erkranken, seine Matura nicht zu bestehen und damit keine Zukunft zu haben. Der 18-Jährige "wollte nicht mehr leben", sagte Lehnberger. Er habe damit gerechnet, von der Polizei getötet zu werden.

Haftbefehl wartet
Sollte sich der Gesundheitszustand des 18-Jährigen nicht wieder verschlechtern, werde noch im Laufe des Tages der Haftbefehl wegen zehnfachen versuchten Mordes gegen ihn eröffnet.

Zehn Menschen verletzt
In Ansbach hatte der 18-jährige Täter am Donnerstag mit fünf Brandsätzen, vier Messern und einer Axt bewaffnet einen Anschlag auf seine Schule verübt. Dabei wurden neun Schüler und ein Lehrer verletzt. Zwei 15-jährige Mädchen erlitten lebensgefährliche Verletzungen. Der Täter selbst wurde von einem Polizisten niedergeschossen und schwer verletzt.

Eine der beiden lebensgefährlich verletzten Schülerinnen aus der zehnten Klasse erlitt ein offenes Schädel-Hirn-Trauma durch einen Schlag mit der Axt auf den Kopf, ihre Mitschülerin schwere Brandwunden. Beide Mädchen sind seit Freitag außer Lebensgefahr und weiter auf dem Weg der Besserung, wie es aus gut informierten Kreisen hieß.

Langsam zurück zur Normalität
Unterdessen versuchten die rund 700 Schüler des Gymnasiums Carolinum, zur Normalität zurückzufinden, wie der Schuldirektor sagte. Am Morgen hätten sich etwa 400 Gymnasiasten zu einer Besprechung in der Sporthalle eingefunden und den Wunsch geäußert, wieder Unterricht zu haben. Bei Bedarf stehe aber weiterhin ein Team zur psychologischen Betreuung zur Verfügung.

"Apocalypse Today"
Der Täter soll in psychotherapeutischer Behandlung gewesen sein, war bisher aber nicht durch gewalttätiges Auftreten aufgefallen. Den Amoklauf hatte der angehende Abiturient als "Apocalypse Today" in seinen Kalender für den 17. September eingetragen. Außerdem hatte er ein Testament verfasst und auf den Jahrestag des Terroranschlags von New York, 9/11, datiert.

Bei zurückliegenden Amokläufen an Schulen in Deutschland, den USA und Finnland waren die Täter meist von der Polizei getötet worden oder hatten sich selbst umgebracht.

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